Muss man sich zu den Weihnachtsgottesdiensten anmelden?
An Festtagen wie Weihnachten zieht es deutlich mehr Christen in die Kirchen als sonst. In vielen Pfarrgemeinden gilt daher, dass Gottesdienstbesucher sich vorab anmelden müssen. Im Gegenzug bemühen sich die Verantwortlichen allerdings auch darum, zusätzliche Gottesdienste anzubieten.
„Ziel ist es, niemanden wegschicken zu müssen“, betont die evangelische Dekanin Christiane Vogel. Zugleich soll aber auch der Andrang auf die Präsenzgottesdienste in möglichst geordneten Bahnen gehalten werden.
In den evangelischen Kirchengemeinden werden das Thema Anmeldung derweil sehr unterschiedlich gehandhabt, so Vogel. Das sei abhängig von der Größe der örtlichen Kirche, aber auch von der Möglichkeit, Plätze zur Verfügung zu stellen.
Die Katholiken gehen mit ähnlichen Maßgaben an die Gottesdienste zu Weihnachten heran, schildert Dekan Peter Berg. An Heiligabend und am 1. Weihnachtstag gelte in vielen Gemeinden eine Anmeldepflicht für die Gottesdienste.
Die Alt-Katholiken behelfen sich unterdessen zumindest an Heiligabend damit, dass der Kinder- und Familiengottesdienst sowie die Christmette in Bad Säckingen im Freien stattfinden. Hier sei laut Pfarrer Armin Strenzl somit keine Anmeldung notwendig. Anmeldepflicht gelte aber für die Feiern am 1. Feiertag in Rheinfelden und am 2. Feiertag in Waldshut.
Auch einer Mitgestaltung durch Chöre oder Musikensembles steht nach aktuellem Stand nichts im Wege.
Wie sieht es mit Live-Streams der Gottesdienste aus?
Die Alt-Katholiken haben kein derartiges Angebot vorgesehen, sagt Strenzl. Bei Protestanten und Katholiken werde es dagegen aus einigen Gemeinden Live-Streams im Internet geben, unter anderem werde das Hochamt am 1. Weihnachtsfeiertag im Fridolinsmünster Bad Säckingen übertragen.
Was ist vom inzwischen weit verbreiteten Corona-Frust in den Gemeinden zu spüren?
Die allgemeine Anspannung bleibe natürlich auch einem Geistlichen nicht verborgen, wie Peter Berg darstellt. Frust sei vor allem bei all jenen deutlich spürbar, die von den Maßnahmen besonders betroffen seien. „Aber wichtig scheint mir bei all dem Für und Wider, das Wohl der Gemeinschaft nicht aus dem Auge zu verlieren und sich durch Einhalten von Regeln die Gesundheit zu schützen, auch die der anderen.

Deutlich sichtbar sei, dass sich auch die Gemeindemitglieder an viele der Regeln gewöhnt hätten und diese umsetzten – sofern der Sinn des Ganzen erkannt werde. „Auch unsere Jugendgruppen sind aktiv geblieben und gestalten ihr Zusammensein im Rahmen dessen, was möglich ist. Dabei sind sie sehr kreativ“, berichtet Berg.
Dagegen stellt Armin Strenzl eine große Verunsicherung bei den Menschen fest. Welche Regeln wo gelten, darüber hätten viele den Überblick verloren: „Die Menschen, die zum Gottesdienst kommen und mit denen ich spreche, sind zum aller größten Teil sehr verständig für die Maßnahmen und tragen diese auch mit. Am meisten verunsichert tatsächlich dieses „Hin und Her“ der Politik“.
Freilich habe sich aber auch die seelsorgerische Arbeit sehr grundlegend geändert, gerade was den persönlichen Kontakt zwischen Gemeindemitgliedern und Pfarrer betrifft: „Hausbesuche bei Gemeindemitgliedern und Menschen, die der Seelsorge bedürfen, finden so gut wie nicht statt“, so Strenzl. Wenn, dann gebe es Gespräche bei einem Spaziergang im Freien.

„Ich persönlich erlebe neben manchen unverbesserlichen Impfverweigerern natürlich auch sehr viel Vernunft und Einsicht und die Bereitschaft, die Einschränkungen zu ertragen“, schildert Christiane Vogel ihre Beobachtungen. Im Alltag der Kirchengemeinden nehme sie aber neben der großen Geduld der Gemeindemitglieder auch sehr viel Bedauern angesichts der anhaltenden Beschränkungen wahr.
Wie sehr leiden Kirchenmusiker und Chöre unter Beschränkungen bei der Mitwirkung in Gottesdiensten?
Hier fällt die Einschätzung der Geistlichen sehr unterschiedlich aus: „Da wir seit Mai 2020 mit einer Unterbrechung von etwa 3 Monaten generell im Freien feiern, bis heute, ist unsere musikalische Gestaltung an sich so wie immer“, sagt Pfarrer Strenzl. Jeden Sonntag seien Musiker oder Ensembles am Gottesdienst beteiligt.

„Gerade Chöre und Musiker haben es in dieser Zeit sehr schwer, aber ich konnte beobachten dass mit viel Kreativität und der Freude am Gottesdienst auch vieles möglich war und ist, auch unter Einhaltung der Auflagen“, attestiert Berg. Die Bemühungen seien sehr intensiv, Gottesdienste zumindest mit kleineren Ensembles mitzugestalten.
„Unser Kantor bemüht sich immer, Musiker zu engagieren, damit sie in schwierigen Zeiten wenigstens ein wenig verdienen können“, berichtet Vogel. Auch viele Gemeindeglieder zeigten sich sehr großzügig und unterstützten diese Bemühungen mit Extraspenden.
Und wie steht es mit den generellen Perspektiven?
Prognosen seien aktuell extrem schwierig, gerade auch weil überhaupt nicht absehbar sei, wie lange der Corona-Ausnahmezustand noch anhalte: „Gott hat mir manche Gabe gegeben. Die der Prophetie ist nicht dabei“, lautet denn auch die Ansage von Dekanin Vogel.
Ihr katholischer Amtskollege Peter Berg will trotz allem die Hoffnung nicht aufgeben. Denn die Pandemie sei auch eine lehrreiche Zeit gewesen: Das Abstandhalten habe gezeigt, wie wichtig Nähe sei. Es habe sich gezeigt, dass sich auch Gewohntes anders gestalten lasse. Ebenso sei die Hilfsbereitschaft trotz aller Beschränkungen weiterhin groß. „Ich hoffe, dass wir diese schwierige Zeit mit einem neuen Blick füreinander überstehen werden und auch wieder Perspektiven für die Zukunft sehen“, so Berg.
Auch Armin Strenzl will sich seinen Optimismus nicht nehmen lassen: „Bei mir ist das Glas immer halbvoll und nicht halbleer; wir werden alle gemeinsam durch diese Pandemie hindurchkommen, wenn alle vernünftig sind und handeln, sich impfen lassen und die grundlegenden Maßnahmen einhalten.“