Seit August 2018 steht die L 170 von Straßenbaufachleuten unter Beobachtung. Auf rund 45 Metern des sanierten Streckenabschnitts zwischen Abzweig Boll und der B 315-Kreuzung war der Untergrund in Teilen etwas abgesackt und hatte die Straße wellig verformt.
Bis zu 20 Zentimeter abgesackt
Mittlerweile beträgt der Versatz allerdings bis zu 20 Zentimeter, der Bereich ist von der Verkehrsbehörde durch Barken abgesichert und eine Straßenengstelle ausgewiesen. Das Straßenbaureferat Süd des Regierungspräsidiums Freiburg erarbeitet derzeit ein Konzept, wie die Setzungsbereiche aufgefüllt werden können.
Die Straße weist auf etwa 45 Metern in insgesamt vier Randbereichen zwischen fünf Bodenpfählen starke Setzungen auf. In der Folge dieser Setzungen brach auch die Asphaltdeckschicht am Straßenrand in Teilen auf.

Der sanierte Bereich südöstlich der Lotenbachklamm werde weiterhin vermessungstechnisch beobachtet, bestätigte Dieter Bollinger, Leiter des zuständigen Straßenbaureferats Süd des Regierungspräsidiums Freiburg. Die Rutsch-/Gleitbewegung der Landesstraße und des Hangs habe durch die Sanierungsmaßnahme mit Bohrpfählen – wie prognostiziert – deutlich verlangsamt werden können. Auch habe der ehemals betroffene Bereich auf lediglich noch etwa 45 Meter stark eingegrenzt werden können. Die jetzt auftretenden Setzungen resultieren aus den noch vorhandenen Bewegungen des Hangs.
Keine Mängel in Bauausführung
Bei den auftretenden Schäden handele es sich nicht um Mängel in der Bauausführung oder in der Konzeptionsentwicklung, versichert Dieter Bollinger. Es sei klar gewesen, dass das Straßenbaureferat Süd durch die Sanierungsmaßnahme die Rutschung nicht werde stoppen können, sondern nur verlangsamen. Dieser Effekt sei vollumfänglich erzielt worden. Dass in sich zeitlich verlängernden Abschnitten die Fahrbahn erneut saniert werden müsse, sei klar gewesen.
Derzeit erarbeite das Straßenbaureferat Süd ein Konzept, wie das zwischen den Bohrpfählen abfließende Material wieder aufgefüllt wird, erläuterte Dieter Bollinger weiter. Nach Auffüllung der Zwischenräume, also der Setzungsbereiche, werde der Asphaltaufbau auf rund 70 Meter wieder hergestellt.
50.000 bis 80.000 Euro Kosten
Der finanzielle Aufwand von Maßnahmen könne erst nach Festlegung des Konzeptes detailliert ermittelt werden, so Dieter Bollinger. Das Straßenbaureferat Süd gehe derzeit grob von einem geschätzten Kostenrahmen zwischen 50 000 und 80 000 Euro aus.
Straße ist wieder verengt
Seit Tagen ist die L 170 etwas oberhalb der Schattenmühle am Anstieg Richtung Boll ebenfalls verkehrstechnisch verengt. Der Straßenverkehr wird dort durch eine Ampelanlage geregelt. In dem Bereich drücken Hangschichten eine Gabionenwand nach außen. Allerdings stehe dieses Ereignis nicht mit der Rutschung Richtung B 315 in kausalem Zusammenhang.
Die bauchende Gabionenwand resultiere aus einer kleineren Böschungsrutschung wie sie im gesamten Bereich der Wutachschlucht leider ständig auftreten, erläuterte der Referatsleiter weiter. Der Einsatz der Gabionenwand in den 80er Jahren resultiere aus einer damals bereits vorhandenen kleineren Rutschung.
Geologische Vorgänge verursachen Rutschung
Einer generellen Sperrung der L 170 für den Schwerlastverkehr wegen einer denkbaren Gewichtsbelastung des schwierigen Untergrunds erteilt Dieter Bollinger eine Absage. Eine solche Maßnahme sei im Bereich der Wutachschlucht nicht erforderlich. Die immer wieder auftretenden Rutschungen und Setzungen stehen in keinem Zusammenhang mit Belastungen aus dem Verkehr. Es handele sich um geologische Vorgänge, die die Rutschungen und Setzungen erzeugen. Diese finden auch dort statt, wo keine Straße beziehungsweise eine Verkehrslast bestehe.
Die Vorgeschichte
Die L 170 zwischen Abzweig Boll und der B 315 war nach dreijähriger Phase der Planung und Sanierung Mitte Juni 2018 für den Straßenverkehr wieder freigegeben worden. Im Juni 2015 war es nach einem Starkregen zu einer Rutschung gekommen. Ein rund 120 Meter langes Teilstücks der Landesstraße, auf acht bis zwölf Meter anstehendem Boden aus Hangschutt und Decklehm liegend, war in dem geologisch aktiven Hanggelände für rund 1,3 Millionen Euro saniert worden.
Verkehrssicherung, Schutzplanken, das Ausweisen der Umleitungsstrecke und die Markierungen kosteten weitere 100 000 Euro. Die Bauphase selbst hatte sich von drei auf neun Monate verzögert, bedingt durch mehrfachen Wechsel zwischen Frostphasen und mildem Wetter. Auf dem sanierten L 170-Abschnitt waren rund 1200 Kubikmeter Beton sowie rund 95 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut worden. 76 Bohrpfähle waren jeweils 13,5 Meter in der Tiefe verankert worden. Es gab rund 3500 Kubikmeter Bodenbewegung, bevor etwa 600 Tonnen Asphaltmaterial verbaut worden waren.