Bonndorf – Angeführt von Narrenbolizei Alexander Wetz und der Figur der Sonne sowie Stadtmusik und Bonndorfer Pflumeschlucker, setzt sich der närrische Zug um Punkt 14.11 Uhr in Bewegung. Eine dreiviertel Stunde später treffen die 28 Gruppen wieder am Bonndorfer Rathaus ein, dort gibt es Wurst und Wecken. Die Sonne – ein Schwell- oder Aufsetzkopf aus Pappmaché, der die Bonndorfer Fasnet seit etwa 1915 in unregelmäßigen Auftritten bereichert – verschwindet da bereits klammheimlich über die Lindenstraße. Bei den Narren geht die Sonne halt im Osten statt im Westen unter.
Marlon Jost, entmachteter Bürgermeister, ist in Hochstimmung. Er mischt sich unter eine Abordnung aus der französischen Partnerstadt Bains-les-Bains, die fleißig Wein an die Narren ausschenkt. Der Rotwein im Mini-Kunststoffbecher, es wird auch ein Weißer ausgeschenkt, verdient das Prädikat herb – die Narrenherzen wärmt er zum Jubiläum 50 Jahre Städtepartnerschaft trotzdem.
Im Formel-1-Fieber befindet sich eine junge Mädchengruppe. Im Team-Outfit samt Flagge lassen sie die Bobby Cars auf dem Asphalt herumbrettern. Das junge Männer-Team, das folgt, kommt auf Steckenpferden kaum hinterher. Auf die Sparkasse haben es Panzerknacker abgesehen. Sie haben bereits den Tresor aus dem Gebäude geholt, ob sie die Kombination herausfinden, ist ungewiss. Eiskanalfieber verbreitet eine Fünfer-Rennbob-Mannschaft aus Wittlekofen. In ihrem aus Holzlatten gezimmerten Renngefährt bringen sie die Geschwindigkeit eines Aufsitzrasenmähers auf den Asphalt.
Der Einfallsreichtum bei den Gruppen kennt keine Grenzen: Es gibt die Emojis – ein Piktogramm für elektronische Nachrichten – oder Strauße mit langen Hälsen, Inuit aus dem ewigen Eis, die Schwarzwalduhren, denen noch der Kuckuck fehlt. Legionäre reihen sich ein in den närrischen Tross, ebenso die Schlosshexen Bonndorf. Die Lampenschirme aus den 1970er Jahren sorgen mit dem Lied „Wackelkontakt“ für gute Stimmung. Rummel gibt es innerhalb des rot-weißen Trassierbands, in dem sich menschliche Boxautos schubsen. In die Lüfte geht es mit der nicht gerade Vertrauen erweckenden Kunterbunt-Airline, die von der Suffhansa bis zum Airsturz alles in Aussicht stellt. Aus Frau Holles Federbett wirbeln die Schneeflocken, der tollkühne grüne Held Shrek und eine Hexe (Ehrennarrenvater Clemens Podeswa) mischen sich unter die Märchenfiguren. Auf der Straße wird Raketentechnik getestet. Und dann schwenken Holland-Fußballfans eine große Fahne des deutschen Nachbarstaats, Handfackeln dürfen dabei nicht fehlen.