In einer neuen Serie wollen wir die Ortsteile der großen Gemeinden des östlichen Landkreises vorstellen. Den Auftakt macht Günzgen, der östlichste und mit 221 Einwohnern der zweitkleinste Ortsteil Hohentengens.
Günzgen grenzt direkt an die Schweiz. In den letzten Jahren wuchs das Dorf durch die Neubaugebiete auf 221 Einwohner an. Viele junge Familien fühlen sich hier wohl. Zugezogene schätzen den hier noch ausgeprägten Dorfgeist. Einst landwirtschaftlich geprägt ist das Dorf umgeben von Feldern, Wiesen und Waldflächen. Richtung Süden geht es zum zirka zwei Kilometer entfernten Rhein. Die Grenze zur Schweiz ist nur für den Verkehr sichtbar, über die Felder geht es nahtlos zum Nachbarland nach Wasterkingen hinüber. Bei guter Sicht zeigen sich am Horizont die Alpen.
Heute gibt es noch zwei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe im Dorf, viele Einwohner pendeln zur Arbeit in die Schweiz. Dennoch ist Günzgen keine „Wohn- und Schlafstätte“ geworden. Fast aus jedem Haushalt ist jemand bei den Landfrauen Stetten-Günzgen oder der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Viele packten 2018 beim Bau des Spiel- und Generationenplatzes mit an.
Die beiden Vereine prägen auch die Feste im Dorf, den Dämmerschoppen zusammen mit dem Musikverein Stetten-Bergöschingen, das Fasnachtsfeuer und Maibaumstellen, wo sich das ganze Dorf trifft.
Besonderen Unternehmensgeist zeigt die Familie von Dirk Schäuble, der 2015 zusammen mit Vater und Schwiegervater seine „Craft-Bier-Brauerei Brosianer“ in der ehemaligen Scheune eröffnete. Der Name ist übrigens darauf zurückzuführen, dass die vielen Schäubles in Günzgen zur besseren Unterscheidung einst Übernamen erhielten, in dem Fall „die Brosis“.
Groß war die Freude, als im Herbst 2020 nach neun Jahren das Traditionsgasthaus „Kapelleneck“ durch Katharina Hübner, geborene Schäuble, wiedereröffnet wurde – und Corona bedingt leider alsbald wieder schließen musste.
Eine, die in die Fremde ging, ist Eva Bayer (35), geborene Etspüler. Nach einem Jahr in Amerika studierte sie in Augsburg, war Stipendiatin in Belfast und kam 2015 zusammen mit ihrem jetzigen Mann Andi (44) aus Bayern zurück, da sie hier eine Stelle im Schuldienst fand. „Die Zeit in den Großstädten habe ich sehr genossen. Aber wir wollten irgendwann Familie haben und ein Haus bauen, die Kinder einfach rennen lassen können“, entschieden sie sich für Günzgen. Auch, weil hier die Großeltern und die Familie leben, und viele junge Familien wie sie. „Wir haben hier ein aktives und schönes Dorfleben. Wer lieber zurückgezogen lebt, kann es tun, aber man kann auch leicht Kontakte finden und sich einbringen“, ist sie mit ihrer Entscheidung rundum zufrieden.