In letzter Zeit selten gehörte, fröhliche Blasmusikklänge lockten am Samstagabend zum Auftakt des Görwihler Kultursommers in den Pfarrgarten. Die siebenköpfige Formation „SchwarzBlech„, ansässig zwischen Rotzingen und Grenzach, spielte auf und zeigte sich gleich ausgesprochen flexibel, um die Zeit zu überbrücken, bis es dunkel genug war für die im Pfarrsaal aufgebaute Kunst von Anna Kölle. Diesmal war sie zudem als Musikerin vor Ort. Zu ihren Bildergeschichten improvisierte sie auf der Geige zusammen mit Kontrabassist Jonas Hoenig musikalische Geschichten.
Pfarrer Bernhard Stahlberger hatte mit dieser ungewöhnlichen Zusammenstellung gleich den ganzen Umfang des Kultursommers umrissen und die Möglichkeit der Verbindung starker Kontraste aufgezeigt. In seiner Begrüßung erinnerte er daran, dass der diesjährige Kultursommer lange Zeit im Ungewissen schwebte. Als dann aber Anfang Juni aus Freiburg die Nachricht kam, Konzerte seien unter bestimmten Voraussetzungen nun wieder möglich, hatte er sich sofort ans Telefon gehängt und auch gleich etliche Zusagen und zudem noch einen ansehnlichen Förderbeitrag seitens der Erzbischof Hermann Stiftung erhalten, so dass er auch für dieses Jahr wieder ein umfängliches Programm zusammenstellen konnte.
Kölle, die im letzten Jahr den Abschluss auf dem Kirchenspeicher gemacht hatte, begann in diesem Jahr mit ihrer „Schattenfuge“ den Reigen der Kunstpräsentationen. Die Motive ihrer an die Kompositionsform der Fuge erinnernden Schattenformationen setzen sich zusammen aus unterschiedlichen Überlegungen, Erkenntnissen, Gedankengängen, Erfahrungen und Lesestoffen, die sie zu Bildern zusammenfügt. Aus diesen fertigt sie zeichnerische Vorlagen für ihre außerordentlich feingliedrig gearbeiteten Scherenschnitte, montiert diese kreuzweise auf Stative und projiziert die Schattenbilder auf Leinwände, Wandflächen oder, wie im vorliegenden Fall, zudem auch Fensterscheiben.
Dabei drehen sich die Stative langsam hin und her, so dass sich immer neue Perspektiven ergeben. Dadurch formen ihre Schattenbilder Geschichten, keine linear erzählten Geschichten, sondern Themenfelder, die jeder Betrachter für sich selbst interpretieren kann. Zudem forderte sie ihre Gäste dazu auf, die sich drehenden Objekte mit den Lichtquellen ihrer Handylampen anzustrahlen.
Diese Geschichtenfelder entwickeln eine ganz eigene, fast magische Atmosphäre, die durch die Improvisationen von Geige und Kontrabass noch verstärkt wurde. Die immer wieder die Perspektive wechselnden, quasi szenischen Überlappungen der Bildfolgen fanden ihre Entsprechung in den einander folgenden, sich überlappenden und immer wieder neue Konstellationen eingehenden Motivfolgen der Improvisation.
Eins der beiden Stative war auf die Leinwand vor der Bühne ausgerichtet, das andere so, dass die Lichtquelle ihre fließenden Bildgeschichten auf die Fensterscheiben des Pfarrsaals projizierte, so dass die Besucher dieser Eröffnungsveranstaltung sie auch von draußen wie in einem milchig weichzeichnenden Vergrößerungsglas bestaunen konnten, während „SchwarzBlech„ mit teils verträumten Soli, teils fetziger böhmischer oder auch popiger Blasmusik den Ausklang gestaltete.