Stefan Limberger-Andris

Leicht zu lesen und dennoch mit erzählerischem Tiefgang – Jürgen Glocker hat mit der vergnüglichen Weihnachtsgeschichte „Der Amerikaner“ Lesestoff für eine Stunde eines langen Winterabends vorgelegt. Der Autor ist ehemaliger Kulturreferent des Landkreises Waldshut und in Bonndorf bekannt als Initiator vieler hochstehender kultureller Veranstaltungen im Schloss.

Fiktion

Die Erzählung misst den gesellschaftlichen Puls des Lebens im Jahr 1976, zeichnet die Charaktere der Schwarzwälder Akteure nach, ist aber als Fiktion wiederum weit weg von tatsächlichen kulturellen Ereignissen. Beim Lesen ertappt man sich selbst allerdings immer wieder, wie man sich auf die Suche nach einem Körnchen Wahrheit in der Geschichte begibt, um diese ins echte Leben projizieren zu können.

Als Leser wird man hineingezogen in Verstrickungen, die sich im Vorfeld eines unverhofften, nicht vorgesehenen musikalischen Auftritts eines Mannes ergeben, der als das Stereotyp eines amerikanischen Popmusikers schlechthin gelten darf – Elvis Presley. Die Akteure offenbaren Menschliches und Allzumenschliches – eine Opera buffa par excellence, genüsslich dirigiert von Autor Jürgen Glocker.

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Er habe Elvis Presley wenige Jahre vor dessen Tod 1977 im Konzert in einem kleinen Auditorium, während einer USA-Reise, erlebt, erinnert sich Jürgen Glocker im Gespräch mit dieser Tageszeitung. „Der Amerikaner“ ist ein Mix aus geschichtlichen Eckdaten und augenzwinkernd Hinzugedichtetem – das Endprodukt eine schräge Weihnachtsgeschichte.

Der Titel der Erzählung „Der Amerikaner“ von Jürgen Glocker, erschienen im Morio Verlag, Heidelberg.
Der Titel der Erzählung „Der Amerikaner“ von Jürgen Glocker, erschienen im Morio Verlag, Heidelberg. | Bild: Stefan Limberger-Andris/Cover: Morio Verlag, Heidelberg

Es ist eine Erzählung, die den Schwarzwald in einer ursprünglichen Schönheit zu zeichnen vermag, die heutzutage kaum mehr anzutreffen ist. Charaktermenschen rücken konturenscharf ins Licht. Da spielt es keine Rolle, dass E. P. an jenem 11. Dezember, das Datum auf das alles zusteuert, auf seiner „Elvis in Concert 1976“-Tour gar nicht in Schopfloch im Schwarzwald hatte sein können. Jubelten ihm doch die Fans im Hilton Hotel in Las Vegas (Nevada) zu.