Während sich die Gemeinden Urberg, Wittenschwand, Wolpadingen und Wilfingen vor 50 Jahren zur Gemeinde Dachsberg zusammentaten, verweigerte sich die Nachbargemeinde Ibach diesem Zusammenschluss. Nachdem bei den ersten Sondierungen im Sommer 1969 Ibachs Bürgermeister Gottfried Mutter noch mit am Tisch gewesen war, entschieden sich die Ibacher in der Bürgerbefragungen 1970 im Gegensatz zu den vier Dachsberggemeinden gegen den Zusammenschluss. Dieser Volksentscheid wirkt im Grunde bis zum heutigen Tage nach.

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Zur allgemeinen Erheiterung der Zuschauer wurde dieser Ibacher Eigenständigkeitswille in einer Szene des Schauspiels „Dachsberger Geschichte(n)“ nachgestellt, aufgeführt als Kohlenmeilertheater bei der Feier zum 750-jährigen Bestehen von Wilfingen, Wittenschwand und Wolpadingen 2016. In dieser der Sitzung – in welcher der Zusammenschluss erfolgte – nachempfundenen Szene rief ein Schauspieler aus den Reihen des Publikums lautstark und nachdrücklich „Ibach mue selbständig bliibe!“

Ibach bleibt selbstständige Gemeinde

Umsichtig sorgte Gottfried Mutter damals dafür, dass durch die Zusage, Ibach werde seine Verwaltungsgeschäfte an St. Blasien übergeben, der Ort offiziell als selbstständige Gemeinde erhalten bleiben konnte. Auch Dachsberg indes wurde kameralistisch von St. Blasien aus verwaltet.

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In der Folgezeit prägten die beiden Bürgermeisterpersönlichkeiten, Gustav Herr in Dachsberg und Gottfried Mutter in Ibach, das Geschick der beiden Orte wesentlich mit. Die beiden standen sich wohlwollend, aber doch kritisch gegenüber. Das Schicksal wollte es offenbar, dass sie im vergangenen Jahr, beide hochbetagt, im Abstand von nur wenigen Tagen verstarben und nun auf dem Ibacher Friedhof (Wittenschwand besitzt keinen eigenen Friedhof) nebeneinander ruhen.

Ibach hatte schon seit seiner Gründung als „Neue Zelle“ durch die Herren von Tiefenstein eine gewisse Sonderstellung inne. Die dortigen Bewohner konnten sich länger als so mancher Nachbar gegen den Einfluss des Klosters St. Blasien behaupten. 1240 schenkte Diethelm von Tiefenstein das Gebiet dem Benediktinerkloster zu Stein am Rhein.

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Mit Mühe brachte Rudolf von Habsburg Neuenzell in seinen Besitz, zerstörte 1265 dessen Priorat und gründete die Zelle im Folgejahr unter eigener Hoheit neu, wobei das heutige Pfarrhaus, 1266 als Wohnturm erbaut, das älteste durchweg bis heute bewohnte Gebäude im Landkreis Waldshut sein soll und genau an der Stelle der einstigen „Neuen Zelle“ steht.

Schließlich übergab Herzog Leopold von Österreich 1315 Neuenzell ans St. Blasier Kloster, das aber wiederum einige Güter privat veräußerte. Zwischen der Mitte des 16. und 18. Jahrhunderts war dort für die St. Blasier nur noch ein Klostermeier als Gutsverwalter tätig, das Kloster selbst war unbesetzt. Im 18. Jahrhundert gehörten Oberibach und Mutterslehen noch zum Zwing und Bann, Unteribach aber zur Hauensteiner Einung Wolpadingen. 1787 wurde Unteribach zur Pfarrei erhoben. Zu ihr gehörten Unter- und Oberibach, Lindau und Mutterslehen, auch Ruchenschwand und Wittenschwand.

Eine gewisse Annäherung zwischen Ibach und Dachsberg vollzog sich nach und nach durch die Doppelbürgermeisterschaft von Herrs Nachfolger Helmut Kaiser, der sein Amt in Dachsberg 1995 übernahm und nach 20 Jahren, in denen Artur Meiners Gottfried Mutter als Bürgermeister in Ibach abgelöst hatte, 2009 zudem Bürgermeister von Ibach wurde. Kaiser hat da, wo es für alle einsichtig war und für beide eine Erleichterung darstellte, die beiden Verwaltungen aufeinander abgestimmt.

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Nachdem Kaiser die Verwaltungsaufgaben für Dachsberg von St. Blasien zurückgeholt hatte, besteht seit 2012 nun auch zwischen Ibach und Dachsberg eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die gemeinsame Erfüllung der Verwaltungsaufgaben. Sehr gut funktioniert die Zusammenarbeit inzwischen bei den beiden Bauhöfen.

Inzwischen viele Gemeinsamkeiten

Inzwischen haben sich viele weitere Gemeinsamkeiten eingespielt und sie werden nach und nach weiter ausgebaut, obwohl ein möglicher endgültiger Zusammenschluss nach wie vor in der Bevölkerung Ibachs zwiespältig betrachtet wird. Die Befürchtung, mit der Eigenständigkeit gewisse Vorteile einzubüßen – vor allem bei Fördermitteln oder der zügigen Umsetzung von Projekten generell – steht immer noch im Raum.

Längst im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, sind der gemeinsame Kindergarten und die Grundschule. Auch die seelsorgerische Einheit ist längst vollzogen, die Kirchenchöre von Ibach und Hierbach singen schon seit 2003 zusammen, die offizielle Fusion allerdings fand dann erst 2012 statt.

Vereine arbeiten zusammen

Auch einige Vereine aus Dachsberg und Ibach sind zusammengewachsen oder haben Mitglieder aus beiden Gemeinden. So verzeichnete etwa die Ibacher Blaskapelle bereits 1968 Wittenschwander Musiker in ihren Reihen, was ihre Zahl sprunghaft steigen ließ. 1971 wurden die Kapelle als Musikverein Ibach ins Vereinsregister aufgenommen, seit 1987 trägt der Verein offiziell den Namen Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand.

Die Fastnacht wird zu weiten Teilen von Dachsberg und Ibach gemeinschaftlich ausgerichtet, das Engagement des Vereins Bürger für Bürger bezieht sich auf Ibach und Dachsberg und auch die VdK-Ortsgruppe trägt den Namen Dachsberg-Ibach, obwohl darin inzwischen St. Blasien, Bernau und Menzenschwand integriert sind.