Dachsberg – Seit einiger Zeit ist der 75-jährige Heinrich Holtz bei den Dachsberger Köhlern aktiv. Unermüdlich sorgt er dafür, dass die Köhler bei ihrer schweißtreibenden Arbeit immer genug zu trinken und auch ein deftiges Vesper griffbereit haben. Über eine andere Gruppierung aus seiner niederrheinischen Heimat, der er seit Kindertagen trotz seines Umzugs in den Südschwarzwald bis heute treu geblieben ist, wissen indes nur ganz wenige Bescheid. Heinrich Holtz ist Mitglied der bereits im Jahr 1349 in seiner heute zu Grevenbroich gehörigen Heimatgemeinde Hemmerden gegründeten St.-Sebastianus-Bruderschaft.
Hemmerden lag schon immer an einem wichtigen Handelsweg, grob gesagt von Aachen bis St. Petersburg, und so zogen im Lauf der Jahrhunderte ganze Heerscharen durch diesen Ort, in dem sich im Pestjahr 1349, wohl mit der hauptsächlichen Aufgabe des Bevölkerungsschutzes, die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft gründete. Sie war auch mit kirchlichen Aufgaben betraut. Ihr Leitsatz lautet „Glaube, Sitte, Heimat“, und sie bewahren ihre Bruderschaft bis heute in einer lebendigen Tradition, wobei ihnen ihr Heimatfest ebenso wichtig ist wie die Fürsorge in der Dorfgemeinschaft. Bei den Sebastianern finde auch der Neubürger schnell Anschluss. Auch Pilgerfahrten und Prozessionen zu den 14¦Nothelfern gehören zu dieser Tradition.
Holtz wuchs in der Tradition der Sebastiansbruderschaft auf und kam mit sechs Jahren in die Abteilung, der sein Vater angehörte. Zahlreiche Gruppenfotos an den Wänden seiner Wohnung in Wittenschwand zeugen von den Paraden, die immer am ersten Juliwochenende stattfinden und die er noch nie versäumt hat. „Ich habe in dieser Zeit immer meinen Urlaub genommen“, sagt er. Zum 650-jährigen Jubiläum war er als Fahnenträger dabei, früher hat er auch oft an dem 70 Kilometer langen Pilgerweg teilgenommen, die Zeiten sind vorbei, aber die feierliche Eröffnung mit Böllerschüssen, den Großen Zapfenstreich und die Parade lässt er sich auch heute noch nicht entgehen. Alle Plakate hat er aufgehoben, einen Schrank voll mit Ordnern voller Fotos und Zeitungsartikel von den Jahresfeiern. „2026 wäre ich 60 Jahre dabei, hoffentlich schaffe ich das noch“, sagt Holtz, ist er doch nach Knie- und Hüftoperationen nicht mehr so gut zu Fuß.
Nach Abschluss der Meisterschule 1980 war den Schreiner- und Tischlermeister Holtz das Fernweh überkommen. So kam er 1981 zunächst nach Rüßwihl, dann nach St. Blasien, wo er sich 1986 selbstständig machte. 1988 zog er mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau nach Wittenschwand, 2016/17 schloss er seine Schreinerei aus gesundheitlichen Gründen. In den beruflich aktiven Jahren hat er auch oft für die Bruderschaft den Vogel für das an Fronleichnam stattfindende Küren des Schützenkönigs angefertigt.