Liedermacher Reinhard Mey sang: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Dieses Gefühl von Freiheit ist es wohl, das immer mehr junge Menschen für die Fliegerei begeistert.
Davon profitiert die Segelfluggruppe Bad Säckingen, eine von vier Ortsgruppen der Luftsportgemeinschaft Hotzenwald, mit 30 aktiven und 25 passiven Mitgliedern. Das jüngste Mitglied ist 14 Jahre alt, das Älteste rund 80 Jahre. Die Gruppe hat gerade die Saison abgeschlossen, jetzt ist Flugpause bis März. Einen der letzten Flüge hat Vorsitzender Hanspeter Böhler mit unserer Autorin gemacht.
Jede freie Minute am Wochenende verbringen die Mitglieder auf dem Segelfluggelände in Hütten. Die Segelfluggruppe Bad Säckingen besitzt drei einsitzige Segelflugzeuge, mit denen von Frühling bis Herbst auf dem Gelände geflogen wird: Eine LS 8, die LS 4 sowie einen Discus b. Für besondere Hochgefühle sorgt seit Kurzem eine schmucke Janus Ce. Der Neuzugang ist ein 30 Jahre alter Doppelsitzer, der vor allem für Schulungen verwendet wird.

Auf dem Segelflugplatz in Hütten sind alle fliegerisch vorbelastet – durch das Modellfliegen auf den Geschmack gekommen oder durch die Eltern, die fliegen. Auch bei Hanspeter Böhler und Ehefrau Monika ist das so. Außer ihnen fliegen zwei ihrer vier Kinder. Der Jüngste, 13, „steht bereits in den Startlöchern, kann es kaum erwarten, bis er 14 ist“, erzählt Böhler. „Er ist noch zu jung für den Führerschein, aber alt genug zum Fliegen, denn hier ist das Mindestalter 14 Jahre. Mit 15 Jahren dürfen die Jugendlichen alleine fliegen.“
Die Flugausbildung
Böhler freut sich: „Pro Jahr ist der Verein jeweils um ein Aktivmitglied gewachsen. Er selbst kam über einen Schnuppertag der Segelfluggruppe während seines Studiums zum Fliegen. Von da an war er angefressen und blieb. Mittlerweile ist er seit 20 Jahren ehrenamtlicher Fluglehrer. Seine weiteste Strecke: 500 Kilometer.

Bei der Luftsportgemeinschaft Hotzenwald sind während der Flugsaison, die von April bis Oktober dauert, an jedem Wochenende ehrenamtliche Fluglehrer eingeteilt. Um die Kosten für die Mitglieder niedrig zu halten, wird bei der Segelfluggruppe Bad Säckingen bei vielem selbst Hand angelegt.

Das Schleppflugzeug fliegt ein Vereinsmitglied, der Windenfahrer ist Vereinsmitglied, der Traktor, mit dem die Segelflugzeuge vom Lande- zum Startplatz gezogen werden, wird meist von den Jugendlichen im Verein gefahren, die so ganz nebenbei gleich noch das Fahren lernen. Während der Ausbildung fliegen Flugschüler und Fluglehrer gemeinsam im Doppelsitzer, so lange, bis sie die Grundlagen des Fliegens beherrschen. Danach fliegen sie mit diesen Maschinen 20 bis 30 Mal alleine, erst dann steigen sie um auf eine einsitzige Maschine.

Ist Fliegen eigentlich gefährlich? Am Nachmittag des 30. Juli starb ein erst 16-jähriger Flugschüler, als sein Segelflugzeug bei Rickenbach abstürzte. Der Flugschüler habe nicht zur Segelfluggruppe Bad Säckingen gehört, erklärt Hanspeter Böhler, sondern zum Dreiländereck. „Die Unfallzahlen beim Fliegen sind sehr, sehr gering,“ sagt Hanspeter Böhler.

Gebe es Unfälle, „werden diese extremst sorgfältig aufgearbeitet, um eine Lehre daraus zu ziehen.“ Wie es zu dem tragischen Unfall in Rickenbach kam, weiß er nicht. „Vielleicht eine Überforderung in der Situation“, schätzt Böhler. Beim Autofahren könne man in einer solchen Situation anhalten und nachdenken. Beim Fliegen sei das nicht möglich. „Das Schwierigste beim Fliegen sind Start und Landung.“

Worin besteht die Faszination des Fliegens mit einem Segelflugzeug? „Man ist ein Stück weit losgelöst“, beschreibt Böhler die Gefühle. Beim Segelfliegen muss die Aerodynamik stimmen, man muss mit dem Wetter klar kommen. Außerdem sei das Segelfliegen etwas Gemeinschaftliches.