Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila – nicht der Inhalt eines Wassermalkastens, sondern die sechs Farben der LGBTQ-Flaggen erhitzen so einige Gemüter. Mit deutlichem Gegenwind mussten sich die Jusos Grenzach-Wyhlen auseinandersetzen. Vor zwei Wochen hat die Gemeinde an mehreren Orten Regenbogenflaggen gehisst. Die Jusos haben das in den sozialen Netzwerken mit einem Online-Video publik gemacht. Was folgte, waren Hasstiraden.

Auf Instagram haben die Jusos Grenzach-Wyhlen nach nur wenigen Tagen, nachdem sie ein Video von den bunten Flaggen online gestellt haben, die Kommentarfunktion ausgestellt. Seitdem kann man weder lesen, was andere User unter das Video gepostet haben, noch selbst Kommentare verfassen. Einzig, dass das Video 54 Likes hat, ist ersichtlich. „Wir haben bisher nicht vor, die Kommentarfunktion unter diesem Video wieder zu aktivieren. Die Verwaltung war zu aufwendig“, erzählt Juso-Ortsvorsitzende Isabell Ferrarotto im Gespräch mit dieser Zeitung. Laut eigenen Angaben wurde das zehnsekündige Video mehr als 6500 Mal angeklickt. Eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass der Instagram-Account der Jusos Grenzach-Wyhlen gerade einmal 190 Follower zählt.

Einerseits gibt es sehr viel Unterstützung und Lob, dass die Flaggen nun gehisst wurden, andererseits wurden mehr als 50 Hasskommentare unter das Video gesetzt, wie die Jusos in einer Pressemitteilung bekannt geben. „Einige sind weniger harmlos als andere. Insgesamt wurden zwei Regenbogen-Flaggen an zwei Standorten der Doppelgemeinde angebracht. Finanziert wurden die Flaggen durch Spenden – der Gemeinde sind dadurch keine Kosten entstanden. Das Anbringen der Flaggen fand auf Initiative der SPD statt, die einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat anlässlich des Pride Month eingebracht hatte. „Diese Kommentare bereiten mir ein großes Unverständnis. Eine Flagge, die Toleranz und Vielfalt symbolisiert, hat niemandem etwas getan“, so Isabell Ferrarotto.

Wer größtenteils hinter den Hasskommentaren unter dem Video der Regenbogen-Flaggen steckt, dazu haben die Jusos ihre eigene Theorie – sie vermuten, dass die Verfasser dem politisch rechten Rand zuzuordnen sind. Marius Kipfmüller, SPD-Ortsvereinsvorsitzender, ergänzt: „Es war abzusehen, dass einige Menschen nicht mit dem Hissen zufrieden sind, aber das ist kein Grund, solche Kommentare zu veröffentlichen.“

Bis Ende August hingen die beiden Regenbogen-Flaggen an den Ortseingängen. „Wir planen, sie im kommenden Jahr im Juni erneut für vier Wochen während des Pride Month zu hissen“, erklärt Isabell Ferrarotto. Der Hass, der sich online in Kommentaren ausdrückt, hat sich bislang aber nicht in der analogen Welt entladen.