Wer sind die Käufer der Hochrhein-Eggberg-Klinik (HEK) Bad Säckingen und was haben sie vor?

Die Grossmann Group, die die HEK ersteigert hat, hat vor acht Jahren auch die St. Marien Klinik gekauft. Wie dort, soll künftig auch beim HEK-Areal in Bad Säckingen der Fokus auf Gesundheit und Senioren liegen, wie Svetozar Ivanoff, Partner in der Grossmann Group, im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagt. Wie das aussehen könnte, zeigt ein Blick in die Kur- und Bäderstadt im Nachbarkreis Lörrach.

Das Marien-Areal in Bad Bellingen aus der Vogelperspektive.
Das Marien-Areal in Bad Bellingen aus der Vogelperspektive. | Bild: Grossmann Group

Wir werfen einen Blick auf das Marien-Areal in Bad Bellingen – die ehemalige Schwesterklinik der HEK, die ein Referenzprojekt für Bad Säckingen sein könnte. Eine konkrete Planung für den Hochrhein gebe es zwar noch nicht, die Wunschvorstellung der HEK-Käufer gehe in die gleiche Richtung wie beim St. Marien.

„Gut, dass schnell eine Entwicklung stattgefunden hat“

Das Areal der St. Marien-Klinik im Herzen des Kurgebiets Bad Bellingen lag nach der Klinik-Insolvenz ab 2015 zwei Jahre brach. Kein schönes Bild – auch nicht für das Image der Kur- und Bäderstadt. „Eine Leerstelle mitten im Ort, da war es wichtig und gut, dass schnell eine Entwicklung stattgefunden hat“, sagt Bad Bellingens Bürgermeister Carsten Vogelpohl im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Die Grossmann-Group aus Kehl hat das Areal dann aus dem Dornröschenschlaf geweckt, nachdem das Unternehmen 2016 das vierflügelige Klinik-Gebäude erworben hat. Diese war damals die Schwesterklinik der HEK, denn beide waren im gleichen Klinikverbund. Nun hat die Gruppe auch die HEK-Gebäude ersteigert und hat ähnliches mit ihr vor. Eine mehrstellige Millionen-Investition hat sie bereits angekündigt.

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Ein Gesamtkonzept für Senioren

12.200 Quadratmeter insgesamt umfasst das Marien-Areal. Der vordere westliche Gebäude-Teil wurde abgerissen. Und auf dem heiligen Boden der Kapelle, die sich im Klinik-Gebäude befand, ist das Seniorenpflegeheim Casa Mia von Stella Vitalis errichtet worden, die das Gebäude wiederum der Grossmann Group abgekauft hat.

100 Zimmer sowie ein Dutzend Tagespflegeplätze gibt es hier. Gleich nebenan entstand die Seniorenwohnanlage, die von Grossmann Group selbst betrieben wird. Die Bewohner können je nach Bedarf Pflege-, Essens- und Serviceleistungen vom Pflegeheim in Anspruch nehmen.

Das Areal St. Marien in Bad Bellingen.
Das Areal St. Marien in Bad Bellingen. | Bild: Grossmann Group

Zudem wurde eine Intensivpflegeklinik für Senioren errichtet. Südlich des Seniorenpflegeheims hat die Grossmann-Group den ursprünglichen vierten Gebäudeflügel in ein Boardinghouse mit Apartment-Wohnungen entwickelt. Außerdem ist dort ein Gesundheitscenter mit Physio- und Ergotherapie untergebracht – alles für die Zielgruppe Senioren.

Modern wohnen – aber sicher – in der Seniorenwohnanlage in Bad Bellingen.
Modern wohnen – aber sicher – in der Seniorenwohnanlage in Bad Bellingen. | Bild: Grossmann Group

Im Nachbargebäude entstanden Personalwohnungen. Anfang 2018 begannen die Abbruch- und Umbau-Arbeiten, nach 20 Monaten Bauzeit öffnete das Areal seine Türen. Die Gesamt-Investitionen für das Marien-Areal: 40 Millionen Euro.

Die Seniorenresidenz: Modern wohnen im Alter

In der Seniorenresidenz sind 33 Zwei- bis Dreizimmerwohnungen. Sie verteilen sich auf vier Stockwerke.

Ein Schlafzimmer in der Seniorenwohnanlage.
Ein Schlafzimmer in der Seniorenwohnanlage. | Bild: Grossmann Group

Dazu kommt der Gemeinschaftsbereich im ersten Obergeschoss mit einer 100 Quadratmeter großen Dachterrasse mit Zugang zum Garten.

