Ein Gemeinschaftswerk, ganz im Sinne der Vorfahren, war das Kirchenkonzert, das der Kirchenchor St. Martin, der Musikverein Obersäckingen und der Organist Michael Asal am Sonntagabend gegeben haben. Zahlreiche Besucher waren gekommen und spendeten lang anhaltenden Beifall.

Der Musikverein Obersäckingen unter Leitung von Gabriele Behringer setzte das abwechslungsreiche Programm in der Kirche St. Martin fort.
Der Musikverein Obersäckingen unter Leitung von Gabriele Behringer setzte das abwechslungsreiche Programm in der Kirche St. Martin fort. | Bild: Michael Gottstein

Der Vorsitzende des Kirchenchores St. Martin, Josef Wassmer, erinnerte daran, dass „der Gemeinschaftssinn der Bevölkerung in Obersäckingen, Rippolingen und Harpolingen ausschlaggebend war, um den Kirchenbau zur Vollendung zu bringen“. Die Pfarrgemeinde hatte den vorgeschlagenen Bau abgelehnt, und der Pfarrer beauftragte stattdessen eigenmächtig den Architekten Heinrich Hübsch mit dem Bau der Kirche, die am 1. Juli 1863 eingeweiht wurde. „Dieses Vermächtnis sollten wir ehren und weiterführen, in einer Zeit, in der die Selbstverwirklichung oft an erster Stelle steht“, sagte Josef Wassmer und kündigte an, die Hälfte der Kollekte dem Caritasverband Hochrhein zu spenden. Grußworte überbrachte auch Kooperator Steffen Kolb, der selbst im Chor mitsang: „Freude in die Herzen den Zuhörer zu bringen“, sei das Anliegen der Musizierenden.

Der Kirchenchor St. Martin unter Leitung von Claudia Moser eröffnete das Jubiläumskonzert mit A-cappella-Liedern in der Tradition der ...
Der Kirchenchor St. Martin unter Leitung von Claudia Moser eröffnete das Jubiläumskonzert mit A-cappella-Liedern in der Tradition der Romantik. | Bild: Michael Gottstein

Den Auftakt machte der Kirchenchor unter Leitung von Claudia Moser mit A-cappella-Liedern in der Tradition der Romantik. Verstärkung erfuhr das Ensemble durch zahlreiche Gäste, denen Josef Wassmer einzeln dankte. Die Werke beruhten oft auf Satztechniken aus dem Barock, der Geist und das Sentiment waren ganz dem romantischen Zeitalter geschuldet, wie Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ zeigte. Der Chor konnte durch seine gefühlvolle und abwechslungsreiche Gestaltung die Freude und Begeisterung vermitteln. Als raumfüllendes Klangerlebnis präsentierte er Rheinbergers „Dextera Domini“. Bruckners „Locus iste“ war nicht nur ein Paradewerk der späteren Romantik, vielmehr stand der Titel „Dieser Ort wurde von Gott gemacht“ auch symbolisch für den Kirchenbau und das Jubiläum. Der Chor sang dieses anspruchsvolle Werk ebenso klangschön und dynamisch differenziert, vor allem die Soprane meisterten die Aufschwünge mit großer Ausdruckskraft. Lyrisch und zart wirkte Mendelssohns „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, wo die im Piano gehaltenen Sopranstimmen von den Bässen gleichsam geerdet wurden, also wollten sich Himmel und Erde verbinden. Flehentlich und innig, aber ebenso leidenschaftlich und in einem großen Spannungsbogen gestaltete der Chor Rheinbergers „Bleib bei uns“. Zusammen mit Michael Asal an der Orgel setzte er mit einem Ausschnitt aus Brahms „Deutschem Requiem“ und Händels bekanntem „Halleluja“ einen Schlusspunkt.

Der Musikverein Obersäckingen ist zwar ein relativ kleines Orchester, hat sich aber gut entwickelt und verfügt über zahlreiche Nachwuchstalente. Unter Leitung von Gabriele Behringer präsentierte der Verein Kurt Gäbles „Gabriellas Gesang“, den „Tanz der Cinderella“ von Karel Svoboda und den „Lebenszyklus“ von Michael Sweeney – also kleinere und eingängige Werke, in denen das Orchester seine Technik und seinen Gestaltungswillen zeigte. Temperamentvoll wurde es mit dem Titel „I will follow him“, dem geistlichen Lied aus der frechen Komödie „Sister Act“. Zum Schluss versammelten sich die Sänger und Instrumentalisten im Chor, um unter Leitung von Claudia Moser die Vertonung des Dietrich-Bonhoeffer-Gedichts „Von guten Mächten“ anzustimmen. Die einprägsame Melodie und der nachdenklich stimmende Text verbanden sich mit der Orchesterbegleitung und den glanzvollen, einem Überchor gleichenden bläserischen Akzenten zu einem würdigen Schlusspunkt.

Chor und MV

Der Kirchenchor St. Martin Obersäckingen ist mittlerweile 185 Jahre alt und zählt rund 30 Aktive. Dirigentin ist Claudia Moser. Der MV Obersäckingen wurde 1863 gegründet und hat derzeit 48 Mitglieder. Dirigentin ist Gabriele Behringer. Sowohl der Kirchenchor St. Martin als auch der Musikverein Obersäckingen nehmen gerne neue Mitglieder auf. Ansprechpartner sind (Kirchenchor): Josef Wassmer, 07761 8703 und Wolfgang Baier (Musikverein), E-Mail wolfgang.baier1@gmx.de.