Bonndorf – Es war ein ganz besonderer Zunftabend für Martina Schaller, die Zunftmeisterin der Gündelwanger Räuber, die zusammen mit ihrer Tochter Julia Regie führte. Nerven wie Drahtseile musste sie haben, denn: erst fiel ein Programmpunkt, und dann auch noch ein zweiter krankheitsbedingt aus.

Bei der Bühnenprobe am Mittwoch hatten die Akteure Linus Sedlak und Leon Stoll unter großem Beifall noch eine Zugabe für die Kollegen gegeben. Am Donnerstag lag Tausendsassa Linus dann krank im Bett.

Seinen Platz im Moderatoren-Trio füllte spontan Mechthild Nägele alias „Lene“, obwohl sie eigentlich froh war, dass sie in diesem Jahr nur drei Sätze zu sprechen hatte. Und Leon Stoll studierte am Tag vor der Premiere ein Solo mit Orgel und Gesang ein. Sein „Manuel – manuell“ wurde einer der zahlreichen Höhepunkte des Abends:

  • Das Publikum: Trotz Minustemperaturen waren die Störche aus Wittlekofen eingeflogen, Schnecken aus Dillendorf saßen unbehelligt nicht weit weg, Dengele und Heuhopper aus Lenzkirch neben Fulefürster Bollimänkl und die Schellen von einigen Pflumeschluckern erklangen. So viel Platz, um all die Zünfte von „enne und denne“ der Wutach zu nennen, gibt es nicht: Die Halle in der Gündelwanger Schule war wie immer voll. Nicht vergessen darf man aber auf keinen Fall Ehrenräuber Bruno Zehnder. Immer noch ungewöhnlich, dass er nicht mehr mit den anderen auf der Bühne steht. Wie all die anderen geizte er nicht mit Applaus: „Ein toller Abend“, kommentierte er.
  • Das Programm: Vom Aufmarsch der Zünfte um 20:11 Uhr unter den Klängen vom Katastrophenorchester Gündelwangen (KOG) bis zum finalen Raketenstart der NASA – die bei den Räubern natürlich RASA hieß – gab es ein wahres Feuerwerk der guten Laune von den Gündelwanger Talenten. Sogar Aliens samt Raumschiff schwebten über die Bühne beim galaktischen Auftritt der Räuberfrauen. Mitreißend waren die Tänze der Sumpflochhexen Hexen unter dem Motto „Star Wars“, zu den Klängen von „Footloose“ tanzten die Space Cowgirls der Landfrauen. Die Jungräuber hatten ein Space Taxi dabei. Bully Herbigs Humor vom Raumschiff Surprise blitzte auf: Chantalle (Nicolas Hofmeier) zog hierfür die High Heels einmal aus, um mit den anderen Jungräubern über die Bühne flitzen zu können. Alt-Narrenrat Robert Kaltenbach machte nach 50 Jahren seiner Frau (fast) klar, „wer der Mann im Haus ist“. Und das war am Ende doch wieder sie.

„Kall & Kall“ (Amin Steidle und Stefan Haberstroh) vom Sportverein (SV) Gündelwangen heimsten wie gewohnt viel Beifall bei ihrer Raketentestung mit Ukulele und Gesang ein. Exklusiv am Freitag war der Auftritt in Gelb von der ganzen Familie der Simpsons (Homer und die kleine Lisa ausnahmsweise mit Vollbart). Es waren vier Täuflinge – die nun Vollmitglieder im Katastrophenorchester Gündelwangen (KOG) sind. Gemeinsam mit den Gundelsteinern spielten sie am Ende des Räuber-Zunftabends noch ein packendes Doppelkonzert der Guggemusik.

  • Ehrung: Am Samstag – die musikalische Unterhaltung kam von der Trachtenkapelle Gündelwangen und der Narrenmusik aus Kappel – kam der große Moment für Bernd Jehle. Für seine Leistungen nicht nur auf der Bühne beim Zunftabend (dieses Jahr wurde er nicht auf den Mond geschossen, er landete auf dem Mars) in den vergangenen 40 Jahren erhielt er den Orden in Silber von der Narrenvereinigung Kleggau.
  • High-Heels-Lehrgang: Chantalle (Nicolas Hofmeier) läuft schon jahrelang sicher auf Plateauabsätzen von Zunftabend zu Zunftabend. Bei ihrem Schnellkurs für Herren aus dem Publikum stellte sich heraus, dass der Bonndorfer Narrenvater Marco Johner ein Naturtalent für den grazilen weiblichen Gang besitzt. Einem Gundelsteiner renkte es es schier die Hüfte aus, und der Vorsitzende der KOGler bleibt lieber bei stabilem Schuhwerk: Er knickt sogar in Socken um.
  • Fazit: Tolle Talente in Gündelwangen bewiesen, warum der Zunftabend an zwei Abenden die Halle füllt. Die Änderungen in letzter Minute hätte keiner bemerkt, wenn man nicht darüber gesprochen hätte.