Ein seltenes Jubiläum feiert Mechtild Nägele: Sie singt seit fünf Jahrzehnten im katholischen Kirchenchor Gündelwangen. Sie erhielt die Urkunde des Diözesan-Cäcilienverbands und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Als „junges Maidli“ kam sie 1971 zum Kirchenchor Gündelwangen.

Im Oberdorf, wo sie zu Hause war, war klar, dass man, wenn man in der Nachbarschaft zur Familie Schübel wohnte, früh zum Chor kam. War doch Berta Schübel diejenige, die die Proben abhielt – oft in ihrer Stube und mit Harmonium. Sie hatte zwei Töchter. Zu dieser Zeit waren die Chorproben die erste Möglichkeit, abends aus dem Haus zu dürfen. Mechtild Nägeles Mutter sang viele Jahre im Chor. An Weihnachten mussten die Mädchen schon sehr früh aufstehen, weil am 1. Weihnachtsfeiertag die erste Messe bereits um 6 Uhr war.

1980 übernahm Mechtild Nägele das Schriftführeramt von ihrer Mutter Elise Neipp. 1985 löste sie den Kirchenchorvorsitzenden Peter Gremmelspacher im Amt ab. Viele Chorleiter, Organisten und Pfarrer erlebte Mechtild Nägele in den 50 Jahren ihrer Chormitgliedschaft. Ein Erlebnis war der Besuch ihrer Kameradin Rosa Rombach in der Uniklinik in Freiburg, die sterbenskrank den Wunsch geäußert hatte, den Kirchenchor, in dem sie viele Jahrzehnte mitgesungen hatte, noch einmal zu hören. Innerhalb einer Stunde war der Bürgerbus mit Michael Scharf als Fahrer organisiert, Noten ausgesucht und zehn Chormitglieder organisiert – los ging es nach Freiburg. Viele Patienten und Krankenschwestern waren ob dieser Geste sehr gerührt. Einen Tag später schlief Rosa Rombach friedlich ein. Als das erste Gündelwanger Dorffest stattfand, war der Kirchenchor mit seiner Pizzastube dabei. Im Garagenvorbau aus Schwartenbrettern mit alten Fenstern und Blumenkästen davor, gab es Nudelsuppe und den legendären Gartehägler (Johannisbeerwein).

Der Höhepunkt in Nägeles Amtszeit als Vorsitzende war die Romreise 2006. Durch ihre Bekanntschaft mit der Familie Gänswein hat der Chor dank Monsignore Georg Gänswein die Papstaudienz weit vorn erlebt. Es war wohl die größte Verantwortung und Organisation als Vorsitzende. Den Chormitgliedern ist diese Reise ebenso unvergessen wie die Ausflüge, Fischerfeste bei Hermanns Fischweiher und die Grillfeste bei Nägeles im Schopf. Die Aufführung der „Missa Katharina“ mit allen Bonndorfer Chören und Projekte mit den Kirchenchören von Göschweiler, Bachheim und Wellendingen sowie die vom Chor gestalteten Altennachmittage erlebte sie in 50 Jahren – legendäre Auftritte, lustige und traurige Ereignisse.

2009 wurde sie von Thomas Billharz im Vorsitz abgelöst und zur Ehrenvorsitzenden ernannt. 2020 übernahm sie noch einmal das Schriftführeramt, da sich niemand zur Wahl stellte. Zum Jubiläum überreichte ihr Präses Pfarrer Fabian Schneider die Urkunde des Diözesan-Cäcilienverbands und verlas das Gratulationsschreiben des Erzbischofs Stefan Burger. Vorsitzender Frank Otteny ernannte sie zum Ehrenmitglied.

Es gab noch weitere Ehrungen: Das Bassregister ist schon lange aktiv: Michael Scharf (30 Jahre), Max Nägele (20) und Thomas Billharz (15). Seit 20 Jahren singt Maria Eva Scheu bei der Alt-Stimme mit. Der Chor musste sich von den Mitgliedern Claudia und Michael Scharf verabschieden. Der katholische Kirchenchor wurde 1823 gegründet und feiert 2023 sein 200-jähriges Bestehen.