Bonndorf – Kurz nach 14.30 Uhr. Die Narren entlang der Martinstraße werden ungeduldig. Dann, eine halbe Stunde später als gewohnt, der Umzug war auf 14.11 Uhr angekündigt, erklingt der Bonndorfer Narrenmarsch, schließlich Sichtkontakt mit der Stadtmusik und den ersten Reihen der Pflumeschlucker-Hansele. Narren machen eben was sie wollen. Ein blaues Meer an Schirmen, darunter die Pflumeschlucker mit unglaublich viel Nachwuchs, wogt in Richtung Bonndorfer Rathaus – vorneweg der Narrenbolizei Alexander Wetz sowie Zwillingsbruder Frank im Fotzili-Hansili-Fleckenhäs. Die Stadtmusik stimmt die närrische Hymne an, unter den Pflumeschlucker-Larven klingt der Refrain „Pflume hi und Pflume her“ mehr oder weniger deutlich – die Zuschauer spüren: Die Stadt brennt auf die närrischen Tage. Der Narrenrat hat sich auf dem Stammen am Ende des Zuges positioniert, vor dem Fuhrwerk vier Schwarzwälder Pferde.

Nach gut 30 Minuten, nachdem Narrenvater Marco Johner seine Feuertaufe beim Einschwören des Narrenvolks auf die Fasnet absolviert hat, pochen die elf Räte an die Rathaustür. Marlon Jost eilt vom Balkon ins Erdgeschoss und mit den Zunftoberen zurück auf den Balkon. Der Schlüssel ist den Händen des Stadtoberhaupts zügig entwendet, die Rathausmannschaft samt Bürgermeister in den närrischen Urlaub geschickt.

„Die Macht liegt in den Narrenhänden, sechs Tage und Nächte“, verkündet Marco Johner. Das närrische Volk auf dem Latschariplatz jubelt und die Stadtmusik lässt die Narrenhymne erklingen. Auf dem Rathausbalkon schunkeln Bürgermeister, Narrenbolizei und Narrenratabordnung unter Führung von Marco Johner einmütig.

Bereits am frühen Morgen waren die Schüler des Bildungszentrums und die Kindergärten befreit worden. Vor der Grundschule heizte die Guggenmusik Bonndorf den Abordnungen der Pflumeschlucker, der Wellendinger Frösche und Dillendorfer Schnecken, der Tannegger Burghüter, der Schlossberghexen, der Höllendämonen und Gündelwanger Räuber ein. Sie zogen gemeinsam mit der Stadtmusik, der Guggenmusik und den Narrenräten in zwei Gruppen aufgeteilt in das Bildungszentrum ein. Schleckereien gab es für die Schülerschar allerdings erst, nachdem die Narrensprüche aufgesagt wurden. Und das ließen sich insbesondere die Grundschüler nicht zweimal sagen. In der Schulhalle im Erdgeschosse bebte der Boden unter den Klängen der Stadtmusiker und dem Narrenvolk.