Dachsberg – An vielen Orten hat der Personalmangel in der Gastronomie bereits zu erweiterten Ruhetagen geführt. Manchmal werden auch radikale Umstrukturierungen nötig – bis hin zu endgültigen Schließungen. Auch im Klosterweiherhof in Horbach musste zuletzt wegen akuter Personalausfälle die Reißleine gezogen werden.
„Meine erfahrene Servicekraft ist längerfristig erkrankt, und als mein Mann dann auch noch einen Unfall hatte, war auf einen Schlag meine gesamte Belegschaft weggebrochen“, berichtet Inhaberin Nicole Clalüna. Sie sah sich vor wenigen Wochen gezwungen, kurzfristig zu schließen. Denn als Ausflugslokal mit einer Terrasse, die 100 Sitzplätze bietet, könne man vor allem an den Sommerferienwochenenden nicht ausschließlich mit Aushilfen arbeiten.
„Wenn man die denn überhaupt bekommt“, erklärt sie. Für Küche und Theke brauche es mehr als eine Person, und für beide Bereiche sei unbedingt eine erfahrene Fachkraft vonnöten. Dazu brauche man aber zusätzlich auch ein bis zwei Servicekräfte, die auch schon mal in Form von Aushilfen machbar seien. Ausgebildete Fachkräfte für die kurze Zeit von sechs Wochen zu bekommen bis im Herbst dann die eigenen Ferien beginnen, sei gerade auf dem Land ein absolut seltener Glücksfall. Der kam dem Klosterweiherhof dann aber tatsächlich zur Hilfe in Form eines Gastronomen, der einen Betrieb mit ausschließlicher Wintersaison hat, sowie einer Minijobberin, die vor Studienbeginn als Aushilfe einsprang, so dass das beliebte Ausflugsziel nach zwei Wochen wieder öffnen konnte.
Grundsätzlich gebe es in dieser Branche keine Freizeit, erklärt Nicole Clalüna. Die Ruhetage reichten nicht aus, um die administrativen Tätigkeiten zu erledigen. Um so schwieriger sei es, den Betrieb aufrechtzuerhalten, wenn die entsprechenden Leute fehlen. Ganz unterschiedliche, wenn auch typische Erfahrungen hat Nicole Clalüna in diesen Wochen gemacht. Zum einen sei da die gut funktionierende Nachbarschaftshilfe, die sie dankbar registriert habe, und auch die mitfühlende Sorge der Gemeinde, die ihr gutgetan habe, ihr aber nicht aus ihrem Dilemma heraushelfen konnte. Auch viele Gäste hätten verständnisvoll reagiert, meint sie.
Dann gab es aber auch immer wieder uneinsichtige. So sei der Hotelbetrieb und damit die Versorgung der Übernachtungsgäste weitergelaufen. Um das zu bewältigen, mussten vorgegebene Zeiten, etwa für den Check-in, eingehalten werden. Wer dann sein Zimmer zu einer anderen Zeit beziehen wollte, stand schon mal vor verschlossenen Türen. Das hat trotz genau definierter Zeitangaben mitunter zu Irritationen geführt. Um jedem eine befriedigende Erklärung zu geben, warum nicht alles für ihn jederzeit nutzbar sei, erweise sich dann zusätzlich als anstrengend.
„Ich habe das Gefühl, das Anspruchsdenken und die Ichbezogenheit sind nach Corona ganz allgemein, nicht nur in der Gastronomie, noch ein ganzes Stück weit gestiegen“, sagt Nicole Clalüna und appelliert an die Mitmenschlichkeit. Natürlich habe sie sich gleich um Kurzzeitkräfte bemüht, habe unkomplizierte Hilfe gesucht, aber feststellen müssen, dass sie von manchen Bewerbern gleich in langwierige Verhandlungen über Vertragsdetails verstrickt wurde. Viele Gäste könnten sich wiederum nicht vorstellen, was mit einem solchen Betrieb alles verbunden ist, und seien nicht bereit, bei kurzfristigen Wünschen Abstriche zu machen oder Wartezeiten in Kauf zu nehmen.