Lesen stärkt die Seele – das soll der französische Philosoph und Autor einmal gesagt haben. Der Spruch klingt ein bisschen so, als würde er ein besonders smarte Version der beliebten Wandtattoos abgeben. Dabei tragen die Worte auch 250 Jahre nach Voltaire ein großes Stück Wahrheit in sich, was die Sechstklässler aus dem Kreis Waldshut am Dienstag einmal mehr bewiesen haben.
Es war der Tag des großen Kreisentscheids des Vorlesewettbewerbs für die elf- und zwölfjährigen Schüler, der zum wiederholten Male in der Hans-Thoma-Schule in Bad Säckingen ausgetragen wurde. Insgesamt 16 hatten es in diese erste Finalrunde geschafft, die am Ende ziemlich deutlich Leander Dietrich vom Hochrhein-Gymnasium in Tiengen für sich entscheiden konnte. Auf die Plätze zwei und drei schafften es Nils Stein von der Realschule in Tiengen und Samia Kalinasch von der Werkreal- und Realschule in Stühlingen.

Unter den strengen Ohren der fachkundigen Jury – darunter waren Lehrer der Bad Säckingen Schulen und lokale Journalisten – mussten die jungen Teilnehmer das beweisen, was sie an ihren jeweiligen Schulen schon gezeigt hatten: Ihr (Vor-)lesetalent. In zwei Runden mussten sie jeweils etwa drei Minuten lang lesen und das möglichst flüssig, in angemessener Lautstärke und sauber artikuliert. Zuerst waren sie mit einem selbst ausgewählten Text an der Reihe, dann wurde ein den Schülern fremder Text aus Andrew Bonds „Grüne Perlen aus Ulvador“ vorgelegt. Insbesondere die letzte Runde war spannend, da hier die sichereren Leser klar herausstachen. Allen voran: Leander Dietrich, der in beiden Runden souverän und selbstbewusst auftrat.
Mehr als nur lesen
Denn beim Vorlesewettbewerb geht es um mehr, als nur um das Lesen. Jeder der schon einmal vor Publikum lesen musste, weiß wie nervös es machen kann, die Stimme zu heben, wenn alle Augen auf einen gerichtet sind. Umso bemerkenswerter war die Leistung der Wettbewerbsteilnehmer, die nicht nur der Jury sondern auch den anwesenden Eltern und Freunden vorlesen mussten.
Der Vorlesewettbewerb
Und hier hat sich vielleicht mit am meisten gezeigt, dass Lesen nicht nur die Kognition fördert, sondern auch, dass speziell das Vorlesen die Selbstsicherheit junger Menschen positiv beeinflusst. Andrea Koubik, Lehrerin an der Hans Thoma Schule und federführende Organisatorin des Kreisentscheids, liegt genau das am Herzen. „Der Vorlesewettbewerb ist einfach eine gute Sache, auch wenn der Tag für uns zusätzlicher Aufwand bedeutet“, erzählte sie am Rande des Entscheids. Allein, wenn die Schüler ihre Freude am Lesen dadurch aufrechterhalten, sei einiges gewonnen. Schließlich macht uns Lesen, das wusste schon Voltaire, stark.