Bernau Der neue Landespreis für Bildende Kunst löst den bis einschließlich 2023 insgesamt 48 Mal verliehenen Hans-Thoma-Kunstpreis ab. Das neue Format formten das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie die Kunsthalle Karlsruhe. Die diesjährige und damit erste Preisträgerin ist die aus Stuttgart stammende Bildhauerin und Installations- sowie Performancekünstlerin Nevin Aladag.

Bewusst finde die Verleihung des Landespreises weiterhin in Bernau statt, erklärte Staatssekretär Arne Braun, der ihn an die Preisträgerin übergab. Zwar hätten die Erkenntnisse, dass Thoma Gedanken vertreten habe, die dem Verständnis des Kunstpreises widersprächen, zur Umbenennung geführt. Der Verbleib der Preisverleihung in Bernau sei indes sowohl ein Zeichen dafür, dass die künstlerische Leistung Thomas weiterhin in keiner Weise geschmälert werden solle, als auch ein Beitrag zur Förderung des ländlichen Raumes. Dieser wichtigste Kunstpreis des Landes werde, so Arne Braun, vergeben an Künstlerinnen und Künstler, die mit dem Land verbunden sind und mit ihren Werken die Kunst der Zeit prägen. Nevin Aladag zähle zu den einflussreichsten Künstlerinnen Baden-Württembergs. Sie bringe Performance, Skulptur und Klang zusammen und verstehe zu berühren. Es gebe unfassbar vieles bei ihr zu entdecken. Tradition, Zugehörigkeit und Identität seien die Felder, die sie bearbeite, sie setze sich mit Fragen wie Freiheit, Vielfalt und Toleranz auseinander. In ihren eindrücklichen Botschaften zeige sie, wie Kulturen zusammenwachsen.

Der Preis ist verbunden mit einer Ausstellung von Werken der Preisträgerin im Hans-Thoma-Museum. Ihre „Crossing Traces“ sind in Bernau bis zum 4. Oktober zu sehen. Laudatorin Madeleine Frey, Kunsthistorikerin und Direktorin des Max Ernst Museums Brühl, ging in ihrer empathischen Rede auf die einzelnen in der Ausstellung gezeigten Werkgruppen ein. Zunächst indes stellte sie die Frage, „wie wird man Künstlerin?“. Sie beantwortete sie mit dem Hinweis, dass das ein Beruf sei, zu dem eine fundierte Ausbildung gehöre, aber auch Leidenschaft, Talent, Durchhaltevermögen und nicht zuletzt Förderung und Glück.

Aladags Disziplin zeigt sich in dem in der Ausstellung im Kabinett gezeigten „Voice Over“-Video, in dem sie über Generationen tradierte, von Jugendlichen gesungene türkische Lieder mit von der Natur bespielten Instrumenten verbindet, wie einer in den Fahrtwind eines Autos gehaltenen Mundharmonika. In der Werkgruppe „Stiletto“ hat die Künstlerin Spuren in ästhetische Muster verwandelt, indem sie die Abdrücke zur Musik tanzender Schuhabsätze auf Kupferplatten festhielt. An Traditionen anknüpfen und zugleich neue Verbindungen schaffen, mit diesem künstlerischen Ansatz passe diese Preisträgerin optimal nach Bernau, betonten sowohl die Laudatorin als auch der Staatssekretär und nicht zuletzt auch Bernaus Bürgermeister Alexander Schönemann.