„Kirche wird zum Haus der Musik„ hieß es in Bräunlingen bei Donaueschingen. Die Stadtkapelle will die dortige ehemalige evangelische Kirche nun als Proberaum benutzen. In Görwihl wurde die frühere evangelische Kirche inzwischen zum Wohnhaus umfunktioniert und die evangelische Kirchengemeinde Wehr verkauft ihre Christuskirche in Öflingen an die Stadt und am 11. Dezember 2022 wird sie entwidmet.
Doch geht das so einfach und wie läuft eine Entweihung, auch „Profanierung“ genannt, überhaupt ab?
Katholische Kirchen
„In einem letzten Gottesdienst werden alle sakralen Gegenstände aus dem Kirchenraum entfernt. Danach wird der bisher sakrale Raum in einem Gebet seiner profanen Nutzung übergeben“, sagt Peter Berg, Leiter des Dekanatsverbands Waldshut.
Er hat bisher nur eine einzige Profanierung bei einer Krankenhauskapelle vorgenommen. „Gott geht auch im profanen Leben den Weg mit uns. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass eine spätere Nutzung dem erst sakralen Charakter nicht herabwürdigend widerspricht“, sagt er.
Evangelische Kirchen
Bei der evangelischen Kirche hingegen gibt es keine geweihten und sakralen Räume. Das Kirchenrecht spricht daher von einer „Entwidmung“, wenn eine Kirche einer anderen Nutzung überführt wird. Darüber entscheidet dann der Kirchengemeinderat.
„Das Wichtigste bei einer Entwidmung ist, dass die Kirche dann nicht zu einem Puff oder einer Spielhölle wird“, sagt Christiane Vogel, Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Hochrhein. Im Mietvertrag muss festgehalten werden, dass die Nutzung des Gebäudes nicht den Interessen der evangelischen Kirche widersprechen darf – das gilt auch beim Weiterverkauf.
Christiane Vogel sagt: „Wir veranstalten dann trotzdem einen Gottesdienst, bei dem wir feierlich Kreuz, Altar und Taufstein aus dem Gebäude tragen und zum neuen Gebäude führen. Das soll als würdiger Übergang empfunden werden, da das Herz der Kirchenbesucher doch an dem Gebäude hängt.“
Synagoge

Wer von „Entweihung“ spricht, meint den Begriff allerdings meist im negativen Sinn und mit Schrecken erinnert man sich an das dunkelste Kapitel der jüngeren Geschichte: Die Synagoge in Tiengen wurde beispielsweise in der Reichspogromnacht 1938 von den Nazis entweiht. Die ehemalige jüdische Kirche wurde später zur Schreinerei umfunktioniert.
Die alte Synagoge ist heute ein Wohn- und Bürogebäude. Der Freundeskreis Jüdisches Leben Tiengen ließ am Gebäude eine Gedenktafel anbringen. „Im Keller hat es noch einige Fenster der alten Synagoge. Wir vermuten, dass hinter einer der Mauern die Tora gelagert wurde“, sagt Magdalena Bucher vom Freundeskreis Jüdisches Leben.
Die Tora – die jüdische Bibel in Form einer Schriftrolle – und die Mesusa – eine Schriftkapsel, die im Türrahmen angebracht wird – sind die beiden Artefakte, die ein Gebäude zu einer Synagoge machen. Werden sie entfernt, erfolgt die Entweihung.
Dieser Artikel erschien erstmals am 28. September 2021.