Die Sorgen der Landwirte sind groß: Wölfe werden im Südschwarzwald wieder heimisch und damit steige die Gefahr für die eigenen Tiere auf den Weiden, sagen sie. Etliche Tiere wurden nachweislich bereits von einem Wolf getötet oder verletzt. Landwirtschaftsminister Peter Hauk kam daher am Montag nach Bernau, um sich die Sorgen und Forderungen der Betroffenen anzuhören.

Die bei der Veranstaltung vorherrschende Meinung war deutlich: Für den Wolf gebe es keinen Platz in der Kulturlandschaft des Schwarzwaldes. Deshalb müsse man nun auch schnell handeln, bevor sich Rudel gebildet haben – dann sei die Kontrolle kaum noch möglich. Eine besondere Rolle komme den Jägern zu, sagten alle Redner, Wölfe müssten endlich ins Jagdrecht aufgenommen werden.

Über vier Jahre soll der Herdenschutz mithilfe eines Zauns getestet werden. Zehn landwirtschaftliche Betriebe, die sich auf die Fläche zwischen der Ortenau und dem Südschwarzwald verteilen, sollen sich an dem Projekt beteiligen – in Bernau ist es bislang der Goldbachhof von Markus Kaiser. Beweisen werde der Versuch aber, dass Herdenschutz vor dem Wolf auch mithilfe eines Zauns nicht möglich ist, ist der Landwirt überzeugt. Er organisierte maßgeblich den Besuch des Ministers.

Ziel der Zusammenkunft sei es, dass alle Interessensgruppen ihre Sorgen und Forderungen an den Landwirtschaftsminister richten, damit der in Stuttgart und Berlin für eine Lösung kämpfe, sagte Kaiser. Zuständig für den Wolf ist jedoch nicht das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium, sondern das von Thekla Walker (Grüne) geführte Umweltministerium. Das eigentliche Hindernis für eine Lösung sieht Hauk im Bundesumweltministerium. Das melde nach Brüssel immer noch, der Erhaltungszustand der geschützten Tiere sei schlecht, obwohl mittlerweile bis zu 3000 Wölfe in Deutschland leben. Werde ein guter Erhaltungszustand festgestellt, hätte man rechtlich viel mehr Möglichkeiten, auf das Verhalten der Wölfe einzuwirken, betonte Hauk.

Das Thema Wolf betreffe nicht nur die Landwirtschaft, betonte Kaiser, sondern auch beispielsweise für den Tourismus, Einheimische, Jäger, Skiliftbetreiber und Waldeigentümer stelle der Wolf eine Gefahr dar. Das Raubtier unter Kontrolle zu bringen, könne nicht alleine der Landwirtschaft auferlegt werden. In der Region gehe es derzeit noch um nur einen Problemwolf, hieß es. Dieser habe schon großen Schaden angerichtet. Die rechtlichen Hürden, ehe ein Tier erlegt werden dürfe, seien aber noch zu hoch.

30.000 Euro maximal können Betriebe jährlich für den Bau von Herdenschutzzäunen erhalten, die Kosten für die ständige Pflege und die Arbeitszeit seien darin jedoch nicht enthalten. Die großen Weiden, meist direkt am Wald gelegen, könnten damit nicht alle geschützt werden. Das wäre außerdem schädlich für die Kulturlandschaft, betonten viele Redner. Ein Beispiel: Verlaufe ein solcher Zaun direkt an der Waldgrenze, wäre auch das Wild eingesperrt, die Verbissschäden würden zunehmen. Auch das Auerhuhn und das Bioweiderind – ebenfalls durch Zuschüsse gefördert – seien durch den Wolf zunehmend gefährdet. Spreche sich herum, dass in der Gegend der Wolf „ein- und ausgehe“, könnte sich das auch auf die Urlaubsstatistik negativ auswirken, wurde befürchtet.

Klar, den Wolf werde man auch in Deutschland nicht mehr ausrotten können, doch der Schwarzwald müsse wieder zur wolffreien Zone werden. In den Nachbarländern werde schon Wolfsmanagement betrieben, dort habe man aus Fehlern gelernt. Wieso wiederhole man diese nun in Deutschland? Im Norden des Landes könne man Herden möglicherweise besser als im Schwarzwald schützen, also müsse man im Sinne des Tierwohls auch dafür sorgen, dass der Wolf einen geeigneten Lebensraum erhält. Spreche man von Tierwohl, müsse man aber auch an die Nutztiere denken, die qualvoll sterben. Weil der Wolf nicht unter Druck stehe, verliere er seine Scheu immer mehr. Man dürfe nicht warten, bis vielleicht sogar ein Mensch getötet werde, hieß es.

Das Thema beschäftige die Öffentlichkeit weit weniger als die betroffenen Landwirte, stellte der Minister fest. Auch Tourismusverbände oder andere Gruppierungen hätten sich in Stuttgart noch nicht zu Wort gemeldet, sagte er. Deshalb müsse man verstärkt dafür sorgen, die Tragweite des Problems der breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen, sagte eine Frau. Sie empfahl zum Beispiel Plakate mit Bildern von gerissenen Nutztieren, die an Wanderwegen aufgehängt werden sollten.

Klar sei, dass die gewachsene Kulturlandschaft von der Offenhaltung lebe, und die funktioniere ohne Landwirte nicht, sagte ein Gastronom aus Feldberg. Bekämen die Nutztierhalter keine Perspektive, bestehe die Gefahr, dass viele ihre Betriebe – die zudem häufig als Nebenerwerb geführt werden – aufgeben werden.

Für diese Perspektive wolle er kämpfen, sagte Peter Hauk. Kurzfristig müsste aber dieser eine Problemwolf erlegt werden. Er sieht dafür jetzt schon eine rechtliche Möglichkeit. Auch der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix (Grüne) sprach sich für die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht und ein strenges Wolfsmanagement aus. Der vierjährige Zaunversuch im Schwarzwald sei ein Placebo, kritisierte er.