Der Gemeinschaftsbereich in der Wohnanlage St. Marien.
Der Gemeinschaftsbereich in der Wohnanlage St. Marien. | Bild: Grossmann Group

„Eigenständig und selbstverantwortlich leben und trotzdem auf keinen Komfort verzichten“ – das ist laut Grossmann-Group das Konzept der Seniorenresidenz St. Marien.

Der Gemeinschaftsbereich in der Seniorenwohnanlage St. Marien mit Küche und Sitzecke.
Der Gemeinschaftsbereich in der Seniorenwohnanlage St. Marien mit Küche und Sitzecke. | Bild: Grossmann Group

Charakter des Kurgebiets erhalten

Wichtig sei es der Grossmann-Group als auch der Gemeinde Bad Bellingen gewesen, den Charakter des Kurgebiets zu erhalten. Für das St.-Marien-Areal war somit nach wie vor die Bereitstellung von Flächen für Gesundheitsdienstleister angedacht. Für die HEK in Bad Säckingen ist die Nutzung klar auf den Gesundheitsbereich beschränkt.

Was passiert in Bad Säckingen?

Die Wunschvorstellung wie in Bad Bellingen sei zwar bereits da, Details seien aber noch nicht klar. Svetozar Ivanoff sagt: „In welcher Form Senioren und Gesundheit hier vereint werden sollen, das wird noch mit der Stadt abgesprochen.“ Denn: „Wir machen keine Alleingänge.“ Klar ist: „Es muss sich in die Strukturen einfügen, wir wollen keinen Fremdkörper“ betont Ivanoff.

Svetozar Ivanoff, Partner in der Grossmann Group
Svetozar Ivanoff, Partner in der Grossmann Group | Bild: Ania Ivanoff

Auch wolle man mit den Gewinnern des 2019 von der Stadt beauftragten Architektenwettbewerbs für das HEK-Areal Kontakt halten. In dem Wettbewerb setzte sich damals das Freiburger Architektenbüro K 9 durch. Deren Pläne sahen für die Klinikbrache der HEK betreutes Wohnen vor.

Das Erfolgsgeheimnis der Grossmann Group?

„Unsere langjährige Erfahrung mit Bestandsimmobilien, wir analysieren jedes Gebäude bis ins Detail und wollen nicht alles abreißen. Alles, was sinnvoll ist, wollen wir erhalten und weiter nutzen und energetisch die beste Lösung finden, aber auch eine ausgewogene“, so Ivanoff.

Die Brache der ehemaligen Hochrhein-Eggbergklinik hat mit der Grossmann Group aus Kehl einen neuen Besitzer. Die Stadt hält das für eine ...
Die Brache der ehemaligen Hochrhein-Eggbergklinik hat mit der Grossmann Group aus Kehl einen neuen Besitzer. Die Stadt hält das für eine gute Lösung. | Bild: Gerber, Andreas

Zum Vandalismus in der HEK sagt der Architekt. „Wir kümmern uns jetzt schon um das Gebäude und haben es abgesichert.“ Für die weitere Planung wünsche er sich Rückenwind von der Bevölkerung und der Politik. Dafür stehe man im ständigen Austausch mit der Stadt.

Was sagt Bad Bellingens Bürgermeister zur Zusammenarbeit mit der Grossmann Group?

Die Situation in Bad Säckingen und Bad Bellingen seien ähnlich gewesen, so Carsten Vogelpohl, Bürgermeister von Bad Bellingen.

Carsten Vogelpohl, Bürgermeister von Bad Bellingen
Carsten Vogelpohl, Bürgermeister von Bad Bellingen | Bild: SK

Er berichtet, dass der vierte Gebäudeteil, das Boardinghaus, fortlaufend saniert wird. Dieses Gebäude habe die Grossmann Group kürzlich dem Landkreis für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. „Der Landkreis war froh über diese Zusammenarbeit.“ Aber auch schon bei der Entwicklung des Areals habe die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Stadt gut funktioniert und soll auch für weitere Projekte weitergeführt werden.

„Das passt gut bei uns rein und ist gut gelaufen“, sagt Vogelpohl. „Es ist gut für unseren Kurort der Zukunft“. Und: „Es wäre für Bad Säckingen nur zu wünschen, dass es auch so gut läuft.“

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