Wer mit der App Animal Tracker nach Waldrapp Montalcino fahndet, der fand jetzt den letzten Eintrag vom Morgen des 5. August bei Altusried östlich von Leutkirch. Das Weibchen des Jahrgangs 2018 hatte sich auf unglückliche Weise massiv am Schnabel verletzt und wurde so aufgefunden.
Schnabel war bis an die Wurzel gespalten
Nach einer Meldung an das Waldrappteam meldete sich Ziehmutter Anne-Gabriela Schmalstieg bei Iris Barann in Salem-Weildorf mit einem Hilferuf. Barann hatte die anderen Waldrappe immer wieder beobachtet, die dort am regelmäßigsten anzutreffen sind. „Ich bin nach Altusried gefahren und habe Montalcino abgeholt“, berichtet die Weildorferin, die zwar Hühner und Meerschweinchen hält, mit den Krummschnäbeln bislang allerdings nichts zu tun hatte. „Der Oberschnabel war längs gespalten bis an die Wurzel und es blutete“, beschreibt Iris Barann das Malheur.
Sie brachte das Waldrapp-Weibchen in die Tierklinik Ravensburg. „Dort hat man ihm den Schnabel mit Epoxid-Harz quasi wieder zusammengeklebt“, schildert sie die Behandlung. Dann nahm sie den Vogel in Absprache mit dem Waldrappteam mit nach Hause.
Beim Auffinden war sie schon auf 750 Gramm abgemagert
„Wir sind sehr froh über diese Unterstützung“, sagt Projektleiter Johannes Fritz, der in Salzburg von dem Vorfall erfahren hatte. Allerdings war Montalcino beim Auffinden schon auf rund 750 Gramm abgemagert. Iris Barann fütterte den Vogel regelmäßig und stellte den Waldrapp täglich auf die Waage. Eine Woche später konnte sich die Zunahme schon sehen lassen. „Er wog heute etwa 1100 Gramm“, sagte Barann am Mittwochabend. „Das ist schon mal nicht schlecht.“ Auf 1500 Gramm sollte er allerdings kommen, um wieder fit für den Rückflug in die Toskana zu sein.

Von den Mehlwürmern, die nach wie vor seine Lieblingsspeise sein sollten, will Montalcino allerdings wenig wissen. Stattdessen füttert ihn seine Weildorfer Pflegerin mit Rindfleischwürfeln. „Sie ist schon sehr wählerisch“, hat Iris Barann beobachtet. „Und wenn sie nicht mehr will, dann will sie nicht mehr.“ Inzwischen hat sich der Vogel wieder so weit erholt, dass er aus der „Pflege“ entlassen werden konnte.
So steht es um die Waldrappe im Linzgau
Zehn Waldrappe sind mittlerweile seit einigen Wochen ständig zwischen Linzgau und Hegau unterwegs. Vielen Naturbeobachtern oder Spaziergängern sind sie schon begegnet, wie die zugesandten Fotos und Meldungen zeigen.
Das Interesse an den Tieren ist nicht nur rund um Hödingen und Heiligenberg groß, wo mittlerweile schon drei Generationen das Fliegen gelernt und am Ende gen Süden ins Winterquartier abgehoben haben. Vergangenes Jahr hatte es ein erster Rückkehrer bis in die Schweizer Bodenseeregion geschafft, dieses Jahr ist ab Mai ein ganzer Trupp im geplanten Brutgebiet am nördlichen Seeufer standorttreu unterwegs. Ab Mitte September rechnet Biologe Johannes Fritz mit dem Abflug in die wärmere Toskana. Gelassen bereitet er die dritte Bewerbung um eine Förderung im Rahmen des EU-Life-Projekts für Artenschutz vor. „Wir sind guter Dinge“, bleibt der Österreicher gelassen.
„Es ist eines der besten Artenschutzprojekte, die es derzeit gibt“, ist auch Peter Berthold nach wie vor begeistert. Der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie war es auch gewesen, der seinem österreichischen Kollegen Fritz vor einigen Jahren den Tipp mit dem Überlinger Standort gegeben und die Kontakte eingefädelt hatte. Auch Berthold ist zuversichtlich, dass das Projekt trotz einiger Förderprobleme bei der EU fortgesetzt werden kann. „Johannes Fritz ist da ja sehr flexibel“, sagt Berthold.