Gudrun Deinzer

Natur und Kunst, Tradition und Moderne treffen sich mitten in schönster Kulturlandschaft beim idyllischen Weiler Ebnet. Eine rund 150 Jahre alte Doppelfichte war vom Blitz getroffen worden, dem Borkenkäfer anheim gefallen und ist nun von Erhard Strittmatter und Frauke Zimmermann zur Doppelstockbeute – nach alten badischen Maßen und mit moderner Kunst versehen – geworden. Eine Augenweide für Menschen, Bienen, die dort einziehen sollen, und vielleicht auch für die Pferde auf der anschließenden Weide.

Erhard Strittmatter wartet auf zwei Bienenschwärme, die hier zu neuen Völkern werden sollen.
Erhard Strittmatter wartet auf zwei Bienenschwärme, die hier zu neuen Völkern werden sollen.

Während Erhard Strittmatter auf zwei Bienenschwärme wartet, erwartet die Bienenschwärme – sozusagen – ein renovierter Altbau. Denn die hier eingepassten Stockbeuten entsprechen dem alten badischen Maß und sind auch historisch. „Aus Dittishausen habe ich die alten Kästen bekommen“, erklärt Erhard Strittmatter. Üblicherweise im Mai würden die Bienen mit dem Schwärmen anfangen, erläutert der Hobbyimker, der direkt im Waldstück neben dieser sicher einmaligen neuen Kombination aus Natur, Kunst und Kultur in Form einer Doppelstockbeute 20 Bienenvölker beherbergt.

Das andere (arbeitsreiche) Hobby von Erhard Strittmatter für besonders nachhaltige Wärme.
Das andere (arbeitsreiche) Hobby von Erhard Strittmatter für besonders nachhaltige Wärme. | Bild: Gudrun Deinzer

Frauke Zimmermann, die gemeinsam mit Anja Strittmatter hier einen Pferdestall und eine kleine Hundezucht von Golden Retrievern betreibt, hat sich in der Umgebung auch ein Atelier eingerichtet. „Der Auftrag hat gelautet, ein fröhliche und eine etwas verärgerte Person zu malen“, erläutert Frauke Zimmermann. Der Mund der eher säuerlichen Person soll das Einflugsloch für das sich hier neu formierende Volk bilden. Der verschmitzt-fröhlichen Figur fliegen die Bienen direkt in den Hals – wahrscheinlich ein Zufall, ebenso wie, dass die ältere Person die säuerliche ist. „Es ging ein bisschen danach, welche Farben ich habe und zwei Blonde sollten es nicht werden.“

Ein Winter voller Arbeit

Während in diesem Fall die Künstlerin rund einen Arbeitstag in ihr Werk gesteckt hat, war Erhard Strittmatter einen ganzen Winter am Werkeln: „In den schönen Sonnenstunden des Winters habe ich das gemacht.“ Dazu gehörte nicht nur das Schälen des Reststammes, sondern auch das Besorgen der historischen Stockbeuten, das Einpassen derselben und schließlich die Dachkonstruktion, die stilecht mit handgefertigten Schindeln gedeckt wurde, wie im Schwarzwald früher üblich.

Ein versteckter Ort

Dieser idyllische Platz bildet den Endpunkt zwischen privatem Wald, Bienen-Bereich und Pferdeweide. Um dorthin zu gelangen, geht man vorbei an zu Kunst gewordenen Holzstapeln der verschiedensten Art – denen man die unzähligen Stunden Arbeit, die in ihnen stecken, ansieht. Es werden kaum zufällig vorbei laufende Passanten das neue Bienenhaus sehen können. „Das ist einfach ein Hobby, die Arbeit macht mir Freude“, sagt Erhard Strittmatter schlicht, steigt auf sein E-Bike, mit dem er im Ort hin- und herpendelt, und macht sich auf zur nächsten „Baustelle“.