Bonndorf – Nach seinem Rückzug als Narrenvater – Clemens Podeswa stand zwölf Jahre an der Spitze des Narrenrats und war 24 Jahre Narrenrat – werde er immer wieder gefragt, ob er erleichtert sei. „Wenn ich erleichtert wäre, dann wäre mir die Position als Narrenvater ja unangenehm gewesen. Das Gegenteil war der Fall – ich habe das Amt mit Leib und Seele gelebt.“ Nun könne er die Fastnacht gestalten, wie er es möchte. Das heißt: mit dem Akkordeon Musik in Kneipen, beim Hemdglunker­umzug, im Altenheim und den Kindergärten am Fasnetfreitig machen.

Aufgekündigt hat er die Mitgliedschaft am Aschermittwoch 2024 – bis Dreikönig hat er die Geschicke der Pflumeschlucker noch geleitet. Narrenvater zu sein, ist laut dem 58-Jährigen nicht immer ein Honigschlecken. Bis zu zehn Ratssitzungen jährlich muss die Spitze inhaltlich führen, die 11.11.-Veranstaltung planen, die Teilnahme am Schlossfest und die Familienwanderungen verantworten, den Umzügen vorstehen. Hinzu kommen zwei Zunftmeistersitzungen der Landschaft Baar der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), die Herbstarbeitstagung sowie der Frühjahrs- und Herbsthock. „Und an der Fasnet selbst musste die eigene Familie auf mich sechs Tage lang verzichten.“ In einem Jahr seien es 100 Termine gewesen. Ist diese ehrenamtliche Aufgabe zumutbar? „Jeder muss das für sich selbst im Vorfeld entscheiden.“

Wie wird man Narrenvater? „Jeder Narrenrat gibt drei Vorschläge ab, wen er für dieses Amt für geeignet hält. Die Person mit den meisten Nennungen könnte dann Narrenvater werden. Mit einer Ausnahme: Wenn sich nur einer der Narrenräte gegen diese Entscheidung ausspricht, fällt die Wahl auf den Zweitplatzierten und so weiter.“ Der Vorteil: „Derjenige, der das Rennen macht, hat den kompletten Rat hinter sich – eine eingeschworene Gemeinschaft, die alle Herausforderungen annimmt.“ Die Amtszeit dauert vier Jahre.

Wie wurde er Narrenvater? „Wir hatten damals eine Sondersituation. Ralf Krissler musste sich aus persönlichen Gründen sehr kurzfristig vor der Fasnet aus dem Amt zurückziehen. Ich erinnere mich noch gut an den Anruf von Bürgermeister Michael Scharf: Es gebe eine handfeste närrische Krise, sollte sich niemand finden, der Narrenvater der Pflumeschlucker werden möchte. Ich hatte eineinhalb Wochen Zeit, mich zu entscheiden. Ich bin dem damaligen Vize Michael Kech noch heute dankbar für die Unterstützung.“

„Zunächst ist es gut zu wissen, dass die Pflumeschlucker unter dem neuen Narrenvater Marco Johner den eingeschlagenen Weg weitergehen werden. Es wird Veränderungen geben, und das ist auch gut so. Die größte Herausforderung wird sein, Modernes mit Tradition zu verknüpfen, ohne das Altbewährte aufzugeben.“ Als gelungen bezeichnet Podeswa, den Narrenrat und die Hansele zusammengebracht zu haben. Als Höhepunkte verbucht er die VSAN-Hauptversammlung 2017 und das Jubiläum „100 Jahre Pflumeschluckerhäs“ 2024. Und dann fällt ihm noch etwas ein: Die Ideen zur Pandemiezeit, als die herkömmliche Fasnet nicht umsetzbar war – die Comics in der Zeitung und die Balkonmusik am Schmotzige: „So etwas gibt es nur in Bonndorf.“