Erhard Morath

Adventszeit, besinnliche Zeit!? Wer sich die Wirklichkeit dieser „Stillen Zeit“ vor Augen führt, weiß, wie hektisch sie in den vergangenen Jahren meistens daherkam. Trotz Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschnitten im persönlichen Leben jedes Einzelnen lässt sich in Bonndorf doch vieles umsetzen, um diese Zeit zu nutzen und sie besinnlich und still werden zu lassen.

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Von wegen Advents- und Weihnachtsfeiern, Glühweinmärkte weitab jeglicher Besinnlichkeit, Firmen- und Vereinsevents, Feiern zum Jahresende und Nikolausanlässe in den letzten Wochen 2020. Gerade wegen der Einschränkungen eröffnen sich auf einmal Chancen: Zurück zu den Wurzeln zu finden, sich auf eine wohltuende Entschleunigung einzulassen und einfache, zunehmend in Vergessenheit geratene Dinge aufzugreifen.

Weihnachtsgebäck

Spontan fällt mir das unvergessliche, süße Brötlibacken in meiner Jugend ein. Was Oma, seltener unsere Mutter, da auf die Beine stellte, das war schon ‚was. Lebkuchen, Hildabrötle, Kokosflocken, Spritzgebäck, Zimtsterne und als Krönung die Springerle, um nur einige zu nennen. In manchen Familien hat sich das Brötlibacken bis in unsere Zeit gerettet. Bei Meiers im Finkenweg machten sich dieser Tage Bärbel und Siggi sowie Sohnemann Michael bei der Herstellung ihrer „Mandel-Nuss-Häufle“ ans Werk. Es ist sehr warm im Hause, und es duftet nach Weihnachtsgebäck, nach Früchten und Gewürzen. Aus Mehl, Haselnüssen, Mandeln, Vanille, Zucker, Eiern und Butter war am Vorabend ein Teig geknetet worden.

Ausstechen der Plätzchen aus dem ausgewellten Teig macht Freude...
Ausstechen der Plätzchen aus dem ausgewellten Teig macht Freude... | Bild: Erhard Morth

Erst am nächsten Morgen werden nach dem Ausrollen runde Plätzchen in drei unterschiedlichen Größen ausgestochen und im Backofen bei 180 Grad gebacken, solange bis sie schön goldbraun aussehen. Schon nach zehn Minuten wird das erste Blech mit Plätzchen aus dem Ofen gezogen. Michael und Siggi bestreichen sie mit Himbeermarmelade und schichten die Gebäckscheiben als kleine Pyramide aufeinander. Als Krönung bestreut Bärbel die „Meisterwerke“ ihrer beiden Männer mit Puderzucker.

… und ist vorbereitende Grundlage für eine vergnügliche Arbeit: Michael legt die gebackenen Plätzchenteile aufeinander.
… und ist vorbereitende Grundlage für eine vergnügliche Arbeit: Michael legt die gebackenen Plätzchenteile aufeinander. | Bild: Erhard Morath

Später, so erfahre ich, wenn sich die fertigen Brötli abgekühlt haben, werden sie fein säuberlich in einer Dose aufbewahrt und an Heiligabend unterm Christbaum, unter dem eine Weihnachtskrippe steht, verkostet. Und der bis dahin ans Licht kommende Schwund wird auch dieses Mal als kleines Adventswunder durchgehen. Köstlich, fein, alles selbst gebacken.

Spieleabend in der Familie

Oder wie wäre es, weil die Bars, Gasthäuser und Cafés auch in Bonndorf geschlossen bleiben müssen, mit einem familiären Spieleabend zu Hause, in einem nach der Corona-Verordnung erlaubten Rahmen? Wir versuchten es zu Hause selbst einmal mit einem Brettspielabend und fanden beim „Mensch ärgere dich nicht“ zum friedlichen Miteinander.

Stadt im Lichterglanz erkunden

Auch in diesem Jahr leuchten seit Anfang Dezember an Häusern und in Vorgärten elektrische Lichterketten, in schillernden Farben – wahrhaft Mutmacher. Als Alternative, hübscher und gefühlvoller, kommen dabei echte Wachskerzen an. Die flackernden Flammen an brennenden Dochten, zu sehen vor dem Rathauseingang und einigen Geschäften der Kernstadt, lassen die Vorzüge eines Kerzenlichtes erleben. Und wenn am vierten Advent sämtliche Kerzen brennen, wird dies auch für den Adventskranz in der Bonndorfer Pfarrkirche St. Peter und Paul die Krönung bedeuten.

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Warum nicht mal – eine weitere Idee für die „Stille Adventszeit“ – die Ruhe einer Kirche oder Kapelle in der nächsten Nachbarschaft aufsuchen und sich am „Sitzen in der Stille“ versuchen – unwahrscheinlich entspannend. Und wer nachts von der Martinstraße hinauf zum Bonndorfer Gotteshaus blickt, entdeckt über dem Weihnachtsbaum eine farbig angestrahlte Kirche St. Peter und Paul.

Unterwegs an der frischen Luft

Wer es aktiver mochte in früherer Zeit, schnitt sich am 5. Dezember zu Ehren der Heiligen Barbara einen Kirschenzweig, steckte ihn in eine wassergefüllte Vase und freute sich, wenn an Weihnachten aus dem Holz Blüten sprießen. Ich bin gespannt, ob es tatsächlich zutrifft, wie vielfach behauptet wird – ich habe einen Zweig geschnitten. Und dank St. Nikolaus feierten nicht nur die Brunnaderner, Wittlekofen und Wellendinger ihr Kirchenpatrozinium.

Ein Blick vom Lindenbuck hinüber zur Alpenkette, je nach Witterung im diffusen Scherenschnitt gerade noch wahrnehmbar oder gestochen scharf, so als stünde man nur wenige Schritte vor den Giganten der Alpenkette, lohnt sich immer. Noch einfacher ist ein Spaziergang über den Philosophenweg mit seinen tiefsinnigen Weisheiten und Sprüchen berühmter Zeitgenossen oder ein Abstecher durch den Japanischen Garten – auch im Advent jederzeit ein Genuss – nachts zusätzlich mit wundervollen Lichteffekten auf glitzernden Eisflächen. Ja selbst ein Bummel durchs nächtliche Bonndorf, nahezu menschenleer, mag als willkommenes Adventserlebnis durchgehen. Die Alternative gönne ich mir auf den Wegen durch unsere weitläufigen Waldgebiete, ohne Ohrstöpsel, Mobiltelefon, in aller Ruhe, Waldluft ist gesund, zu Hause im warmen Wohnzimmer spürt man die Bedeutung der selbst erlebten Wohltat.