Häusern – Speicherkapazitäten für Strom gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dem will die Schluchseewerk AG mit einer Optimierung des Häuserner Kraftwerks Rechnung tragen. Am Mittwoch wurde das Projekt „Häusern plus“, der Neubau eines Maschinenhauses in Schachtbauweise, im Rahmen einer zweiten Veranstaltung zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt.
Beitrag zur Energiewende
Ein Viertel der gesamten Pumpspeicherleistung in Deutschland wird von Kraftwerken der Schluchseewerk AG erbracht, führte der Pressesprecher des Unternehmens, Peter Steinbeck, in die Thematik ein. Speicher seien dringend erforderlich, Pumpspeicherkraftwerke ein unverzichtbarer Beitrag zur Energiewende. Um die, wie Steinbeck sagte, außergewöhnliche Speicherkapazität des Schluchsees besser nutzen zu können, ist eine Vergrößerung des rund 100 Jahre alten Häuserner Kraftwerks geplant. Die Einzelheiten stellte Projektleiter Daniel Mennel vor.
Entstehen soll der Neubau eines Maschinenhauses in Schachtbauweise auf dem Kraftwerksgelände neben dem bisherigen Maschinenhaus, erläuterte der Projektleiter. Ausgestattet werden soll das Maschinenhaus mit zwei neuen Maschinensätzen mit besseren Wirkungsgraden bei gleicher Leistung wie der Bestand. Die bestehenden Maschinensätze blieben für Pumpleistungsreserven und Redundanzen erhalten, so Mennel. Erforderlich sei im Zuge des Neubaus auch eine Erhöhung des bestehenden Wasserschlosses Häusern auf bis zu 30 Meter. Die für das Projekt erforderliche Flächenversiegelung beschrieb Mennel als sehr gering, die wenigen notwendigen Ausgleichsmaßnahmen könnten auf dem Kraftwerksgelände selbst erfolgen. Und die baubedingten Wirkungen wie Schall und Emissionen werden nur temporär und lokal sein. Was das Schwarzabecken betrifft, wird es keine Beckenentleerung, sondern nur eine Teilabsenkung geben, der Fischbestand wird gehalten, die Fischdurchgängigkeit gewährleistet.
Zum Stand des Genehmigungsverfahrens und zum weiteren Zeitplan erklärte Michael Hevart, dass Entwurfs- und Genehmigungsplanung abgeschlossen sind und Fachgutachten sowie Antragsunterlagen derzeit finalisiert werden. Der Genehmigungsantrag soll im Dezember beim Regierungspräsidium eingereicht werden. Ein Erörterungstermin ist für Ende 2025 vorgesehen, mit dem Genehmigungsbescheid wird im Herbst 2026 gerechnet, der Baubeschluss soll Anfang 2027 gefasst werden. In Sachen Bauzeit geht man von etwa drei Jahren aus, ein Jahr wird es dauern, das neue Kraftwerk ans Netz zu bringen, so die weitere Planung mit dem Ziel, die Maßnahme 2031 zum Abschluss zu bringen.
Im Anschluss an die Vorstellung des Kraftwerkes hatten die Interessierten Gelegenheit, sich mit Fragen und Anregungen an die Verantwortlichen zu wenden. Die Frage nach den Auswirkungen des Projektes auf den Schluchsee beantwortete Ingenieur Tobias Gebler dahingehend, dass im Rahmen der Baumaßnahmen eine Absenkung über den niedrigen normalen Wasserstand hinaus nicht erforderlich sein wird. Und Mennel ergänzte, der Wasserwechsel werde künftig zwar schneller erfolgen, aber innerhalb der aktuellen Pegelgrenzen. Auf eine weitere Frage erklärte er, das Netz könne die zusätzliche Leistung abführen, dies sei mit dem Netzbetreiber geklärt. Aus den Reihen der Versammlung wurde die Gestaltung des Wasserschlosses als Betonklotz moniert und eine naturnahe Gestaltung angemahnt. Das Wasserschloss werde sich in die Landschaft einfügen, versicherte Mennel, die Darstellung als Betonklotz sei nur zu Visualisierungszwecken erfolgt.
Atdorf nicht mehr in der Schublade
Das Thema Arbeitsplätze bewegte ebenfalls. Die Mannschaft werde weiterbeschäftigt, erklärte Mennel dazu, räumte aber ein, dass künftig weniger Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich seien. Für einige Maßnahmen stünden nur wenige Fachfirmen zur Verfügung, soweit möglich, werde man aber auch Firmen aus der Region einbeziehen. Und wie sieht es mit neuen Pumpspeicherkraftwerken in der Region aus, wird Atdorf im Hotzenwald wieder aus der Schublade geholt? Diese Frage beantwortete Steinbeck unmissverständlich: „Atdorf ist definitiv nicht mehr in der Schublade“.