Auf die Stadt Bad Säckingen kommen große Herausforderungen bei der Entwicklung des Wohnungsmarktes zu. Dies ist das Ergebnis einer Studie im Rahmen des Projektes „Mehr Wohnungsbau ermöglichen – Wege aus der Wohnungsnot“. Die Studie wurde jüngst im Planungsausschuss der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee vorgestellt.

Der Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Zentrale Aufgabe des Verbandes ist die räumliche Entwicklung der Region in Bereichen wie der Siedlungs- und Landschaftsentwicklung, des Verkehrs oder der Energie. Sein zentrales Handlungsmittel ist hierbei die Entwicklung des Regionalplanes. Oberstes Entscheidungsorgan ist die Verbandsversammlung, deren 62 Mitglieder von den Kreistagen der Landkreise Lörrach, Waldshut und Konstanz für fünf Jahre gewählt werden. Dem Planungsausschuss dieses Gremiums gehören 28 Mitglieder an. Ehrenamtlicher Verbandsvorsitzender ist der Landrat des Kreises Waldshut, Martin Kistler. Für alle Sachbereiche verantwortlich ist Verbandsdirektor Sebastian Wilske.

Die bestehenden Wohnungsgrößen in Bad Säckingen entsprechen nicht den Bedürfnissen der zukünftig zuziehenden Bevölkerung.
Die bestehenden Wohnungsgrößen in Bad Säckingen entsprechen nicht den Bedürfnissen der zukünftig zuziehenden Bevölkerung. | Bild: Alexander Jaser

Sisslerfeld setzt Wohnungsmarkt unter Druck

Im Mittelpunkt standen hierbei die Auswirkungen der industriellen Entwicklung auf dem Sisslerfeld auf den Wohnungsmarkt in Bad Säckingen, Herrischried, Murg und Rickenbach. Die Studie geht in der Schweiz von 15.000 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2040 aus – hinzukommen 7000 Arbeitsplätze bei Zulieferern und Dienstleistern. Eine Entwicklung, die für Verbandsdirektor Sebastian Wilske unaufhaltsam ist: „Die Entwicklung auf dem Sisslerfeld ist kein Ufo, das auf der grünen Wiese landen wird. Rund 40 Prozent der zukünftigen Arbeitnehmer der dortigen Großkonzerne werden auf der deutschen Seite wohnen“, erklärte er vor der Verbandsversammlung.

„Die Entwicklung auf dem Sisslerfeld wird zügig erfolgen“, erklärt Verbandsdirektor Sebastian Wilske.
„Die Entwicklung auf dem Sisslerfeld wird zügig erfolgen“, erklärt Verbandsdirektor Sebastian Wilske. | Bild: Alexander Jaser

Angesichts dieser Herausforderung gelte es, den gesamten Wohnbedarf auf der deutschen Seite im Auge zu behalten – einschließlich der Nachfrage der einheimischen Bevölkerung. Neben dem Erfordernis an Wohnraum sei zudem die benötigte Infrastruktur, zum Beispiel im Bereich von Kindergärten und Schulen, zu berücksichtigen.

Bad Säckingen benötigt über 1000 Wohnungen

Laut Wilske stehen in den vier Gemeinden „Siedlungsreserven von rund 130 Hektar für 2300 bis 2800 Wohneinheiten zur Verfügung“ – auf Flächen, die sich mehrheitlich in privatem Besitz befänden. Bis zum Abschluss der industriellen Entwicklung auf dem Sisslerfeld im Jahre 2040 sei in Bad Säckingen aufgrund eines deutlichen Bevölkerungswachstums mit einer „erheblichen und zunehmenden Wohnraumknappheit von etwa 1500 Wohneinheiten zu rechen.“ Für Murg rechnet die Untersuchung mit einem Bedarf von etwa 300 Wohnungen. Auf den Wohnungsmarkt in Herrischried werde die Entwicklung hingegen kaum Auswirkungen haben.

Angesichts dieser vor allem für Bad Säckingen großen Herausforderung regte Wilske an, die Schaffung neuen Wohnraums zeitlich auf die Entstehung des zusätzlichen Wohnungsbedarfes abzustimmen.

Michael Thater (FW), Bürgermeister von Wehr, sieht in der Entwicklung des Wohnungsmarktes eine Herausforderung für den gesamten Hochrhein.
Michael Thater (FW), Bürgermeister von Wehr, sieht in der Entwicklung des Wohnungsmarktes eine Herausforderung für den gesamten Hochrhein. | Bild: Alexander Jaser

Laut Studie würden zukünftig vor allem kleinere Wohnungen mit gehobenen Standard in Verbindung mit einer guten Infrastruktur nachgefragt. Der Zuzug neuer Arbeitskräfte in die Region werde auf diesem Sektor „zu Spannungen mit einheimischen Mietsuchenden führen“, ergänzt Wilske. Bis zum Abschluss des Projektes „Mehr Wohnungsbau ermöglichen“ im Mai 2026 gelte es, einen Wohnraumentwicklungsplan auf der Grundlage der tatsächlich benötigten Wohnungsgrößen zu realisieren.

Für den Wohnungsmarkt braucht es eine Zukunftsstrategie

Eine Aufgabe, für deren Lösung Wehrs Bürgermeister Michael Thater (FW) die gesamte Hochrheinregion gefordert sieht. Er rechnet in den kommenden Jahren sogar mit einem Zuzug von etwa 15.000 Menschen in die Region. „Wir werden also einiges zu tun haben“, erklärte er. Eine Einschätzung, die der FDP-Fraktionsvorsitzende Jürgen Keck unterstützte: „Wir benötigen eine Strategie für den Wohnungsmarkt und die Infrastruktur, gerade auch, weil das Sisslerfeld eine Riesenchance für den Hochrhein ist.“

„Das Sisslerfeld ist eines der größten Investitionsgebiete Europas“, erklärt Johannes Foege (SPD).
„Das Sisslerfeld ist eines der größten Investitionsgebiete Europas“, erklärt Johannes Foege (SPD). | Bild: Alexander Jaser

SPD-Fraktionschef Johannes Foege mahnte „angesichts eines der größten Investitionsgebiete Europas, eine enge Verzahnung der Regionen unter Berücksichtigung der Mobilitätsbedürfnisse der Menschen“ an. Ein Gedanke, den Grünen-Fraktionschef Peter Schanz unter Verweis auf die ältere Generation unterstrich. Der Wunsch, aus größeren in kleinere Wohnungen umzuziehen, scheitere oft an den engen Grenzen des Wohnungsmarktes.

Das könnte Sie auch interessieren

Landrat mahnt AfD zur Ruhe

Das höhnische Gelächter, welches hier von Seiten der AfD-Fraktion als einziger Diskussionsbeitrag zu vernehmen war, veranlasste den Verbandsvorsitzenden Martin Kistler zu der scharfen Aufforderung, den einzelnen Redner in Ruhe anzuhören. Weiter erklärte der Landrat: „Die Entwicklung mit dem Sisslerfeld wird kommen. Wir müssen genau prüfen, wie wir ihr begegnen können, um den zukünftigen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.“