Dachsberg – „Ich bin im Grunde genommen kein Ehrungstyp“, erklärt Hermann Schäuble. Was er mache, das mache er um der Sache Willen. Und in den Kirchenchor sei er einfach so reingerutscht. Tatsächlich hat sich dieses Reinrutschen vor mittlerweile 60 Jahren ereignet, von denen Schäuble immerhin 47 Jahre den Vorsitz des Chores innehatte. Heute mache er nichts Organisatorisches mehr, meint Schäuble bescheiden, aber so lange seine Stimme noch mitmache, singe er auch weiterhin mit. Auch nach 60 Jahren gebe es durchaus noch neue Erfahrungen zu machen, keine Chorprobe sei wie die andere.
In den Hierbacher Kirchenchor eingetreten ist der 80-jährige Schäuble als Bassist am 8. September 1964, kurz nach der Gründungsversammlung, in der der damalige Pfarrer Döbele den locker bestehenden Chor zum Verein zusammengeführt hatte. Sein Vater war auch Mitglied des Kirchenchors, erinnert er sich, und sicher habe auch der Dirigent Alois Leber, der zudem ein guter Organist war, dabei eine Rolle gespielt. „Aber damals, mit 20, war ich auch noch im Fußball aktiv, da musste ich schon manchmal Kompromisse machen“, meint Schäuble, der gleich auch Notenwart geworden war.
Als er dann 1971 das Amt des Vorsitzenden antrat, war die Sache endgültig entschieden. „Da kommen ja dann auch Verpflichtungen auf dich zu, an die du vorher gar nicht gedacht hast“, erklärt er, wie etwa die automatische Mitgliedschaft im Dekanatsrat. In der Folge „rutschte“ Schäuble in so manch weiteres kirchliches Ehrenamt hinein. Von 1973 bis 1988 etwa war er Pfarrgemeinderat, engagierte sich bei der Sozialstation, der Caritas und beim Besuchsdienst. Die Kirchenrenovation sei die größte Herausforderung gewesen, auch im Blick auf die Einwirkung auf das Familienleben.
Im Jahr 2014 war Schäuble anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums im Chor zum Ehrenmitglied ernannt worden, 2017 gab er den Vorstandsposten an Ursula Berger ab. Die Vorstandszeit würde er nicht missen wollen, verrät Schäuble, auch wenn sie neben den schönen immer wieder traurige Momente beinhaltete, wenn er etwa kurz nach einer gemeinsamen Feier einen Nachruf zu verfassen hatte. Er habe viele imponierende Menschen kennenlernen dürfen, darunter viele Frauen, und feststellen können, dass viel Gutes getan werde, was leider viel zu selten einer Schlagzeile für Wert befunden werde.
Persönlich habe er für das, was er eingebracht habe, auch viel zurückbekommen, er habe mit 80 noch keine nennenswerten Krankheiten gehabt, und auch in seinen 42 Jahren im Forst keine ernsthafte Verletzung erlitten. Allerdings spüre er, dass die Gesellschaft vor einer Zeitenwende stehe. Bis vor Kurzem habe er sich noch des Geschenkes gerühmt, in einer Zeit ohne Kriege leben zu dürfen, auch das habe sich inzwischen geändert.