Es sollte ein Zeichen der Solidarität sein. Der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Bad Säckingen hatte an seinem Fenster eine israelische Flagge angebracht. Diese wurde in der Nacht zum Sonntag mit Eiern beworfen. Pfarrer Hans-Georg Ulrichs ist schockiert über dieser Tat.

Die Fahne sowie das Pfarrhaus in der Waldshuter Straße wurde mit mehreren Eiern beworfen, wie die Polizei am Montag mitteilte. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen, da die Polizei offenbar von einer politisch motivierten Tat ausgeht.

Hans-Georg Ulrichs, der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Bad Säckingen, hatte selbst bemerkt, dass die Eier gegen das Haus geworfen wurden, wie er dem SÜDKURIER berichtete.

Bild 1: Israelische Flagge beschmutzt – Pfarrer schockiert über antisemitischen Angriff
Bild: Moritz Stein

Da es ein öffentliches Gebäude sei, habe er zunächst keine Anzeige machen wollen. Erst als ihm aufgefallen sei, dass die Fahne das Ziel war, habe er die Polizei und die kirchlichen Instanzen über die Beschmutzung informiert. Mehrere Eier seien gezielt direkt auf die Fahne geworfen worden, berichtet er. Aus seiner Sicht steckte da eine klare Systematik gegen das israelische Symbol dahinter.

Aufgrund des Leids der israelischen Zivilbevölkerung hatte Ulrichs die Fahne aufgehängt. „Ich weiß, dass die Stimmung aufgeheizt ist, aber man kann sich nicht nicht solidarisch zeigen“, erklärt er. Vor zwei Jahren sei die Solidarität mit der Ukraine groß gewesen. In der aktuellen Situation jedoch halten sich nach Ulrichs Meinung zu viele Menschen und Organisationen zu bedeckt.

„Ich möchte mich zuhause mit meiner Familie einfach sicher fühlen“, sagt Pfarrer Hans-Georg Ulrichs.
„Ich möchte mich zuhause mit meiner Familie einfach sicher fühlen“, sagt Pfarrer Hans-Georg Ulrichs. | Bild: Michael Gottstein

Inzwischen hängt die Fahne nicht mehr am Fenster des Pfarrhauses. Ulrichs hat sie nun abgenommen. An seiner Solidarität mit den Menschen in Israel ändert das aber nichts. Und er hofft, dass der Täter für sein Handeln belangt wird.

Das war am vergangenen Samstag geschehen

Ein Zeuge hat laut Polizei am Samstag-Abend eine Person am Pfarrhaus gesehen, die sich mit einem weißen Schal vermummt hatte. Nachdem der verdächtigen Person der Zeuge aufgefallen war, soll sie geflohen sein.

Der Angriff habe bei Ulrichs ein Gefühl der Unsicherheit ausgelöst: „Das war ein Bedrohungsszenario“, sagte der Pfarrer. „Ich möchte mich zuhause mit meiner Familie sicher fühlen.“

Über den Vorfall schockiert zeigte sich auch Martina Bucher-Nezirovic vom Freundeskreis Jüdisches Leben Waldshut-Tiengen. „Das ist furchtbar“, sagt sie. Sie und der Freundeskreis seien dankbar, dass die Polizei diese Vorfälle ernst nimmt. Die Hamas sei eine Terrororganisation, die die arabischen Menschen ausnutze, gibt sie zu verstehen. Der Antisemitismus beschäftigt sie sehr, und es gehe dabei nicht nur um zugewanderten Antisemitismus, sondern auch um den, der sich noch bei vielen Menschen in den Köpfen halte. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, dem Hass entgegenzutreten und über Israel aufzuklären.

Polizei sucht weitere Zeugen

Die Polizei bittet mögliche Zeugen, die in der Nacht zum Sonntag etwas gesehen haben, sich beim Kriminaldauerdienst in Bad Säckingen unter der Telefonnummer 07761/934-500 zu melden.

Das könnte Sie auch interessieren

Rheinfelden: Sie wehte an einem Mast vor dem Rathaus

In Rheinfelden holten Unbekannte eine israelische Flagge von einem vier Meter hohen Mast vor dem Rathaus runter und zündeten sie an. Die Polizei grenzt die Tatzeit zwischen Freitag, 13. Oktober, 20 Uhr, und Montag, 16. Oktober, 6.20 Uhr, ein. Unweit des Fahnenmasts wurden die verbrannten Überreste der Flagge gefunden.

Auch in diesem Fall ermittelt die Kriminalpolizei Freiburg (0761 8822880) und bittet diejenigen, die etwas Verdächtiges beobachtet haben, sich zu melden.