Grenzach-Wyhlen – Am 22. Oktober jährte sich die badische Judendeportation von 1940. In Grenzach wurden bereits am Morgen dieses Tages völlig unangekündigt vier Personen abgeholt. Dies waren das Ehepaar Salomon und Josephine Bloch sowie deren Sohn Karl und dessen Ehefrau Paula Bloch. Axel Hüttner und Sandra Grether, die beiden Initiatoren der Stolpersteine in der Gemeinde, trugen Informationen zu der Deportation zusammen.

Familie Bloch wohnte damals im Haus Basler Straße 7, alle vier Personen wurden am 22. Oktober dort mitgenommen. Innerhalb von zwei Stunden mussten sie wenige erlaubte Habseligkeiten zusammenpacken. In Unkenntnis der bevorstehenden Abläufe und betroffen von der plötzlichen Situation entschieden sich nicht wenige für eigentlich unangebrachte Gegenstände.

Bekannt ist, dass die vier Personen mit einem Lastwagen weggefahren und dann in Lörrach mit anderen jüdischen Personen zusammengeführt wurden. An den Sammelstellen mussten die jüdischen Einwohner umfassende Verzichtserklärungen unterschreiben. Wiederum mit Lastwagen wurden sie zum Freiburger Bahnhof gebracht und von dort aus per Bahn ins südfranzösische Gurs gefahren. Diese von den beiden NS-Gauleitern in Baden und im Saargebiet veranlasste Aktion war die erste Massendeportation in Deutschland. Insgesamt waren rund 6500 Personen davon betroffen.

Aus Lörrach sind, nahezu einmalig im Deutschland, Fotos über die Judendeportation erhalten. Sie sind bewahrt im Stadtarchiv. Einige davon wurden mittlerweile auch in die Berliner Ausstellung „Topographie des Terrors“ aufgenommen. Aufgenommen hatte sie ein von der Gestapo beauftragter Polizeifotograf. Auf einigen dieser Bilder sind die vier Personen aus Grenzach zu erkennen, auf einem Bild noch einmal alle vier gemeinsam.

Bereits nach kurzer Zeit im Lager Gurs verstarb dort im November 1940 Salomon Bloch. Seiner Witwe Josephine gelang danach mithilfe der jüdischen Gemeinde Basel die Ausreise in die Schweiz. Später lebte sie in einem Altersheim in Felletin Creuse, Frankreich. Dort verstarb sie nach 1950. Karl und Paula Bloch wurden vom Lager Gurs am Rande der Pyrenäen im August 1942 nach Auschwitz deportiert. Karl wurde am 19. September 1942 ermordet, seine Frau Paula zu einem unbekannten Datum im gleichen Jahr.

Diese vier Menschen wurden vom Aktionskomitee Stolpersteine Grenzach-Wyhlen als Erste für diese Gedenkform ausgewählt. Axel Hüttner und Sandra Grether stellen derzeit bei zahlreichen Gelegenheiten dieses Vorhaben in der Öffentlichkeit vor. Nach den bisher fundierten historischen Erkenntnissen könnten in der Gemeinde bis zu 70 Stolpersteine in Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Verfolgung verlegt werden. Die erste Verlegung durch den Aktionskünstler Gunter Demnig ist für den 22. Februar 2025 vorgesehen. Diese Gedenksteine sollen dazu beitragen, auf die Wohnorte der Opfer hinzuweisen, damit auch zu bestätigen, dass sie an der Gestaltung des alltäglichen Lebens in jenen Jahren beteiligt waren.