Frau Floßmann, wieso haben Sie den Erzieherberuf gewählt?

Das war eigentlich ein Zufall. Während der Hauptschule gab es sogenannte Berufsfindungspraktiken von einer Woche. Damals war für mich nur noch ein Praktikumsplatz im Kindergarten frei, den ich eigentlich gar nicht wollte. Meine Mutter hat mich aber überredet. Die Woche war so toll, dass ich mich spontan entschlossen habe, diesen Beruf zu ergreifen.

Wann kamen Sie nach Höchenschwand?

Nach dem Anerkennungsjahr 1979 in Radolfzell und drei Jahren in einem Kindergarten in Gottmadingen wechselte ich mit 25 Jahren nach Höchenschwand. Damals war noch Pfarrer Rudigier Geistlicher. Nach zwei Jahren habe ich die Leitung des Kindergartens übernommen.

Warum gaben Sie 2015 die Leitung ab?

Die Anforderungen an den Beruf sind mit den Jahren gestiegen. Früher war man hauptsächlich für die Kinder da und hat ihnen lebenswichtige Dinge beigebracht. Mit den Jahren kam immer mehr Bürotätigkeit hinzu. Heute muss der Erzieher allein für die Dokumentation viel Zeit aufwenden und bis zu 600 Fragen pro Kind beantworten. Als Leiterin kommt man vom Schreibtisch gar nicht weg. Ich habe diesen Beruf nicht gelernt, um dann hinter dem Schreibtisch zu sitzen. Die Bürotätigkeit wollte ich eigentlich nicht.

Gab es noch andere Gründe?

Ich habe in den 30 Jahren meiner Leitung immer dafür gekämpft, dass ich Freistellungsstunden bekomme. Das wurde vom Gemeinderat und dem damaligen Bürgermeister immer abgelehnt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich die Doppelbelastung sowohl körperlich als auch psychisch nicht mehr verkrafte. Kinder betreuen, Anleiten von Praktikanten, Eltern- und Lehrergespräche und Büroarbeit waren mir dann zu viel. Dazu kam die Arbeit am Computer, die mir gar nicht liegt.

Würden Sie den Beruf wieder wählen?

Für die meisten Berufsjahre würde ich das bejahen. Die Arbeit mit den Kindern macht mir auch heute noch viel Freude. Ich erinnere mich gerne an die vielen Waldprojekte und die tollen Feste, die wir hier im Kindergarten erlebt haben. Einige unserer jetzigen Erzieherinnen im Kindergarten habe ich als Kleinkinder hier betreut, sie später als Praktikanten angeleitet und während der gesamten Ausbildung begleitet. Heute haben einige davon schon eine eigene Familie und selber Kinder im Kindergarten. Ich kann sagen, dass ich halb Höchenschwand im Kindergarten betreut habe.

Fragen: Stefan Pichler

Zur Person: Renate Floßmann (63) lebt in Höchenschwand. 30 Jahre hat sie den Kindergarten ihrer Heimatgemeinde geleitet, seit 40 Jahren ist sie im Erzieherberuf.