In zwei Vorstellungen führten die Tänzerinnen und Tänzer aus Moskau das romantische Ballett „Giselle“ von Adolphe Adam auf, das von einer tragischen Liebe und mythischen Geisterwesen erzählt.Im ersten Akt herrscht fröhliche Stimmung vor der malerischen Kulisse eines Schlosses. Das Bauernmädchen Giselle wird von zwei Verehrern umgarnt: dem Wildhüter Hilarion und dem Adeligen Albrecht, der inkognito ins Dorf kommt, Umhang und Degen versteckt, um der umschwärmten Giselle den Hof zu machen. Grazil, federleicht in den Sprüngen und makellos auf Spitze tanzt Anastasiia Raikova die Titelrolle.

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Im luftigen blauen Kleid, mit einem Blütenkranz im Haar, becirct sie mit schwereloser Grazie in schnellen Drehungen und Pirouetten den verliebten Herzog. Uladiszlau Pazlevich gibt einen jünglingshaften Albrecht im Stil des Danseur noble mit melodramatischen Gesten. Schwärmerisch tändelnd und unbeschwert, voller Glückseligkeit, tanzt er mit Giselle. Als sich die Tänzerinnen als Dorfmädchen in farbenfrohen Kostümen dazu gesellen, sind diese Ensembletänze von Frische und heiterem Schwung geprägt, aber auch von Präzision in den synchronen Bewegungen. Der kraftvoll, energiegeladen und sprungsicher tanzende Sergey Gandak als eifersüchtiger Wildhüter mit Stiefeln und Wams fordert den Rivalen heraus. Eine höfische Gesellschaft erscheint, darunter Prinzessin Bathilda, die sich als Verlobte Albrechts zu erkennen gibt. Ein herber Schlag für Giselle, die ein brillantes Solo tanzt, umringt von höfischen Gästen und Dorfleuten, und mit aufgelöstem Haar in taumelnder Verzweiflung zusammenbricht.

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Im zweiten Akt ist die Bühne in nächtliches Mondlicht und eine gespenstische Atmosphäre getaucht. Man sieht Baumschatten, Kreuze und das frische Grab von Giselle. Mit wehendem weißem Tüllkleid erscheint Myrtha, die Königin der Wilis, jener Bräute, die vor der Hochzeit verstorben sind, Nacht für Nacht ruhelos tanzen und junge Männer in ihrem Bannkreis in den Tod locken.

Glänzender Tanz auf Spitze

Elizaveta Tandara brilliert als Geisterkönigin mit fabelhaft sicheren Arabesken, weiten Sprüngen und glänzendem Tanz auf Spitze. Von entrückter Schönheit ist der Auftritt der Ballerinen als verwunschene Bräute in ihren langen weißen Tutus. Dieser Tanz der Wilis, der einem mitternächtlichen Geisterreigen von zauberischer Mystik gleicht, war ein Höhepunkt der Choreografie in Bezug auf die hohe Ballettkunst dieser Compagnie. In den Szenen der Geisterbräute, die in vollendeter Konzentration und Anmut zusammen tanzten, kam die Tradition der russischen Ballettschule beeindruckend zum Tragen. Anastasiia Raikova als Giselle, die aus ihrem Grab in den Kreis der Wilis gerufen wird, bot im großen Pas de deux mit ihrem Prinzen Albrecht alles auf, was das Herz der Ballettfreunde erfreut: traumhafte Hebefiguren, virtuose Sprungfolgen, ästhetischer Spitzentanz. Wie der gramgebeugte Albrecht ganz in Schwarz am Grab von Giselle kniet und seine Geliebte im letzten Tanz wie eine ätherische Traumgestalt in den Armen hält – diese rührende Liebesgeschichte über den Tod hinaus ging ans Herz. So gab es großen Beifall für das Russische Nationalballett und die fantastischen Solisten nach diesem erlesenen Ballettzauber.