Es ist nicht der See allein, es sind die Facetten, die den Bergsee in Bad Säckingen fast einzigartig erscheinen lassen. Er ist Naherholungsgebiet, wurde für das Gewerbe genutzt, er hat eine bedeutsame Ökologie, und kaum ein See ist so oft und vielfältig von Künstlern der Region dargestellt worden. Auch wissenschaftlich ist er ein Wunder, denn bis heute ist nicht bekannt, wie alt er wirklich ist. Deshalb wird er immer wieder wissenschaftlich untersucht.
Schwarzsee oder Stadtsee, so die alten Namen des heutigen Bergsees. Joseph Victor von Scheffel war es, der dem See seinen heutigen Namen gegeben hatte. Er liegt in einer von der Eiszeit ausgeformten Wanne, die etwa 450 Meter lang, 125 Meter breit und in der Mitte 13 Meter tief ist. Seine Oberfläche misst 6,9 Hektar und fasst 420 000 Kubikmeter Wasser. Seit 1801 wurde der Bergsee als Wasserspeicher für die Industriebetriebe im Schöpfebachtal genutzt. Bis zum Bau des Waldbades diente das Ostufer den Säckingern als öffentliches Schwimmbad. Durch die Zuleitung von Abwässern aus den Kläranlagen der Heidwuhr, bricht das Ökosystem des Sees ab 1980 zusammen. Dicke, grüne Algenteppiche bedeckte im Sommer die Oberfläche. Der Bergsee drohte umzukippen. Um das zu verhindern, wurden zunächst die Kläranlagen in Egg, Jungholz und Rüttehof von dem Heidwuhr abgehängt. Gleichzeitig wurde eine Seebelüftungsanlage installiert, die heute noch im Einsatz ist. Am westlichen Abschlussdamm wurde ein Überlaufwerk errichtet, das die Durchströmung des Wassers vom Einlauf her verbessert.

Einer, der mit dem Bergsee aufgewachsen ist und ihn auch heute noch regelmäßig besucht, ist Altstadtrat Karl Braun. Immer wieder kehrt er mit seiner Kamera an den Bergsee zurück und hält den Lauf der Jahreszeiten am Bergsee fest. „Es wurde schon oft über den Bergsee geschrieben“, sagt er. „Aber oft nur wissenschaftlich und selten über seine Schönheit“. Um den Bürgern den Bergsee mit seinen Facetten näher zu bringen, hält er Dia-Vorträge mit dem Titel „Der Bergsee im Wandel der Jahreszeit“. Mit im Gepäck hat er 300 Dias, die er im Laufe der Jahre selbst fotografiert hat. „Obwohl der Bergsee während meiner Kindheit so wichtig für mich gewesen war, verlor ich ihn aus den Augen“, erzählt Karl Braun. „Ich hatte auf dem Hotzenwald und auf dem Dinkelberg fotografiert, hatte Fotoreisen ins Ausland unternommen, staunen vor spektakulären Landschaften gestand und bei all dem vergessen, dass das Schöne so nahe liegt.“ Diese Eindrücke waren es dann auch, die Karl Braun dazu veranlassten, ein Buch über den Bergsee zu verfassen. „Als meine Familie 1952 von Schleswig-Holstein nach Säckingen zog, erforschten wir wandernd die Gegend“, erinnert sich der Altstadtrat. „Uns Kindern wurde es nie langweilig“, erinnert sich Karl Braun heute. Im Sommer besuchte Braun auch regelmäßig den Bergsee als Schwimmbad. Über die Fotografie kam Karl Braun dann zur Kunst. Im Laufe der Zeit erwarb er einige Kunstwerke und entdeckte so ein anderes, aufregendes Feld: Die Darstellung des Bergsees auf historischen Ansichtskarten und Fotografien. Braun alleine besitzt über hundert Ansichtskarten mit den verschiedensten Darstellungen des Bergsees.


Doch nicht nur die Schönheit des Bergsees lockte die Menschen an. Immer wieder rückte der Bergsee in den Fokus der Wissenschaftler. In den vergangenen Jahren war der Bergsee eine zentrale Forschungsquelle für Wissenschaftler der Universitäten Besançon und Dresden. Mehrmals wurden Sedimentproben aus den Tiefen des Sees genommen und untersucht. 2013 zog eine Forschergruppe aus Frankreich einen 33 Meter langen Bohrkern, um diesen auf die Würm-Eiszeit und die Klima- und Feuergeschichte des Südschwarzwaldes zu untersuchen. Die deutschen Forscherkollegen fokussierten sich auf die Nacheiszeit und die menschlichen Aktivitäten. Dafür wurde der Kern aufgeschnitten und Zentimeter für Zentimeter untersucht sowie mikroskopiert. Somit konnten für jede Tiefenstufe Proben analysiert werden. „Der Bergsee birgt noch viele wissenschaftliche Fragen“, erklärt Umweltreferent Ralf Däubler. Die verschiedenen Bohrungen sind noch nicht bis zum Grundgestein vorgedrungen. „Den See weiter zu untersuchen ist leider eine Kostenfrage“, bedauert es Däubler. Trotzdem wurde ein internationaler Forschungsantrag gestellt. Das Alter des Bergsees wird auf 30 000 Jahre beziffert. „Aber es wird angenommen, dass er wesentlich älter, nämlich 100 000 Jahre alt ist“, erklärt Däubler.
Seit dem Jahr 2000 sind einige Maßnahmen unternommen worden und der Bergsee hat sich seit dieser Zeit wieder in seine Natürlichkeit zurückentwickelt. „Es ist viel unternommen worden, um das Wasser und den Lebensraum für die Pflanzen und die Tiere zu verbessern“, so der Umweltreferent. Heute ist der Bergsee wieder ein reizvolles Ausflugsziel. „Wir müssen sensibel bleiben, damit dem Bergsee nichts mehr von seiner Würde genommen wird“, sagt Ralf Däubler.