Gerade ist Jörg Redecker, Baggerfahrer der Firma Zimmermann Tiefbau, mit dem Abriss des Gebäudes auf dem ehemaligen Mercedes Areal beschäftigt, da fällt ihm etwas etwas ein: „Genau hier bin ich schon einmal gestanden“, erinnert er sich.
Es war im Jahr 2001. Auch damals arbeitete er für dieselbe Firma und sollte das alte Gebäude des Mercedes-Händlers teilweise abreißen. Anders als heute wurde das Gebäude damals nicht vollständig abgerissen und so kommt es, dass Redecker über zwei Jahrzehnte später vor der gleichen Wand steht – nur diesmal soll er sie komplett abbrechen. Denn für die Halle, die damals bleiben durfte, hat der neue Besitzer, die Volksbank Rhein-Wehra, keine Verwendung mehr.
Jedes Gebäude bleibt in Erinnerung
Im ersten Moment konnte Redecker nicht genau sagen, wie viel Jahre der Abbruch auf dem Gelände her war. Er vermutete, dass es um die 18 Jahre her sein musste. Erst ein Anruf bei seiner Frau bringt Klarheit. Sie schaut in dem Foto-Album nach, in dem Redecker jedes Gebäude festhält, das ihm und seinem Bagger weichen musste. Darin ist festgehalten: Der letzte Abbruch Redeckers auf dem Gelände war im Januar 2001 – vor 21, nicht vor 18 Jahren.

Bei so vielen Abbrüchen, die der Baggerfahrer schon vollzogen hat, sei es schwierig, sich an alle zu erinnern. Das Album hilft, dass keines davon vergessen geht. Nur vereinzelt erinnert er sich an bestimmt Baustellen, wie er sagt. „Der erste Abbruch des Jahres bleibt immer im Kopf“, sagt Redecker. Der Abbruch aus dem Jahr 2001 dürfte eine diese Jahres-Premieren gewesen sein.
Wenn der Putz von den Wänden rieselt
Obwohl es nun schon 21 Jahre her ist, erinnert sich Redecker aber noch genau an die Arbeiten an dem alten Gebäude. Damals war schon ein Mercedes-Händler ansässig. Das Bürogebäude, angeschlossen an die Halle dahinter, musste weg.
Das Problem damals: während Redecker mit seinem Bagger die Wände einriss, bestanden die Mitarbeiter des Autohändlers zunächst darauf, weiter an den Autos zu arbeiten. „Wie kann man denn da drinnen reparieren, wenn hier etwas runterfällt?“, hatte er sich damals schon gefragt. „Es hätte ja sein können, dass ich einen Fehler mache oder so. Ich weiß noch, wie sie dann kamen: Stopp, Stopp, der Putz fällt runter“, ergänzt Redecker und lacht.
Am Ende sei aber nichts passiert, wie auf all seinen Baustellen, sagt Redecker. Dafür erinnert er sich noch heute an die Wand, vor der er nun, 2022, wieder steht. Kleine Löcher über der Wand zeigen, dass dort früher einmal Balken hindurch gingen, erklärt Redecker. Jetzt muss die Wand aber endgültig weg.

Er sieht die Gebäude, die nicht mehr stehen
31 Jahre arbeitet Redecker nun schon bei der Firma Zimmermann und macht Gebäude dem Erdboden gleich. Ob in Lörrach, Weil, Rheinfelden oder in Bad Säckingen. Wenn er durch die Region fährt, sehe er vor allem auch die Gebäude, die nicht mehr da sind, weil er sie abgerissen hat. So auch das ASAG-Gebäude am Säckinger Ortseingang, auf dem der Händler Mercedes Kestenholz seit neustem steht.
Das Gebäude, das er jetzt abreißt, sei keine komplizierte Angelegenheit. Viel Platz, keine denkmalgeschützten Konstruktionen und auch keine hohen Anlagen. Da habe er schon schwierigere Projekte gehabt. Lediglich zu Beginn habe Redecker darauf achten müssen, dass von der zuvor abgerissenen Metallkonstruktion nichts auf die anliegende Straße fällt.
Stück für Stück arbeitet sich Redecker nun durch das Gebäude. Als wäre der große Baggerarm nur eine Erweiterung seins eigenen Arms, steuert er das Gerät, reißt Wände ein, sortiert kleine Dinge präzise aus dem Schutt und zerkleinert das Baumaterial – bis am Ende vom Gebäude nur noch das Bild in Redeckers Album übrig bleibt.