Ibach Dem Ibacher Heugaißfeschd war kein Wetterglück beschieden. Nachdem es in der Vorwoche bereits einmal witterungsbedingt abgesagt und um eine Woche verschoben worden war, hatte die Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand sich fest vorgenommen, es nun durchzuziehen, obwohl den ganzen Tag über immer wieder leichte Schauer niedergegangen waren.

Die Festbänke auf dem Rathausplatz waren aufgestellt, Grillstand und Getränkeausgabe aufgebaut, und gegen 19¦Uhr machten sich einige bäuerlich gekleidete und mit Heugabeln bewehrte Ibacher auf den Weg zum einige Meter oberhalb des Rathauses für den vorsorglich klein angesetzten Umzug bereitstehenden Heuwagen. Begleitet wurden sie vom Musikverein Oberwihl, der den Zug anführen sollte. Gerade, als die Musik unter Führung von José Esteban Salinas einsetzte und losmarschierte, gingen auch schon die ersten Tropfen nieder, und die Umzügler schafften es gerade noch rechtzeitig bis zum Rathaus, bevor ein heftiger Platzregen einsetzte und die Organisatoren beschlossen, das Fest in die Räume der Landfrauen und Trachtenkapelle im Rathaus zu verlegen. Der Name Heugaißfeschd, so ein alteingesessener Ibacher, komme wohl daher, dass am Ende der Heusaison auf dem letzten Wagen noch die umherliegenden Heureste eingesammelt wurden, die von minderer Qualität waren, weshalb man sie den Ziegen verfütterte. In früheren Jahren wurde auch beim Heugaißfeschd in Ibach, an den letzten Heuwagen angebunden, tatsächlich eine Ziege mitgeführt. Paul Eisenbeis, ehemaliger, inzwischen verstorbener Lehrer in Görwihl und zu Lebzeiten „wandelndes Geschichtsbuch“ des Hotzenwaldes, hatte 2018 das Ibacher Heugaißfeschd besucht. Er nannte damals eine anderslautende Quelle für den Namen.

Der Freiburger Volkskundler Elard Hugo Meyer hatte, nachdem er 1894/95 einen Fragebogen an die umliegenden Schulen verschickt hatte, um das alte Dorfleben auf dem Hotzenwald zu erkunden, in seinem Buch Badisches Volksleben im 19. Jahrhundert die Heugeiß als dämonisches Tier identifiziert, das durchs Gras läuft und beim Mähen immer lahmer wird, bis es schließlich ein Bein verliert und angesichts des letzten eingefahrenen Heubündels tot umfällt. Tatsächlich machten sich die Bauern früher Gedanken darüber, dass sie durch das Mähen den Wildtieren ihr Futter wegnehmen, und ließen oft symbolisch ein letztes Grasbüschel stehen. Auch vom Hafer stellte man am Ende der Ernte ein letztes Garbenbündel als dreibeinige Habergeiß auf.