Aufgrund des unsteten Wetters war keine der Vorstellungen ausverkauft. Drei von acht Terminen mussten sogar ganz abgesagt werden. Am letzten Spielsonntag entschied sich das Theater-Ensemble aus lauter Spielfreude dafür, trotz Nieselregen und kühlen Böen, für die knapp 70 wetterfesten Besucher noch einmal alles zu geben. Und es wurde die witzigste Aufführung der ganzen Spielzeit. Die erste Herausforderung bestand darin, das Stück „Strom“ unplugged zu geben. Das feuchte Wetter machte einen Einsatz der Tontechnik über Headsets unmöglich. Es ging also wie in alten Spielzeiten zu. Ein besonderer Charme und für die Spieler eine Leistung, ohne technische Unterstützung agieren zu müssen und sich auf die Lautstärke ohne Verstärkung umzustellen.

Eine zweite Herausforderung waren die Temperaturen. So steckte mancher Steppke in großen Schuhen und alle Schauspieler waren mit zeitgemäßen Wollkleidern warm eingepackt. Man lässt sich schließlich seine Spielfreude vom Wetter nicht verderben. Eine heiße Suppe backstage sorgte für die nötige Wärme. Es ging in den Wirtshausszenen umso lebhafter und lustiger zu, auch die Kinderszenen waren herrlich lebendig. Traditionsgemäß geben die Spieler in der letzten Aufführung nochmal alles und die Späße werden bis aufs Letzte ausgereizt.

Während sonst die Witwe Merkle (Astrid Müller) für ihr loses Mundwerk nur ein Schnapsglas über den Latz geschüttet bekommt, verpasste ihr der Bauer diesmal gleich die ganze Flasche. Fazit des Regisseurs Gotthard Jost am Ende der Aufführung: „Hüt han i s‘G‘fühl cha, sei öbbis anders in de Guttere g‘si.“ Aber es war tatsächlich nur Wasser und aller Scherz rührte von der reinen Spielfreude.

Rückblickend auf die Saison waren sich die Organisatorin Yvonne Fischer-Lueg und Regisseur Gotthard Jost einig: Eine tolle Truppe, die trotz widriger Umstände, alles gegeben hat. Der Regisseur ging sogar noch einen Schritt weiter: Das Ensemble hat sich gegenüber der letzten Spielsaison deutlich gesteigert und die zu Beginn ausgesprochenen Rüffel bezüglich Probendisziplin haben Früchte getragen. Yvonne Fischer-Lueg verwies zudem darauf, dass es für alle Spieler immer schwieriger werde, Berufsleben und Spielengagement zeitlich unter einen Hut zu bringen. Immerhin rekrutiert das Ensemble Spieler aus den drei Hotzenwald-Gemeinden, Todtmoos und Wehr.
Dank und Anerkennung
Im Film gibt es einen Abspann. Im Freilichttheater gab es für Publikum und Ensemble bewegende Dankes- und Anerkennungsworte des Bürgermeisters von Herrischried, sowie vom Regisseur. Publikum und Ensemble gaben gemeinsam noch ein Geburtstagsständchen für den „Sonnenwirt“, der es sich hatte nicht nehmen lassen, an seinem Ehrentag auf der Bühne zu stehen. Yvonne Fischer-Lueg verabschiedete das Publikum mit den Worten: „Wir sehen uns 2021 wieder!“. In der Zwischenzeit wird traditionsgemäß aus der Feder von Autor Markus Manfred Jung ein neues Stück Heimatgeschichte geschrieben. Und wenn der Regisseur „noch einmal Lust hat, mit unserer chaotischen Truppe zu spielen“, dann werden‘s alle wieder voll Inbrunst tun.
Klausenhoffestspiele
Die Idee der Klausenhoffestspiele entstand 1982 im Vorfeld der 700-Jahr-Feier der Gemeinde Herrischried. Mit der „Herrischrieder Hochzeit“ wird das erste Stück 1983 auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr gründet sich auch die Festspielgemeinde, aus der die Freilichtbühne Klausenhof hervorgeht.