Bonndorf – Beim Narrentreffen in Waldshut ereilte die Bonndorfer Narrenräte ein Missgeschick, das kein Narr einem anderen Narren wünscht. Beim Überqueren einer Bordsteinkante brach am närrischen Fuhrwerk der Pflumeschlucker, dem Stammen auf dem die Narrenräte reiten, die Londwid im vorderen Drittel – das Gefährt war nicht mehr optimal steuerbar.
Doch gemach, gemach – es gab eine Lösung: Robert Peter blieb trotz des Schadens gelassen, obgleich das Gefährt für einen weiteren Umzug nicht einsetzbar gewesen wäre. Zu Hause in seiner Werkstatt, kappte der Schreinermeister das abgebrochene Ende der Londwid, hobelte den oberen und unteren Teil ab, damit das Gestänge zwischen zwei Holzblöcke des vorderen Wagenschemels passt – für ihn eine einfach zu lösende Aufgabe. Der Bonndorfer Hans-Jörg Ketterer schmiedete kurzerhand ein U-Eisen, „damit die Londwid bei seitlichen Drehbewegungen nicht splittert“. Klar, das sei eine Notlösung, die für diese Fastnacht funktioniere, erläuterte Robert Peter. Er wird in den nächsten Monaten eine komplett neue Londwid montieren.
Was ist ein Londwid? „Es ist ein Begriff aus dem Dialekt“, erzählt Robert Peter. „Dieser rund fünf Meter lange Holzstamm, ungefähr so dick wie der Oberschenkel eines Erwachsenen, verbindet bei alten Holzfuhrwerken den vorderen und den hinteren Wagen. Auf den dort aufgesetzten beiden Schemeln wurden ehemals Tannen- und Fichtenstämme aus dem Wald transportiert.“ Am närrischen Fuhrwerk verbindet der rund 22 Meter lange Stammen (auch Dialekt) den vorderen und hinteren Wagen. Die deutlich kürzere Londwid ist entkoppelt, sie stabilisiert lediglich noch den vorderen Wagen, mit dem sie durch einen Stahlbolzen verbunden ist. Dies macht das Fuhrwerk in der Horizontalen gut lenkbar, allerdings aber auch schadensanfällig beim Überqueren von Hindernissen, weil Bewegungen nach oben und unten kaum ausgeglichen werden können. Mit dem Stammen ist die Londwid am hinteren Ende durch eine Kette verbunden. So entsteht ein kompaktes Fuhrwerk, das von Robert Peter an der Schwigge, auch Wäpfe genannt, gesteuert wird. An dieses knapp sechs Meter lange Fichtenstammstück mit schmiedeeisernem Laufschuh ist am Ende der Rettlebock aus Esche montiert – sozusagen die Lenkung am hinteren Wagen.
Gezogen wird das Gefährt von bis zu vier Schwarzwälder-Pferden, die von Christian Ott aus Blasiwald und Martin Würtenberger aus Faulenfürst gestellt und an den Fastnachtsumzügen geführt werden. „Die Deichsel am vorderen Wagen bleibt immer in der Horizontalen. Die Londwid verhindert ein Schwenken des Wagens in der Vertikalen, was für die Pferde unangenehm wäre.“
Robert Peter ist seit rund zwei Jahrzehnten immer wieder und seit 2019 dauerhaft Schwigger der Bonndorfer Pflumeschlucker. Vor ihm fiel diese Aufgabe Heinrich Weishaar und noch früher Erwin Blattert zu. „Eine Aufgabe, die mir viel närrische Freude bereitet.“ Der Schwigger sei zwar wichtig beim Lenken des Stammens an den Umzügen, „es gehören aber auch noch andere dazu. Etwa die, die an den vier Wagenrädern für die Sicherheit sorgen.“ Schließlich soll niemand unter das Gefährt geraten. An der Bremse leiste Justin Ketterer ganze Arbeit, wenn es gilt, an Steilstücken über ein eisernes Gewindespindelgestänge die beiden Holzblöcke gegen die Räder des vorderen Wagens zu pressen. „Hans-Jörg Ketterer ist in Sachen Eisenbeschläge unser Trumpf“, erwähnt Robert Peter. Ohne ihn wäre das Gefährt nicht fahrtüchtig. Egal, was gemacht werden muss, er sei immer zur Stelle – von der maßgefertigten Unterlegscheibe bis hin zu den metallbereiften hölzernen Wagenrädern hat er alles gefertigt.