Martha Weishaar

Die Werkrealschule des Bildungszentrums Bonndorf gehört nach Ablauf des aktuellen Schuljahres der Vergangenheit an. Im Juli wurde diese Entscheidung mit Beschluss des Gemeinderates besiegelt. Wie es mit den verbleibenden Schülern nach Auflösung der Werkrealschule weitergeht, ist hinlänglich bekannt. Doch was geschieht mit den Lehrern?

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Birgitta Stephan, die nach Pensionierung des vormaligen Schulleiters Volker Ehrler vor fünf Jahren auch die Leitung der Werkrealschule übernahm, wird ab dem Schuljahr 2019/20 wieder ausschließlich mit der Leitung des Schulverbunds Grundschule und SBBZ (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) befasst sein. 17 Kollegen verließen die Werkrealschule im Verlauf der zurückliegenden fünf Jahre. Aktuell unterrichten Melanie Boll, Christopher Bäuerle, Carla Stark und Lena Cooke an der Werkrealschule. Stundenweise unterstützt werden sie von Matthias Veit und Fea Freisfeld, die von der Werkreal- an die Grundschule gewechselt haben.

Ruhestand, Wechsel und Elternzeit

Sechs Kollegen traten zwischen 2015 und 2018 in den Ruhestand, weitere sechs wurden an andere Schulen versetzt. Drei von diesen sind inzwischen in Elternzeit. Fünf Lehrer der Werkrealschule wechselten in den zurückliegenden drei Jahren an die hiesige Grundschule, von welchen eine Kollegin Bonndorf mittlerweile verließ und die Schulleitung der Grundschule Feldberg übernahm. „Einige der Kollegen hatten Bonndorf sowieso nie als endgültiges Ziel vor Augen“, relativiert Birgitta Stephan die Entwicklung. Mit intensiven Gesprächen und guter Planung habe man für alle Beteiligten eine gute Lösung finden können.

Weiterbildung für Realschule

Melanie Boll, die momentan die siebte Klasse unterrichtet, startet im November mit einer berufsbegleitenden Fortbildung, die sie auch zum Unterrichten an der Realschule berechtigt. Obschon die Ausbildungsinhalte während ihres Studiums im Großen und Ganzen mit denen von Realschullehrern übereinstimmten, bedingen die unterschiedlichen Abschlussprüfungen diese Weiterbildung. Ihre siebte Klasse wird ab dem Schuljahr 2019/20 der Realschule angegliedert. Melanie Boll unterrichtet seit 2010 am Bildungszentrum und sieht hier auch ihre weitere berufliche Zukunft.

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Ebenso geht es Christopher Bäuerle, dessen Schwerpunktaufgabe an der Werkrealschule die Berufsvorbereitung war. In jüngster Zeit unterrichtete er junge Migranten in der Vorbereitungsklasse. Im Verlauf des Schuljahres orientiert er sich nun dahingehend, ob er künftig Aufgaben an der Grund- oder an der Realschule übernehmen wird.

Bedauern nach Schließung

Birgitta Stephan und das Kollegium der Werkrealschule bedauern die endgültige Schließung. Die Maßnahme sei hauptsächlich auf die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung zurückzuführen. „Es ist schade, dass die Gesellschaft der intellektuell theoretischen Bildung einen so hohen Stellenwert beimisst und auf einmal alle Abitur haben wollen. Die handwerkliche Ausbildung sollte auf keinen Fall gering geachtet werden, es braucht beides.“ Das steht für Birgitta Stephan außer Frage. Christopher Bäuerle ist überzeugt, dass es bald schon schwierig werden könnte, überhaupt noch einen Handwerker zu bekommen. Für ihn steht bei der Schul- und Berufswahl die Begabung des Einzelnen im Vordergrund, sind doch die Weiterbildungsmöglichkeiten in allen Berufen vielfältig.

Schließung bietet auch Chancen

„Die Welt verändert sich, auch für die Schulen und man sollte sich den Veränderungen stellen, anstatt auf Bewährtem zu beharren“, sagt Birgitta Stephan über die aktuellen Veränderungen der Schullandschaft. Die Bonndorfer Schule sehen die Pädagogen auf einem guten Weg, um die Schüler brauche man sich keine Sorgen zu machen. Die Bildungspläne seien gemeinsam mit dem Kollegium der Realschule erarbeitet worden, die Zusammenarbeit verlaufe sehr gut. Die Realschule verknüpfe Theorie und Praxis bestens und biete den Schülern als Naturparkschule vielfältige Möglichkeiten.

Nach mehr als vier Jahrhunderten Schulgeschichte werden die Weichen vor Ort also wieder einmal neu gestellt – in eine hoffentlich gute Zukunft.