Bernau – „Das Thema Windkraft ist wahnsinnig emotional“, sagte Bürgermeister Alexander Schönemann, als er den Tagesordnungspunkt in der Gemeinderatssitzung aufrief. Die Rückmeldungen würden verdeutlichen, dass das Thema die Bürger berühre. Das bestätigten auch Ratsmitglieder, denen die Ablehnung solcher Anlagen immer wieder vorgetragen worden sei – mitunter auch grob formuliert.
Es gehe zu weit, wenn man Ratsmitgliedern Konsequenzen für den Fall ankündigt, sollten sie die Windkraft nicht ablehnen, sagte Stefan Strecker. Deshalb sei es enttäuschend, dass doch verhältnismäßig wenige Bürgerinnen und Bürger in die öffentliche Sitzung am Montag gekommen sind, sagte Daniel Goos. Wie die Energiewende umgesetzt werde, könne man auch zurecht kritisieren, sagte Bürgermeister Schönemann. Doch die grundsätzliche Kritik sei fehl am Platz, die Regeln seien von Bund und Land festgelegt worden – es gehe vor Ort um die Stellungnahme, eine andere Einflussmöglichkeit habe die Gemeinde nicht.
Es sei wichtig, das 1,8-Prozent-Flächenziel für Vorranggebiete zu erreichen, damit Investoren bei ihrer Suche nach geeigneten Standorten eben nur auf jene Areale beschränkt sind, sagte der Bürgermeister weiter. Ebenso wichtig sei es aber, in einer Stellungnahme die Sicht der Gemeinde darzulegen. Im Entwurf des Regionalplans ist ein Vorranggebiet Farnberg-Rechberg vorgesehen. In der Stellungnahme unterscheidet die Gemeinde zwischen dem Gebiet Rechberg einerseits und den Gebieten Oren und Farnberg andererseits.
Aus dem Regionalplan „unbedingt herausgenommen“ werden müsse die vorgesehene Vorrangfläche auf dem Rechberg, fordert die Gemeinde in ihrer Stellungnahme. Der Abstand zum Wohngebiet sei zu gering. Außerdem wäre „die Unversehrtheit des Bernauer Hochtals von praktisch jedem Punkt der Gemeinde aus massiv beeinträchtigt“. Der Tourismus mit seiner sehr großen Bedeutung für die Gemeinde wäre durch Windkraftanlagen insgesamt betroffen, aber besonders der Zauberwald als „bedeutsamste Tourismuseinrichtung“ und das Loipenzentrum – aufgelistet werden Eisschlag und auch Wege zu den Anlagen, durch die die Nutzung von Loipen unmöglich werden würde. Die Gemeinde verweist ausdrücklich auf die Stellungnahme der Langlauffreunde Rot-Kreuz-Loipe. Betrachte man die genannten Gründe zusammen mit der angenommenen Behinderung des Jagdbetriebes und der vorhandenen Auerhuhnpopulation, werde klar, dass die Gemeinde Bernau im Fall des Rechbergs als Vorranggebiet durch den Bau von Windrädern „in so vielen und schwerwiegenden Aspekten negativ betroffen“ wäre, dass „eine Ausweisung vollständig und in aller Deutlichkeit verneint wird“, heißt es in der Stellungnahme.
Betont wird in der Stellungnahme auf Anregung von Lisa Köpfer, dass der „Verlust des einzigartigen Alpenpanoramas, das lediglich vom Herzogenhorn und dem Feldberg aus vollständig sichtbar ist“, negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gemeinde haben könnte, sollten mehrere Windräder im Süden von Bernau gebaut werden. Die gleichen Gründe sprächen auch gegen Vorrangflächen im Bereich Farnberg und Oren, hieß es, die Auswirkungen dieser genannten Punkte sind hier allerdings weniger gravierend als im Bereich Rechberg und insofern als vertretbar einzuordnen. Dennoch sei darauf zu achten, dass im Falle der Ausweisung keine bestehenden Loipen oder andere Nutzungen beeinträchtigt werden. Indem Bernau das Gebiet Farnberg/Oren als Vorrangfläche akzeptiere, helfe man, das wichtige Flächenziel von 1,8 Prozent zu erreichen.