Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags hat sich gestern einstimmig für den Erhalt der historischen Eisenbahnbrücke (Baujahr 1856) in Albbruck ausgesprochen. "Es handelt sich hier um ein sehr erhaltenswertes Bauwerk", betonte der Ausschuss-Vorsitzende, Marian Wendt (CDU), nach einer Besichtigung und Beratung vor Ort. Der Ausschuss wird eine solche Empfehlung an die Bundesregierung richten. Diese soll auf die Bahn einwirken, dass die 163 Jahre alte Bogenbrücke nicht einem Neubau aus Beton weicht, sondern saniert und nur mit einem neuen Brücken-Oberdeck aus Beton ausgestattet wird. Dieses sollte nach Möglichkeit mit den alten Granit-Steinen verkleidet werden, sodass die alte Brücken-Optik erhalten bleibt.

Denkmalamt bleibt Termin fern

Eine solche Sanierung hatte die Bahn ursprünglich erwogen. Doch das Landesamt für Denkmalschutz hat den Eingriff in die historische Bausubstanz 2015 als zu massiv eingestuft, als dass der Denkmalschutz-Status der Brücke Bestand haben könnte. Daraufhin war die Bahn aus Kostengründen auf einen Neubau umgeschwenkt. "Es ist mir unergründlich, warum trotz Einladung heute kein Vertreter der Denkmalschutz-Behörde anwesend ist", brachte Vorsitzender Marian Wendt das Unverständnis der Parlamentarier über die Behörde zum Ausdruck.

Etwa 50 Abriss-Gegner aus Albbruck begleiteten den Petitionsausschuss bei der Besichtigung der historischen Eisenbahnbrücke.
Etwa 50 Abriss-Gegner aus Albbruck begleiteten den Petitionsausschuss bei der Besichtigung der historischen Eisenbahnbrücke. | Bild: Doris Dehmel

Wendt unterstrich die besondere Bedeutung der Petition, die eine Gruppe um Arthur Werner eingereicht hatte und die den Ausschuss nun bewogen hat, vor Ort zu erscheinen. Jährliche gebe es nur drei bis vier solcher Besichtigungstermine. Daraus sei auch der Bundesregierung ersichtlich, wie wichtig die Albbrucker Petition sei. "Deshalb sehe ich gute Aussichten auf Erfolg!", so Wendt.

Geduldsprobe für Demonstranten

Rund 50 Abriss-Gegner hatten fast eine Stunde in der prallen Sonne auf die Ankunft der Parlamentarier an der Brücke warten müssen. Die vorausgegangene Erörterung im Rathaus mit Vertretern der Bahn und der Bürgerinitiative hatte viel länger gedauert als erwartet. Als beratende Ausschuss-Mitglieder waren auch die Wahlkreis-Abgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) und Felix Schreiner (CDU) dabei, außerdem Landrat Martin Kistler und Albbrucks Bürgermeister Stefan Kaiser.

Die Bahn-Vertreter hatten erneut hohe Folgekosten im Falle einer Brückensanierung angeführt (siehe Info-Kasten), die von den Abriss-Gegnern aber bezweifelt werden. Sie führten die Expertise eines Schweizer Spezialisten für die Sanierung historischer Brücken ins Feld, die Sanierungskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro ergab.

Im September weitere Gespräche

Der Ausschuss war sich einig, dass es stets erstrebenswert ist, alte Bauwerke zu erhalten und mit moderner Nutzung zu kombinieren. So würde die Brücken-Sanierung in Albbruck die geplante Elektrifizierung der Hochrhein-Strecke nicht blockieren. Die Parlamentarier sprachen sich auch klar dafür aus, dass die Bahn die Arbeiten in Albbruck nur insoweit weiterführt, dass eine Sanierung der Brücke noch möglich ist. "Aber Fakt ist auch, dass wir der Bahn keine Vorschriften machen können", so Marian Wendt.

Mitte September sollen Gespräche mit Vertretern der Bahn sowie des Bundes- und Landes-Verkehrsministeriums stattfinden, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Für die Brücken-Sanierung müsste die Bahn ein neues Planfeststellungs-Verfahren beantragen. Das würde zu einer mehrjährigen Verzögerung führen. Wer die so entstehenden Mehrkosten trägt, ist offen.

Zufriedenheit bei allen Beteiligten

  • Arthur Werner: "Mein Telefon ist schon heiß gelaufen wegen der vielen Glückwunsch-Bekundungen! Ich glaube, dass wir jetzt wirklich zuversichtlich sein dürfen, dass die historische Eisenbahnbrücke erhalten und nicht abgerissen wird. Die interne Abstimmung im Ausschuss ist 8:0 für unsere Position ausgefallen. Die einhellige Meinung der Parlamentarier war, dass dieses Bauwerk unbedingt der Nachwelt erhalten werden muss. Mein Dank gilt auch Herrn Fechtig von der Schweizer Firma Fretus, der uns wichtige Argumente für die Brücken-Sanierung geliefert hat."
  • MdB Felix Schreiner (CDU): „Das heutige Ergebnis stimmt mich sehr zufrieden. Ich hätte mir von der Bahn allerdings gewünscht, dass sie sich schon im Vorfeld kompromissbereiter gezeigt hätte. Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Albbrucker Bürgerinitiative – auch, dass sie das Instrument der Petition ergriffen hat.“
  • MdB Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD): „Ich bin zufrieden mit diesem einstimmigen Beschluss des Ausschusses. Der heutige Tag zeigt, dass Politiker die Anliegen von Bürgern ernst nehmen und nach guten Lösungen suchen. Jetzt ist das Bundes-Verkehrsministerium am Zug.
  • Bürgermeister Stefan Kaiser: „ Mein Fazit fällt absolut positiv aus. Dass der Ausschuss überhaupt nach Albbruck kommt, war schon ein großer Erfolg. Jetzt hat sich das Gremium einstimmig für den Erhalt der Brücke ausgesprochen – – – mehr war nicht zu erwarten!“