Herrischried – Dem gleichzeitig begangenen Gedenktag der Toten der Kriege in der Ukraine angemessen, war das Konzertprogramm des Gambenensemble Consort de la nuit im Rahmen des Görwihler Kultursommers. „Lamentationes – Vom Klagen“ hatten die fünf Streicher unter der Leitung von Lukas Hamberger ihren musikalischen Einblick in ein Jahrhundert und vier Länder überschrieben, der zu einer intensiven Meditationsstunde wurde. Vom Engländer John Dowland ging ihre tränenreiche Reise über die Italiener Claudio Monteverdi und Biagio Marini zu den Deutschen Dietrich Buxtehude und Johann Heinrich Schmelzer und weiter über die Franzosen Marin Marais, Marc-Antoine Charpentier und Monsieur de Sainte-Colombe zurück zum Engländer Henry Purcell. Den Abschluss machten zwei die Stimmung aufhellenden Werke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach.
Ganz empfindsam und sanft schlich sich das Ensemble in den Fluss der Tränen (“Lachrimae“) der ersten drei gleichnamigen Stücke hinein, mit fein aufeinander abgestimmtem Klangbild, zarten Echos und intensiven langgezogenen Tönen. Melodiöser wirkt Monteverdi, wobei sich das Ensemble in sein weltberühmtes „Lasciatemi morire“, den Todeswunsch aus dem „Lamento d‘Arianna“ geradezu flehentlich hineinschmiegte. Wie ein sanftes rhythmisches Pulsieren gestalteten die Begleitinstrumente die melodische Linie der Geige in Buxtehudes „Klaglied“, und einen Wechsel zwischen polyphonen und homophonen Passagen bot Schmelzers Lamento auf den Tod von Kaiser Ferdinand III. Eine ganz andere Klangqualität eröffneten die Stücke der französischen Komponisten mit ihren kleinintervalligen Seufzerfiguren und Vorhaltsdissonanzen.
Forsch ging das Ensemble die Kompositionen Henry Purcells an. Mit munteren Echowirkungen versahen die fünf Künstler ihre Version von Schütz‘ „Verleih uns Frieden gnädiglich“, hymnisch getragen interpretierten sie den dichten Satz des „Gravement“ aus Bachs Orgelfantasie BWV 572.