Einen Hilferuf an die Bevölkerung hatten die Gemeindeverwaltung von Grenzach-Wyhlen und ansässige Ärzte vor gut zwei Monaten entsendet. Angesichts der Altersstruktur der hiesigen Ärzte und des Mangels an medizinischem Nachwuchs, müsse jetzt gehandelt werden, damit die Gemeinde auch in Zukunft eine ausreichende Gesundheitsversorgung vorweisen könne.
Das Stichwort: Netzwerken. Bürgerinnen und Bürger sollten sich bei der Gemeinde melden, wenn sie jemanden kennen, der Medizinstudent ist, eine Medizinerin, die nach ihrer Elternzeit wieder Teilzeit praktizieren möchte, oder einen Arzt, der derzeit noch an einem anderen Ort tätig ist, aber gerne in die Heimat nach Grenzach-Wyhlen zurückkehren möchte. „Den Zufall erzwingen“ nannte Bürgermeister Tobias Benz das Vorgehen der Gemeinde beim ersten Appell.
„Wir können bisher eine positive Zwischenbilanz ziehen“, erklärt Jacqueline Schwalke-Lämmlin im Gespräch. Schwalke-Lämmlin koordiniert die unkonventionelle Ärztesuche in der Gemeinde. Ob die Hinweise und Tipps aus der Bevölkerung am Ende aber tatsächlich dazu führen, dass sich mehr Mediziner am Stadtort Grenzach-Wyhlen niederlassen wollen, bleibt noch abzuwarten. „Die Zuschriften werden von den ansässigen Ärzten geprüft, und es wird geschaut, ob die Qualifikationen ausreichen“, erklärt Schwalke-Lämmlin. Ebenfalls als positiv bewertet Schwalke-Lämmlin, dass bislang keine sogenannten Spaßbewerbungen im Rathaus eingegangen sind, beziehungsweise gemeldet worden sind.
„Es ist wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern zu sagen, dass sie helfen können“, betont Schwalke-Lämmlin. Aber auch die Verwaltung selbst ist aktiv, wenn es um die Suche nach Medizinern geht, die man an die Doppelgemeinde binden kann. „Wir inserieren in Praxisbörsen, auch werden Flyer an der Uni Freiburg verteilt.“ Die Gemeinschaftspraxis an der Gartenstraße in Wyhlen wurde erst jüngst zur akademischen Lehrpraxis. Die Gemeinde bietet zudem Wohnraum und Kita-Plätze für den Nachwuchs von Medizinern, die sich in Grenzach-Wyhlen niederlassen. Neben potenziell offenen Stellen in der Wyhlener Gemeinschaftspraxis besteht künftig unter Umständen auch die Möglichkeit, dass in der Neuen Mitte Grenzach Praxisräume für eine Ärztin oder einen Arzt eingerichtet werden könnten. Die Gewinnung von Nachwuchsmedizinern ist für die künftige medizinische Versorgung in der Doppelgemeinde essentiell. Das Durchschnittsalter der Hausärzte im Landkreis Lörrach liegt mit 56,9 Jahren bereits jetzt höher als der Durchschnitt in Baden-Württemberg von 55,8 Jahren. Ausschlaggebend für die Standortwahl von jungen Medizinern sind zunehmend weiche Faktoren wie Arbeitsverhältnisse und soziales Umfeld.