Etwa 70 bis 100 streunende Katzen gibt es in Grenzach-Wyhlen, schätzt Hannelore Nuß. Die Leiterin des Tierheims in Rheinfelden setzt sich mit ihrem Team aus überwiegend Ehrenamtlichen nicht nur für Tiere in Rheinfelden, sondern auch in Schwörstadt und Grenzach-Wyhlen ein.

„Jetzt ist wieder Paarungszeit“, blickt Nuß voraus auf die bald ansteigende Population der halterlosen Katzen. Sie will als Rheinfelder SPD-Rätin das Thema Kastration von streunenden Katzen in die Ratsgremien von Grenzach-Wyhlen, Rheinfelden und Schwörstadt bringen und das noch vor der Sommerpause. Sie hofft auf eine Kastrationsverordnung in den Kommunen.

Denn damit die Katzenpopulation nicht außer Kontrolle gerät, lockt das Tierheim-Team die herrenlosen Tiere mit Futterstellen an, um diese zu fangen und zu kastrieren. Eine Kastration kostet bei Katzen zwischen 120 und 180 Euro. Diese Kosten muss das Tierheim alleine schultern. Etwa ein Drittel der Gesamtkosten wird durch Fördergelder der drei Kommunen gedeckt, den Rest muss das Tierheim durch Spenden einbringen. „Die streunenden Katzen in Grenzach-Wyhlen vermehren sich überwiegend in Gärten und Bauernhöfen“, erklärt Hannelore Nuß. Vermittelbar sind diese Tiere nicht. Nach der Kastration und medizinischen Versorgung lässt das Tierheim-Team die Katzen wieder frei. „Die würden eingehen, wenn man versuchen würde, sie daheim zu halten“, sagt Nuß.

Etwa 15 Jahre alt kann eine Hauskatze werden, ihre streunenden Artgenossen werden oftmals nur fünf bis sechs Jahre alt. „Jungkatzen schaffen es oft nicht einmal über das erste Jahr hinaus“, so Nuß. Da sich niemand um die Tiere kümmert, sind sie anfällig für Krankheiten. Oft findet man streunende Katzen mit tränenden Augen und verstopfter Nase.

Doch nicht nur um streunende Katzen kümmert sich das Tierhaus-Team, das etwa zehn Personen zählt, zwei davon arbeiten hauptamtlich, der Rest ehrenamtlich. Auch Hausbesuche stehen auf der Tagesordnung. 50 bis 60 Vor-Ort-Besuche leistete das Team um Nuß alleine im vergangenen Jahr in Grenzach-Wyhlen. Zum Vergleich: In Rheinfelden waren es etwa 500, in Schwörstadt ebenfalls etwa 50 bis 60.

„Wenn die Gemeinde ein Problem bei einer Tierhaltung feststellt, werden wir um Hilfe gerufen. Wir melden Hausbesuche in der Regel an, wenn ich aber ein mulmiges Gefühl habe, komme ich auch mal ohne Anmeldung“, beschreibt Hannelore Nuß den Vorgang eines Hausbesuchs. Sie klingelt an der Türe: „Ich mache es diplomatisch und frage einfach: Kann es sein, dass Sie Hilfe brauchen?“, so Nuß. Wird sie hineingelassen, macht sich Nuß ein Bild von der Gesamtsituation: Wie sieht es mit dem Futter aus, mit dem Gesundheitszustand des Tieres, und wirkt es vernachlässigt?

„Dann können wir ein Folgegespräch vereinbaren“, erklärt Nuß. Wenn ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, lässt die Tierheimleiterin ihre Karte da. „Oft melden sich die Menschen dann doch im Nachhinein bei mir.“ Für den Fall, dass das nicht geschieht, bleibt Nuß hartnäckig: „Im Ernstfall bitte ich auch mal das Veterinäramt um Unterstützung.“ Aber nicht nur die Gemeindeverwaltung hat einen kurzen Draht zur Tierheimleiterin, oft melden sich auch Nachbarn, wenn sie beobachten, dass Tiere verwahrlost wirken.

Neben Katzen sind im vergangenen Jahr auch verstärkt Vögel ins Visier der Tierschützer geraten. Der Bestand an Spatzen, Meisen, Rotkehlchen, aber vor allem an Amseln sei zurückgegangen. Der Klimawandel und seine Folgen haben direkten Einfluss auf die Vogelwelt. „Ich habe im vergangenen Jahr bei Grenzach-Wyhlen geschwächte Reiher und Bussarde von den Feldern geholt. Weil es zu wenig Niederschlag gab, waren die Felder zu trocken“, erinnert sich Nuß. Ein Problem seien auch Katzen, die sich die Vögel holen. „Und dann gibt es wiederum Menschen, die mit Luftgewehren auf eben diese Katzen schießen. Aber das kann nicht die Lösung sein. Da versuchen wir, klärende Gespräche zu führen“, sagt Nuß. In Grenzach-Wyhlen, so attestiert Hannelore Nuß, sei die Tierhaltung im Allgemeinen annehmbar:. „Nicht annehmbar sind aber natürlich die Fälle, die bei uns in der Kontrollschleife sind.“