Der Denker, Macher und Visionär ist nachdenklich geworden. „Der Kreis der Menschen dir mir wichtig sind, wird immer kleiner“, sagt der Bad Säckinger Altbürgermeister Günther Nufer. Erst wenige Tage zuvor ist ein guter Freund und langjähriger Wegbegleiter verstorben, was ihn sehr getroffen hat. „Ich konzentriere mich auf das, was ich gestalten kann“, fügt er an und dazu gehört auch seine Familie. Auch das ist ein Grund weshalb Günther Nufer am Freitag, 29. November, seinen 85. Geburtstag allein mit der Familie außerhalb der Trompeterstadt feiert.
Günther Nufer liebte den großen Auftritt liebt und wusste ihn für sich zu nutzen
Doch bei aller Nachdenklichkeit kann Günther Nufer nicht verbergen, dass immer noch ein Macher und Visionär in ihm steckt, ein Mann, der den großen Auftritt liebt und für sich zu nutzen weiß. 1972 bis 2003 amtierte er in Bad Säckingen als Bürgermeister, heute ist er hier kaufmännischer Geschäftsführer der von ihm gegründeten Akademie für Gesundheit, an der heute der Abschluss zum Bachelor of Science erreicht werden kann.
Günther Nufer hat in Bad Säckingen tiefe Fußspuren hinterlassen. Geprägt waren seine Anfangsjahre als Bürgermeister vom Aufschwung des Kurwesens. Über der Stadt wurde das Kurgebiet errichtet, Säckingen erhielt das Prädikat Heilbad und durfte sich fortan Bad nennen. Im Gesundheitssektor entstanden zahlreiche Arbeitsplätze. Fast gleichzeitig mit der Eröffnung des Kurgebiets gründete Nufer 1976 eine Massageschule in Bad Säckingen. „Wir hatten damals fast keine Fachkräfte“, erinnert er sich. „Und darum haben wir unser Personal eben selbst ausgebildet“.

Aus der kleinen Massageschule, die damals im Obergeschoss der alten Sparkasse in der Steinbrückstraße untergebracht war, ist heute im Schöpfebachtal ein Hochschulstandort geworden. Auch das ein Projekt Nufers, das er durchgesetzt hat. „Wenn man gestalten möchte, hat man es immer mit Menschen zu tun“, verrät er. Denn nur so habe man die Chance, seine Ideen umzusetzen. „Die Menschen haben mich interessiert und sind mir wichtig.“
Rudolf Eberle riet Günther Nufer, es in Bad Säckingen als Bürgermeister zu versuchen
Der aus Säckingen stammende Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr, Rudolf Eberle, hatte Nufer vorgeschlagen, sich in der Trompeterstadt als Bürgermeister zu bewerben. Das tat er 1972 mit Erfolg. „Ich habe damit begonnen, meine Mitbewerber für mich zu gewinnen“, war damals ein Schlüssel zum Wahlsieg des damals gerade mal 32-Jährigen. Sowohl bei der ersten auch bei den folgenden Wiederwahlen hat Nufer stets hohe Zustimmung aus der Reihe der Bürger von Bad Säckingen erfahren. „Da war ich schon stolz drauf“, gibt er zu.

Günther Nufer kam aus Kehl nach Bad Säckingen. „Die Altstadt war es, die mich damals überzeugt hat, als Bürgermeister zu kandidieren“, erinnert sich der Jubilar. Bis dahin war er im Staatsministerium in Stuttgart tätig und der damalige Ministerpräsident Hans Filbinger habe ihn eigentlich nicht gehen lassen wollen, erinnert er sich. Nicht nur den Ministerpräsident galt es damals zu überzeugen. Auch Ehefrau Hannelore zeigte zunächst wenig Begeisterung, ihre Heimatstadt Kehl Richtung Bad Säckingen zu verlassen. „Als meine Frau nach Bad Säckingen kam, fühlte sie sich aber schnell recht wohl und war auch bald gut integriert“, erinnert sich der Altbürgermeister.
Die Liste von Nufers politischen Ämtern ist schier unendlich
1973 bis 1999 war der Christdemokrat Günther Nufer Mitglied des Waldshuter Kreistages und Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Ab 1973 war er vier Jahre Bezirksvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der Baden-Württembergischen CDU, ehe er 22 Jahre als deren Landesvorsitzender fungierte. 16 Jahre war Nufer zudem im Regionalverband Hochrhein-Bodensee tätig.

Von 1972 bis 1991 war Nufer Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Bad Säckingen und anschließend der Sparkasse Hochrhein. Er gehörte auch dem Finanzausschuss des Städtetages an und war 30 Jahre im Vorstand des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Weitere Ämter hatte er bei der Landesbank Baden-Württemberg, der Sparkassenversicherungs-Holding und war Vorsitzender der Verbandsversammlung des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg.
Bis zum Schluss war der Bürgermeister Geschäftsführer des Kurmittelhauses
Als Geschäftsführer des Bad Säckinger Kurmittelhauses fungierte er bis 2004. Das größte Bauwerk, an dessen Zustandekommen Nufer als Rathauschef großen Anteil hatte, war die neue Rheinbrücke, was die Innenstadt und die Holzbrücke wesentlich entlastete. Dadurch wurde die Altstadtsanierung möglich gemacht.

Doch die Schaffensjahre als Bürgermeister waren nicht nur von Erfolg geprägt. Mitte der 1990er Jahre kam die Gesundheitsreform und damit begannen die finanziellen Probleme, die die Stadt bis heute drücken. Bis dahin erfolgreich arbeitende Kliniken im Kurgebiet mussten schließen und später war auch das Kurmittelhaus insolvent. Wichtige Arbeitsplätze in der Stadt gingen damals verloren.
Die Stadt verlor den Kreissitz ebenso wie ihre Textilindustrie
Durch die Kreisreform verlor Säckingen den Status als Kreissitz. Die Probleme in der Textilindustrie machten auch vor Bad Säckingen nicht Halt und führten zur Schließung namhafter Unternehmen.
Heute ist Günther Nufer Ehrenbürger der Stadt und auch weiterhin jeden Tag in seinem Büro in der Physiotherapieschule anzutreffen. „Ich bleibe dran, so lange ich kann“, sagt er. „Ich würde mich ansonsten nicht wohl fühlen.“