Bonndor Mehr als 50 Zuhörer rangelten zur Sitzung des Gemeinderats im Bonndorfer Ratssaal um freie Stühle. Die meisten waren neugierig, wie Patrick Schreib, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH die HTG präsentieren würde. Der Gemeinderat hatte in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, künftig die HTG mit der Vermarktung Bonndorfs zu betrauen. Zu diesem Beschluss gehört, den Vertrag mit Petra Kaiser zu kündigen, die 25 Jahre lang als Unternehmerin die Tourist-Information betrieben hat.
HTG-Geschäftsführer Schreib hatte Felix Jägler, Leiter Gästeservice und Tourist-Information bei der HTG, sowie Grafenhausens Bürgermeister Christian Behringer, Sprecher der Kooperationsgemeinden, mitgebracht. Das sind jene Kommunen, die die HTG als Dienstleister beauftragen – im Gegensatz zu den Gründungsgemeinden, denen die GmbH gehört. Auch Bonndorf soll einen Kooperationsvertrag unterschreiben – voraussichtlich im Juli.
Patrick Schreib stellte die HTG mit ihren 100 Beschäftigten als modernes Unternehmen dar. Die Dimensionen des Tuns illustrierte er mit Zahlen, er sprach von mehr als fünf Millionen Übernachtungen und 19¦Millionen Tagesreisen, somit 24¦Millionen Aufenthalten im Jahr in der Region. Als Handlungsfelder der HTG nannte er Marketing und Kommunikation, das Umsetzen von regional bedeutenden Veranstaltungen, Bereitstellen von Services für alle Zielgruppen sowie die Entwicklung und Qualitätssicherung der Infrastruktur.
Die Vorzüge der HTG für Bonndorf seien die höhere Sichtbarkeit auf allen Kanälen, erklärte Schreib. Er nannte außerdem die digitale Infrastruktur der HTG mit Buchungssystemen, der Hochschwarzwald-App, den Gastgeber-Service mit Schulungen vor Ort. Zu den Vorteilen zählte Schreib auch den Zugang zur Hochschwarzwald-Card, mit der Gäste Vergünstigungen erhalten könnten. Klar positionierte sich Schreib bei der Frage, ob Bonndorf künftig noch eine Tourist-Information benötige. Er empfiehlt stattdessen einen digitalen Infopunkt in zentraler Lage mit der Möglichkeit zu Videotelefonaten. Vorteil sei etwa die Erreichbarkeit an sieben Tagen in der Woche. Schreib warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. „Wegen eines digitalen Infopunkts kommen nicht mehr Übernachtungsgäste“, sagte er. Später konkretisierte er noch: „Ein Vertrag mit der HTG führt nicht unmittelbar dazu, dass die Übernachtungszahlen in Bonndorf steigen.“
Stadtrat Tilman Frank (SPD) hakte nach. Ohne Tourist-Info habe Bonndorf keinen Ortskundigen mehr, der Präsenz gegenüber den Gästen zeige und den diese stets um Rat fragen könnten, gab er zu bedenken. Er frage Schreib: „Ist das denn wirklich ein Vorteil?“ Schreib schlug den Ball zurück. „Das ist die Frage, die Sie sich stellen müssen.“ Der Betrieb einer Tourist-Info sei möglich, allerdings müsse Bonndorf das dann zusätzlich bezahlen.
Martha Weishaar (CDU) fragte, ob der Vertrag mit der HTG zu einer höheren Kurtaxe führen könnte. Jost erklärte, diese habe mit der Arbeit der HTG nichts zu tun. In einigen HTG-Gründungsgemeinden ist 2024 die Kurtaxe erhöht worden – mit der Begründung, dass die HTG ihre Umlage erhöht habe.