Dachsberg/Ibach – Der Wunsch, eine hilfsbedürftige Familie im Dachsberger Ortsteil Wittenschwand zu unterstützen, stand am Anfang. 2012 suchte man dafür nach konkreten Möglichkeiten. Zwei Jahre später war der Verein „Bürger für Bürger“ gegründet und nahm seine Arbeit auf. Seit zehn Jahren versorgt er nun Hilfesuchende der beiden Gemeinden Dachsberg und Ibach, und er hat auch Helfer aus beiden Gemeinden im Einsatz.

Begonnen hatten die Überlegungen zur Gründung eines solchen Nachbarschaftshilfe-Vereins mit der Suche nach konkreten Möglichkeiten der Hilfestellung für die Familie. Bei der entsprechenden Recherche stießen die Suchenden auf diverse Gruppierungen wie die Soziale Börse auf dem Hotzenwald oder den Ja-Verein in Mauchen, mit denen sie Kontakt aufnahmen. Auch mit dem Dachverband Arbes (Arbeitsgemeinschaft des Bürgerschaftlichen Engagements) wurden Kontakte geknüpft, danach fand im November 2013 ein erstes, gut besuchtes Treffen im Dachsberger Rathaus statt, bei dem Referenten von der Sozialen Börse sowie vom Dachverband den interessierten Bürgerinnen und Bürgern Informationen gaben und sich auch sogleich 18 Helfer aus dem Kreis der 40 Anwesenden meldeten.

Die Gründungsversammlung des Vereins erfolgte im Februar 2014, Anfang Mai war der Verein „Bürger für Bürger“ dann endgültig eingetragen und konnte seine Arbeit aufnehmen. Inzwischen macht er seinen Helfern regelmäßige Fortbildungs- und Schulungstermine bekannt, organisiert auch Vorträge für die Bevölkerung, etwa zur häuslichen Betreuung oder zu Trickbetrügereien. Die Zusammenarbeit mit umliegenden Nachbarschaftshilfevereinigungen sei durch regelmäßige Regionaltreffen gewährleistet, im Kontakt mit der Sozialstation St. Blasien, aber auch mit dem Besuchsdienst oder der Gruppe Z-Idee würden nach Bedarf gegenseitige Absprachen getroffen, um allen Anfragen bestmöglich gerecht zu werden.

Die Gemeinde Dachsberg unterstützt den Verein maßgeblich, indem sie Räume und Infrastruktur samt Telefonanschluss zur Verfügung stellt. „Anfangs wurde unser Angebot hauptsächlich von Neubürgern nachgefragt“, erinnert sich die Vorsitzende Gaby Stich. Denn zum einen war das Netzwerk im Dorf noch wenig ausgeprägt, zum anderen war es für die älteren Gemeindemitglieder sicher noch ungewohnt, Hilfe nicht aus der Familie, sondern von außen anzunehmen. Dennoch weitete sich der Kreis derer, die dem Verein beitraten und ihn gegebenenfalls auch in Anspruch nahmen, bald aus. Am Ende des Jahres 2014 hatte der Verein bereits 101 Mitglieder, und die Helfer hatten immerhin schon rund 80 Arbeitsstunden absolviert.

Sowohl die Mitgliederzahl als auch die Helferstunden nahmen in der Folge ständig zu. Am Ende des Jahres 2015 konstatierte der Verein 148 Mitglieder und 313 Helferstunden, im Jahr darauf bereits 164 Mitglieder und 556 Helferstunden, aktuell zählt er unterdessen 180 Mitglieder, und die Zahl Helferstunden hat sich seit Corona bei jährlich rund 900 eingependelt.

Im Jahr 2018 war dann auch die Anerkennung von Unterstützungsleistungen im Alltag in Verbindung mit dem ein Jahr zuvor eingeführten Pflegestärkungsgesetz erfolgt, sodass seither für Hilfesuchende, die in einer Pflegestufe eingruppiert sind, die Abrechnung über die Pflegekasse möglich ist. Diese Möglichkeit habe für den Verein zwar einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand mit sich gebracht, sie werde inzwischen jedoch auch von gut der Hälfte der Klienten genutzt.

„Inzwischen konnten wir feststellen, dass unsere Hilfe früher und selbstverständlicher in Anspruch genommen wird als zu Beginn. Wir sind in der Gemeinde angekommen und fest verankert“, weiß Gaby Stich zu berichten. Auch dass der relativ niedrige Betrag, den der Verein für seine Hilfeleistungen berechnet, durchgehend gutgeheißen wird und sich die Hilfesuchenden durch ihn eher trauen, auch wirklich Hilfe anzunehmen, habe sie erfahren dürfen. Die Helfer seien ganz unterschiedlich stark im Einsatz, das Haupteinsatzgebiet seien Fahrdienste, wobei manche Klienten immer dieselben Ansprechpartner haben, was ihnen Sicherheit gebe.

Aus Helfern werden Hilfesuchende

Zu Beginn hätten sich auch etliche Jugendliche als Helfer eintragen lassen. Das sei, so Stich, schwieriger geworden, etwa weil die Gesetzeslage mittlerweile Jugendliche erst ab 16 Jahren zulasse. Und auch etliche von den ursprünglichen Helfern seien inzwischen doch in ein Alter gekommen, in dem sie eher vom Helfer zum Hilfesuchenden wechseln müssen. Deshalb sucht der Verein dringend Nachwuchs, auch was die Leitung angeht, die seit zehn Jahren mehr oder weniger in denselben Händen ruht.