Bad Säckingen – Ratlos, verärgert, aber weiterhin kämpferisch: So reagieren Bürgermeister Alexander Guhl und der Förderverein Pro Spital nach dem Besuch von Sozialminister Manfred Lucha in Bad Säckingen. Der Minister deklarierte das Zentralkrankenhaus zur alternativlosen Lösung für die Gesundheitsversorgung der Zukunft. Zugleich verknüpfte er die Zusage von Fördermitteln für die Sanierung des Krankenhauses Bad Säckingen mit der Bedingung, dass die vom Kreistag in dieser Hinsicht gefassten Beschlüsse umgesetzt, forciert, und das Zentralspital in zehn bis zwölf Jahren eröffnet werden kann.
Bürgermeister Guhl zeigt sich schlicht enttäuscht vom Besuch des Sozialministers: "Ich dachte, oberstes Ziel der Landesregierung sei die Politik des Gehörtwerdens. Davon hat sich zumindest Herr Lucha ganz klar verabschiedet." Er habe sich als Mann präsentiert, der "weit weg von den Sorgen der Menschen ist" und keinen Wert auf Dialog lege. Das Projekt Stuttgart 21 lehre, dass man derart weitreichende Entscheidungen nicht gegen die Bürger treffen dürfe, so Guhl weiter: "Ich hätte erwartet, dass er wenigstens versucht, Hintergründe zu erklären und andere Positionen zuzulassen." Was die Bürger dagegen erlebt haben, sei "Basta-Politik" reinster Ausprägung gewesen.
Bad Säckingen sei mit irgendwelchen anderen Krankenhäusern über einen Kamm geschoren worden, und obwohl es bei der Krankenhausfrage um eine "strukturpolitische Entscheidung für den Gesundheitsstandort geht", sei die Stadt bislang noch nicht ein einziges Mal gehört worden, beklagt Guhl: "Ich würde mir wünschen, dass wir Gelegenheit bekommen, in Ruhe unsere Position darstellen zu dürfen." Er sei froh, dass zumindest der Gemeinderat in der Spitalfrage fraktionsübergreifend an einem Strang ziehe. Mit dem Gremium werde er nun besprechen, wie es künftig weitergehen soll.
Energisch weist indes Beatrix Köster, Vorsitzende von Pro Spital, die Äußerungen des Sozialministers zurück: "Er hat bewiesen, dass er die Region und ihre Eigenheiten nicht kennt, und dass ihm diese egal sind." Bei den rechtlichen Vorgaben, etwa zu Hilfsfristen, habe Lucha einen schlecht informierten Eindruck gemacht. "Er hat einfach nur die Keule ausgepackt und draufgeschlagen", so Kösters Eindruck. Die falsche Strategie, urteilt die Pro Spital-Vorsitzende. Zumal das für den Landkreis geplante Zentralkrankenhaus für den Kreis mit 350 Betten nach Kösters Dafürhalten diese Bezeichnung nicht verdiene: "Das ist einfach nur ein Kreiskrankenhaus, das mit den gleichen Problemen konfrontiert sein wird, wie die beiden bestehenden Häuser." Die 200 Millionen Euro Investitionskosten könne sich der Landkreis auch sparen und stattdessen in die Häuser Bad Säckingen und Waldshut investieren. Überhaupt: "Ich bin gespannt, wie die Menschen im östlichen Landkreis reagieren, wenn das Spital Waldshut geschlossen wird." Die Stimmung werde der Förderverein bei zwei Infoveranstaltungen ausloten, die in Kürze stattfinden werden.