Ursula Freudig

Fast alle haben eins: An der Alemannenschule, einer Gemeinschaftsschule in Wutöschingen, gehört ab der fünften Klasse die Nutzung von Tablets selbstverständlich zum Schulalltag dazu.

Die Alemannenschule ist eine Schule, die mit den Worten von Valentin Helling, „Schule neu denkt“ und neuartige Unterrichtsmethoden praktiziert. Individualisiertes Lernen ist hierbei das wichtigste Stichwort.

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Helling ist Lernbegleiter (Lehrer) an der Alemannenschule, für die digitalen Medien zuständig und allgemein als Schulentwickler tätig. Den Einsatz digitaler Medien an Schulen sieht er pragmatisch und differenziert: „Tablets können Lernprozesse verbessern und beim individualisierten Lernen unterstützen, aber nicht generell und wie von Zauberhand, die Leistung steigern.“ 

Bildschirm statt Papier im Unterricht.
Bildschirm statt Papier im Unterricht. | Bild: Ursula Freudig

Für Helling sind Tablets kein Allheilmittel, sondern ein zeitgemäßes Werkzeug wie Lineal und Zirkel, das zugleich aber auch der veränderten Kommunikation und Interaktion Rechnung tragen müsse. Nur eine Schule, die mit den aktuell großen gesellschaftlichen Veränderungen Schritt halte, bereite nach Ansicht der Alemannenschule Schüler gut auf ihren kommenden Lebensweg vor.

Neue Technik und neue Methoden

Einen wirklichen Mehrwert bringen digitale Medien in Schulen nach Überzeugung von Valentin Helling aber nur in Verbindung mit neuen Unterrichtsmethoden, die der Verschiedenheit der Schüler Rechnung tragen: „Dann bieten Tablets sehr viel mehr Möglichkeiten, auf den Schüler einzugehen, als klassische Unterrichtsformen.“

Er vergleicht das bestehende, auf klassischen Strukturen aufgebaute Schulsystem mit einem überladenen Frachtschiff, auf das jetzt weitere Container mit der Aufschrift „Digitalisierung„ gepackt werden: „Das Schiff wird dadurch noch schwerer und sinkt umso schneller.“

Den Grundsatz, Kinder beim individuellen Lernen zu begleiten, anstatt Inhalte in festen Klassenverbänden im Frontalunterricht zu vermitteln, verfolgt die Alemannenschule auch bei den Tablets. Es gibt keine konkrete Unterweisung, sondern die Schüler lernen den Umgang mit den Tablets, während sie es nutzen.

Wie nutzen die Schüler die Technik und was sagen sie dazu?

Schüler erstellen Präsentationen und Videos, schlagen in Wörterbüchern nach, füllen virtuelle Arbeitsblätter aus, lesen und schreiben Texte und kommunizieren mit den Lernbegleitern, um nur einige Beispiel zu nennen.

Marc, Leon, Luisa und Zaza (von links) besuchen eine siebte Klasse der Alemannenschule in Wutöschingen und lernen gerne mit ihren Tablets.
Marc, Leon, Luisa und Zaza (von links) besuchen eine siebte Klasse der Alemannenschule in Wutöschingen und lernen gerne mit ihren Tablets. | Bild: Ursula Freudig

„Tablets fördern die Selbstständigkeit der Schüler enorm, einige arbeiten autonom, andere müssen Schritt für Schritt an die Hand genommen werden“, so Helling.

„Ich finde es gut, dass ich in Englisch mit dem iPad die Aussprache höre, Arbeitsblätter ausfüllen kann und dass es so wenig wiegt.“
Marc, 7. Klasse
„Ich kann sehen, welche Tests ich bestanden habe und Fragen an Lehrer eingeben, daheim schreibe ich E-Mails mit dem iPad und spiele.“
Luisa, 7. Klasse
„Ich habe vor Kurzem mit meinem iPad eine Präsentation zu „Cybermobbing“ erstellt, zuhause nütze ich es gern, um Videos zu schauen.“
Leon, 7. Klasse
„Man hat einen leichteren Schulranzen, viel weniger Blätter und ich finde, man lernt leichter und schneller und mit mehr Spaß.“
Zaza, 7. Klasse

Eltern haben Einblick

Über eine spezielle Plattform sind auch die Eltern einbezogen. Sie sehen zum Beispiel, in welchen Fächern es gut für ihr Kind läuft, in welchen weniger gut. Über ihre Tablets haben die Schüler der Alemannenschule auch Zugang zum Internet, der durch die vorgeschriebenen Jugendschutzfilter geschützt ist.

Die Spiele-App auf dem Tablet aufzurufen, ist ihnen in der gesamten Schule untersagt. Alle möglichen Gefahren und „Versuchungen“ auszuschließen, ist für Valentin Helling im Sinne einer Erziehung und Begleitung zum verantwortungsvollen Nutzen digitaler Medien allerdings nicht erstrebenswert, wie er sagt.

Tablets an anderen Schulen im Landkreis Waldshut