Martha Weishaar

216 Sagen und Geschichten aus Bonndorf, Stühlingen, Wutach und der näheren Umgebung sammelte im Verlauf etlicher Jahre Emil Kümmerle und stellte diese im gleichnamigen Buch zusammen. In einer losen Serie veröffentlichen wir Auszüge oder Zusammenfassungen aus einigen dieser Erzählungen.

Jede Menge Stoff für gruselige, spannende und ebenso unglaubliche Geschichten liefern zweifelsohne die Roggenbacher Schlösser. Besonders traurig mutet die Erzählung über die Braut von Roggenbach an. Deren Mutter verstarb, während die Gräfin noch ein Kind war.

Heiratsversprechen mit der Jugendliebe

Nun war das Raubrittertum im Mittelalter nicht eben dafür geeignet, als alleinerziehender Vater ein kleines Mädchen zu betreuen. Graf Roggenbach ließ also seiner Tochter im Kloster Berau Bildung und christliche Erziehung zukommen.

Als die Tochter zur jungen Dame herangewachsen war, schickte er den Sohn seines Bruders, des Herren der benachbarten Burg Steinegg, nach Berau, um die junge Gräfin zurückzuholen. Die beiden hatten indes bereits im Kindesalter Gefallen aneinander gefunden und noch auf dem Heimweg verlobte sich der junge Graf Steinegg mit der Gräfin.

Um das Liebesleben derer von Roggenbach ranken sich atemberaubende Geschichten.
Um das Liebesleben derer von Roggenbach ranken sich atemberaubende Geschichten. | Bild: Martha Weishaar

Tochter bereits dem Grafen von Stühlingen versprochen

Derweil zechte just zu dem Zeitpunkt Graf Roggenbach mit dem Grafen von Stühlingen und versprach diesem seine Tochter zur Frau. In weinseliger Laune zerstreute er jeden aufkommenden Zweifel, versprach gar, sie lebend oder tot auf Schloss Hohenlupfen zu bringen. Die junge Gräfin ward darüber dermaßen betrübt, dass sie sich, festlich geschmückt in ihrem Hochzeitsgewand, das Leben nahm. Der betrübte Vater machte sein Versprechen wahr und brachte die Tote zum Grafen nach Stühlingen.

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Ein ruheloser Geist wandelt um die Gemäuer

Seither, so wird behauptet, irrt das ruhelose Burgfräulein bei mancher Gelegenheit um die Roggenbacher Schlösser herum, soll sogar eine arme Frau aus Wittlekofen bei deren Heimweg an Heiligabend auf wundersame Schneckenhäuschen aufmerksam gemacht haben, die sich im Nachhinein als Goldstücke erwiesen.

So wie sich auch im einen oder anderen Fall Spreu in pures Gold verwandelt haben soll. Der verborgene Schatz der Raubritter zog im Verlauf der Jahrhunderte manch waghalsigen Abenteurer in die Burgruinen, wo übrigens ein weiterer Geist sein Unwesen treiben soll: Die treulose Herrin von Weißenburg, die ihren betagten Gemahl missachtete und Trost bei einer Jugendliebe suchte. Der stürmische Liebhaber erschlug Ottoram von Weißenburg, doch noch ehe er die Witwe freien konnte, soll ein Blitz in die Burg eingeschlagen haben und die Treulose verbrannte elendig.

Die Ruinen der Roggenbacher Schlösser bieten bis auf den heutigen Tag eine prächtige Kulisse für Abenteuergeschichten jedweder Art. Derzeit werden sie allerdings saniert. Es bietet sich also nicht an, in oder um die Ruinen herum zu strolchen, um vermeintliche Schätze zu heben, Gebeine im Burgverlies zu suchen oder Geister zu stören.