Martha Weishaar

Burgruinen sind per se eine Steilvorlage für Überlieferungen jedweder Art. So auch in Boll, wo letzte Überreste der Ruinen von Schloss Tannegg sowie dem Tannegger Hof Zeugnis von einst hochherrschaftlichen Verhältnissen ablegen. Geister spuken in und um diese alten Gemäuer zwar keine, etliche Geschichten ranken sich jedoch um vermeintliche Schätze, die dort verborgen sein sollen.

Der Beelzebub als Goldesel

Überhaupt scheint in Boll dereinst dem schnöden Mammon ein hoher Stellenwert gegolten zu haben. Allein die Erzählung vom Grünen Schäfer in Boll bereitet Gruseln.

Dieser soll zu ansehnlichem Reichtum gekommen sein, indem er sich vom Totengräber Sargstücke mit einem Astloch beschafft habe. Zwingende Voraussetzung: Es müsse der Sarg einer Wöchnerin sein. Blicke man beim Tanz durch dieses Astloch, sehe man den Teufel mit einem grünen Hütchen auf dem Kopf tanzen. Gelinge es am Ende gar, dieses Hütchen zu ergreifen, erscheine der Teufel um Mitternacht und fordere dasselbe zurück. Der Belzebub sei bereit, dafür jede geforderte Lösegeldsumme zu bezahlen.

Auf diese Weise habe sich das Säckel des Schäfers beträchtlich gefüllt. Damit nun aber kein anderer Bösewicht auf die Idee kommen solle, besagten Schäfer zu bestehlen, mache jener das Geld in seinem Beutel unsichtbar.

Der Schatz von Alt-Tannegg

Auf die Raffgier weiterer Zeitgenossen scheint ferner zurückzuführen, dass das einstmals prächtige Schloss Alt-Tannegg vollkommen in sich zusammenstürzte. Einen überaus reichen Schatz soll der habgierige Ritter von Alt-Tannegg dort versteckt haben. Als der Edle unversehens verunglückte, durchwühlten und unterhöhlten Schatzsucher das Schloss mitsamt umliegendem Erdreich, bis eines Tages alles Mauerwerk einstürzte.

Auch auf Burg Neu-Tannegg soll Generationen später ein gottloser Raubritter geherrscht haben. Mit seinen ruchlosen Vasallen kontrollierte er von dort aus den einstmaligen Übergang über die Wutach. Am Ende eines erfolglosen Tages sollen sich die Männer einen Bauern geschnappt haben, der zufällig des Weges kam.

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Die Rache des niederen Standes

Der gnadenlose Raubritter ließ den mittellosen Mann in die Tiefe stürzen, heißt es in der Überlieferung. Die Witwe las die zerschellten Gebeine ihres Mannes zusammen, woraufhin die der Ausbeutung längst überdrüssige Bevölkerung zu den Waffen griff und die Burg belagerte.

Der Bauernkrieg weitete sich somit also auch nach Boll aus. Selbst das Angebot großzügigen Lösegelds konnte das wütende Volk nicht mehr besänftigen. Der Ritter wurde mitsamt Hofstaat niedergemetzelt, die Burg zerstört. Seither wühlen auch hier Schatzsucher nach dem legendären Vermögen der Ritter von Neu-Tannegg, so dass auch diese Burg im Verlauf der Jahrhunderte mehr und mehr einstürzte.

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Der Tannegger Hof, von welchem aus die Herrschaften in beiden Schlössern versorgt wurden, löste derweil einen handfesten Erbstreit aus. Der einstige Besitzer, Franz Jacob von Heggelbach, war Zechkumpan des Freiherrn von Mörsberg und verschuldete sich in seinem Hochmut ebenso wie der Herr von Schloss Bonndorf. Die Schwestern des von Heggelbach sahen sich allerdings um ihr Erbe betrogen und wollten dies nicht kampflos hinnehmen. Ihre nächtens versuchte Besetzung des Hofes scheiterte aber kläglich. Der Tannegger Hof blieb letztendlich im Besitz des Klosters St. Blasien.