Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte die Hufschmiedin und Coachin aus Wehr allerdings „heute noch keinen Kommentar“ abgeben, wie sie sagte. Das Gespräch beendete sie abrupt durch Auflegen des Hörers.

Der mit 86 Prozent der Stimmen im Amt bestätigte Bürgermeister Alexander Guhl wollte den Vorgang nicht näher kommentieren. Wer die Umtriebe im Internet mitverfolgt habe, könne nicht überrascht sein: „Ich bin mir aber sicher, dass der Rechtsstaat im Sinne der Bürger handeln wird und sehe der Sache gelassen entgegen“, so Guhl. „Ich würde mir aber ein anderes Demokratieverständnis wünschen.“

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Linken-Stadtrat Angelo De Rosa, der bei der Wahl zweitplatzierte Bewerber, distanziert sich mit deutlichen Worten von der Wahlanfechtung und allen Störgeräuschen aus den sozialen Netzwerken: „Damit habe ich nichts zu tun und möchte auch künftig nichts damit zu tun haben.“ Er habe sich um einen fairen Wahlkampf bemüht. Nun sei die Wahl vorbei, auch er habe sich mehr als die erreichten acht Prozent erhofft. „Aber jetzt ist dennoch Zeit, nach vorne zu blicken, denn die Stadt hat ganz andere Probleme.“

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Gesche Roestel hatte am Wahlabend noch von einer „lehrreichen Erfahrung“ gesprochen. Mit dem Ergebnis hatte sie sich zufrieden gezeigt und erklärt, dass sie keine weiteren politischen Ambitionen habe. Im Wahlkampf hatte sie bei den öffentlichen Veranstaltungen immer wieder freimütig eingeräumt, dass ihr in vielen Bereichen der Verwaltung wie auch bei den wichtigen Themen der Stadt Wissen fehle. Zudem hatte sie mit populistischen Sprüchen auf sich aufmerksam gemacht. Bei der Kandidatenvorstellung der Stadt hatte sie konstatiert, dass sie „fast 40 Jahre lang politikverdrossen gewesen“ sei und bis vor Kurzem den Satz „Politiker sind...“ mit dem Wort „korrupt“ beendet hätte. Der erhoffte Publikumserfolg war ausgeblieben.

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Derweil geht insbesondere auf Facebook das Störfeuer unvermindert weiter. Besonders tut sich in diesem Kontext Kai Isemann hervor, der seine Bewerbungsabsicht am letzten Tag der Bewerbungsfrist zwar weitschweifig angekündigt, letztlich aber die Abgabefrist versäumt hatte. Im Nachgang macht er dafür die angeblich fehlerhafte Ausschreibung der Bürgermeisterwahl verantwortlich. Die Bewerbungsfrist hatte knapp drei Monate gedauert – vom 6. Juli bis 23. September. Sie war gemäß städtischer Satzung in den örtlichen Tageszeitungen und dem Staatsanzeiger ausgeschrieben worden.

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Weitere Vorwürfe Isemanns und anderer betreffen die Vergabepraxis bei städtischen Aufträgen wie auch eine mögliche Wahlbeeinflussung. Auch beklagte er immer wieder, dass diese Vorwürfe nie seitens der Stadt beantwortet wurde.

Ein Auszug der Stellenausschreibung für das Bürgermeisteramt von Bad Säckingen, die am 5. Juli im SÜDKURIER erschienen ist.
Ein Auszug der Stellenausschreibung für das Bürgermeisteramt von Bad Säckingen, die am 5. Juli im SÜDKURIER erschienen ist. | Bild: Screenshot

Entsprechende Anfragen würden seitens der Verwaltung allenfalls dann beantwortet, wenn sie schriftlich an die zuständigen Stellen gerichtet werden, hatte Guhl im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt: „Wir werden sicherlich keinen Rathausmitarbeiter abstellen, um zu recherchieren, was gerade auf Facebook läuft. Die Mitarbeiter haben hier wichtigeres zu tun!“

Derweil erklärt das Landratsamt Waldshut: „Die Frage nach einer Verpflichtung von Herrn Bürgermeister Guhl stellt sich nicht, da er noch bis Anfang Januar gewählt ist, und somit genug Zeit bleibt, die Einsprüche zu prüfen.“

Die Bürgermeisterwahl

Drei Kandidaten hatten sich zur Wahl am 20. Oktober für das Amt des Bürgermeisters beworben: Amtsinhaber Alexander Guhl, Linken-Stadtrat Angelo De Rosa und Gesche Roestel aus Wehr. Guhl hatte mit 86 Prozent im ersten Wahlgang gewonnen. Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 31,3 Prozent.